Geschlagen, eingesperrt, abgestempelt zum Geisteskranken: Das Leben des 50-jährigen Kurt P. ist von Gewalt geprägt. Besonders schlimm war es dort, wo er sich geborgen fühlen sollte – bei seinen Adoptiveltern auf einem Bauernhof in der Südoststeiermark: in einem von der Politik, den Behörden und öffentlichen Institutionen hochgepriesenen Sozialprojekt für geistig behinderte Kinder und Jugendliche, das vom Wiener Ehepaar Eva Maria und Karl P. Ende der 70er-Jahre ins Leben gerufen worden war – und das ein Kind das Leben kosten sollte.
Vor 35 Jahren wurden die Gräueltaten aufgedeckt, mit Unterstützung der Kleinen Zeitung. Heute spricht Kurt P. erstmals über das Leid und den Schmerz, den er und die anderen Zöglinge dort jahrelang ertragen mussten. „Mutter hat es am Anfang sicher gut gemeint“, glaubt er. „Aber irgendwann ist ihr alles über den Kopf gewachsen. Ihr Verhalten hat sich mit einem Schlag geändert“, erinnert sich Kurt P. „Es stimmt schon, ich war schwer erziehbar, aber wenn du die ganze Zeit geschlagen und gequält wirst, dann wird man so.“