Eigentlich ist der Wichtel ja ein Sagenwesen, das im Stillen Gutes tut. Insofern bringen die Macher der „Wichtel Challenge“ den (vor-)weihnachtlichen Brauch wieder näher zurück zu seinen Wurzeln. Beschenkt werden nämlich nicht Freunde oder Familienangehörige, sondern jene, die es meist dringender brauchen.
Was heuer auch in der Steiermark zünden soll, entstand vor zwei Jahren im Rahmen eines Sozialprojekts in Wien. „Wir haben fünf Wochen vor Weihnachten zu einer Challenge auf Facebook aufgerufen“, erinnert sich die aus Oberrettenbach stammende Initiatorin Helene Prenner. Beschenkt wurden zunächst Klienten der Obdachloseneinrichtung „Gruft“, der erste Wunsch war ein simpler Wasserkocher. Um diesen aufzutreiben, wurden eifrig Inserenten auf Onlineplattformen kontaktiert. Dabei zeigte sich: Viele Menschen haben daheim Dinge herumliegen, die sie gerne herschenken möchten.
Immer mehr Wünsche
Die Herausforderung („Challenge“) auf Facebook nahmen aber auch völlig unbekannte Menschen an, posteten Fotos von sich beim Wichteln. „Wir hatten im ersten Jahr 150 Wünsche von Bedürftigen und alle wurden erfüllt“, erzählt Prenner stolz. Medien griffen die Sache auf, kurzfristig wurde auch ein Event auf die Beine gestellt.
Da traf es sich gut, dass Helenes Freund und Initiator Florian Reichl als Unternehmer in der IT-Branche tätig ist. Der junge Ilzer zog einen namhaften Softwarehersteller an Land und programmierte eine Plattform, die Wünscher und Wunscherfüller zusammenführt. Regeln wurden aufgestellt, neue Mitstreiter und Sozialeinrichtungen gefunden - und so gingen schon im zweiten Jahr der „Wichtel-Challenge“ 850 Wünsche Bedürftiger in Erfüllung.
Jetzt wird die Idee auch ins Ausland exportiert, die Schweiz und Deutschland machen den Anfang. „Wichteling soll ein internationaler Begriff werden“, umreißt Florian Reichl seine Vision. Auch in der Steiermark hat sich ein engagiertes Team gefunden, um das soziale Wichteln voranzutreiben. Einrichtungen wie das SOS-Kinderdorf, die Vinziwerke oder der Verein Frauenhäuser sind mit an Bord. Sie sammeln die Wünsche ihrer Klienten und tragen sie selbst ins System ein, oft mit einer kleinen Geschichte dazu. Der Beschenkte bleibt in der Regel jedoch anonym.
>>>Wichtel-Song. Seit einigen Tagen hat die Wichtel Challenge sogar einen eigenen Song, produziert von mehreren Künstlern. Hier ist das Video dazu.
Jeder Wichtel kann sich aus der Liste Wünsche aussuchen, muss das Geschenk aber selbst besorgen und innerhalb von fünf Tagen bei der jeweiligen Einrichtung abgeben. „Damit ist die Logistik komplett ausgelagert“, erklärt Helene Prenner. Ob neu oder gebraucht, preiswert oder teuer, sinnvoll oder nicht – diese Entscheidung liegt ganz beim Wichtel. „Er muss es mit seinem Gewissen vereinbaren können“, sagen die Initiatoren. Als sich etwa ein Obdachloser „ein Packerl Tschick und einen Kornspitz“ gewünscht hatte, bekam er den Wunsch erfüllt. Wer es einfacher will, kann aber auch Geld spenden oder nur beim Geschenke-Einpacken helfen.