Manuel packt sein breitestes Lächeln aus und zeigt stolz seine strahlenden neuen Zähne. Ob er Angst vorm Zahnarzt hatte? „Aber nein“, grinst er frech. Keine Frage, dieser kleine Mann hat in seinem jungen Leben schon so viel mitgemacht, was soll ihn da ein Zahnarztbesuch noch nervös lassen werden?
Im November 2007 kam Manuel in Leoben mit einem noch unerforschten schweren genetischen Fehler zur Welt. Die Beinchen waren verkümmert, der linke Unterschenkel wurde ihm abgenommen. Auch Niere und Darm funktionierten nicht richtig. Gleich zu Beginn seines Lebens musste das Kind mehrere schwere Operationen über sich ergehen lassen. Manuels Eltern fühlten sich all dem nicht gewachsen. „Sie ließen ihn im Spital zurück. Manuel verbrachte dann noch zwei Jahre allein im LKH Graz“, erzählt Pflegevater Alexander.
Der ausgebildete Familienpädagoge aus Graz-Umgebung, der ursprünglich Chemie studierte, trat 2009 in Manuels Leben. Der Pflegeelternverein hatte lange nach einer geeigneten Familie gesucht und war auf ihn zugekommen. „Es war Sympathie und Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Alexander an die Begegnung im Spital. Mit seiner damaligen Frau nahm er den Buben als Pflegekind auf. Denn dem Steirer, der bereits einen großen Teil seines Lebens Hilfsprojekten auf der ganzen Welt gewidmet hatte, war eines doch bewusst: „Wenn nicht wir, wer wird es sonst tun?“
Im April 2010, also im Alter von drei Jahren, verließ Manuel erstmals das Krankenhaus – wo ihn das Team der Grazer Kinderklinik äußerst liebevoll gepflegt hatte. „Doch der Bub war schwerstens hospitalisiert, konnte nicht gehen oder stehen, kaum sprechen“, erzählt Pflegemama Ulrike. Manuel musste über eine Sonde ernährt werden, kam dreimal pro Woche zur Dialyse. Mit fünf Jahren wurde ihm eine neue Niere transplantiert. Unzählige Spitalsaufenthalte sollten folgen: „Zusammengerechnet war es ein ganzes Jahr“, weiß Ulrike.
Alexanders erste Ehe hielt der Belastung nicht stand, er wurde zum Alleinerzieher. Doch mit Ulrike und ihren zwei Töchtern wuchs man später zu einer bunten Patchwork-Familie an, die sich gegenseitig stärkt. Und das wirkte sich auch auf Manuels Entwicklung aus. Mithilfe einer Prothese und einer Orthese, die sein Knie stabilisiert, kann der Bub wieder laufen. Sogar kleine Wanderungen schafft er. Und er plaudert, lacht, spielt – ganz so wie ein normales Kind.
Doch der kleine Kämpfer braucht noch viel Unterstützung. Der Elfjährige besucht die dritte Klasse Volksschule, ist Integrationskind. „Seine Schulkameraden sind zwar jünger, doch er ist viel kleiner als sie“, erklärt seine Pflegemutter. Freunde zu finden fällt ihm schwer. Nun soll der Bub einen neuen, einen besten Freund bekommen. Ein Assistenzhund soll ihn psychisch stabilisieren und ihm zu noch mehr Selbstständigkeit verhelfen. „Der Hund wird ihn als Integrationshilfe mehrmals die Woche in die Schule begleiten“, erklärt Alexander, auch soll er ihn an das Einnehmen der Medikamente erinnern und bei epileptischen Anfällen anschlagen. Eine weitere wichtige Aufgabe: „Der Hund unterbricht durch Anstupsen bestimmte Verhaltensschleifen bei Manuel.“ Schon körperlich und von seinem Wesen her muss der Assistenzhund die beste Eignung mitbringen. Dann wird mit dem Verein Partner-Hunde Österreich in Salzburg ein Bedarfsprofil für Manuels Begleiter erarbeitet.
Die Kosten – mehr als 20.000 Euro - sind für die Familie aber schwer zu stemmen. Der Verein „Steirer mit Herz“ mit seinem rührigen Obmann Marcel Resch will den noch fehlenden Betrag beisteuern. „Für mich ist das eine Herzensangelegenheit“, betont Marcel, „weil Manuel nicht nur in seiner Entwicklung gefördert werden kann, sondern weil er auch einen besonderen Begleiter und Beschützer bekommt.“