Kitzbühel, Wörthersee – und jetzt die südsteirische Weinstraße? Es mehren sich Stimmen, die einen Ausverkauf des Juwels befürchten. Die Einkaufstour eines deutschen Unternehmers, der nahezu im Wochentakt Weingärten, Wirtshäuser und Hotels kauft, nährt den Verdacht. Die Übernahme des Weinguts Polz durch einen Wiener Immobilienentwickler ist ein weiteres Indiz.
Wenn sich begüterte Menschen den Lebenstraum vom eigenen Weingut erfüllen und dem Pulsschlag der Region folgen, sind sie willkommen. Sie bringen Geld, Gäste und meist weitere Qualität.
Wenn sich aber Millionäre über gelebte Strukturen hinwegsetzen, schaut die Sache anders aus. So richtig ungemütlich wird es dann, wenn sie anfangen, alles gnadenlos zu überzahlen.
In den letzten Jahren gerieten so manche Weinbauern in Schieflage. Viele hatten enorme Investitionen getätigt und mussten durch Wetterkapriolen Ernteausfälle beklagen. Die Coronakrise verschärft ihre Lage. Sie könnten leider leichte Beute für Spekulanten werden.
Die Weinstraße darf nicht Kitzbühel werden, heißt es. Das sollten vor allem jene Bürgermeister beherzigen, die der Prominenz und dem Reichtum gerne leichtfertig den roten Teppich ausrollen.
Gerhard Nöhrer