Das geplante obersteirische Leitspital Liezenhält nicht allein den Landtag auf Trab. So haben sich am Mittwoch Mediziner der von Absiedlung betroffenen Standorte mit einem Plädoyer für das zentrale Krankenhaus gemeldet: "Aus fachlicher Sicht ist das Festhalten an der noch aktuellen kleinteiligen Struktur eine Sackgasse", meinte etwa Savo Miocinovic, Leiter der chirurgischen Versorgung Bad Aussee und Rottenmann.

"Fachliche und nicht politische Kriterien"

In einer gemeinsamen Erklärung appellierten Miocinovic, sein Kollege und ärztlicher Leiter Gerhard Melzer sowie Karl Wohak, ärztlicher Leiter, und Christian Kaulfersch, Leiter der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie, beide vom Diakonissenkrankenhaus Schladming, "diese wichtige Entscheidung über die Zukunft der Gesundheitsversorgung im größten Bezirk Österreichs nach fachlichen und nicht nach politischen Kriterien zu treffen." Das Leitspital in Kombination mit geplanten Gesundheitszentren bzw. der geplanten Form der Notfall- und ambulanten Versorgung am Standort Schladming sei "fachlich ohne Alternative".

Versorgungsqualität "nur in Spitälern ab einer bestimmten Größenordnung"

"Damit der medizinische Fortschritt weiterhin auch bei uns in der Region stattfinden kann, braucht es im 21. Jahrhundert Mindestfallzahlen, die an den bisherigen im Vergleich kleineren Standorten nicht erreichbar sind. Nur damit kann die Qualität der Behandlung und auch jene der Aus- und Weiterbildung der Ärzte in der Region gewährleistet werden", hielt das Quartett fest. Medizinische Versorgungsqualität im modernen Ausmaß könne künftig "nur in Spitälern ab einer bestimmten Größenordnung" angeboten werden. "Für die Versorgung, die direkt vor Ort gebraucht wird, sind im 21. Jahrhundert die geplanten Gesundheitszentren die maßgeschneiderte Form."

Unterschriften für Volksbefragung vorgelegt

Die Oppositionsparteien KPÖ und FPÖ im steirischen Landtag haben im Jänner Unterschriften für eine Volksbefragung gegen das geplante Leitspital und für den Erhalt der drei Standorte vorgelegt. Sie soll noch am 7. April stattfinden. Kritiker verwiesen bisher stets darauf, dass manche Ärzte das Leitspital nicht befürworten würden.

Wohak dagegen sagte in der Aussendung der Steirischen Krankenstanstaltengesellschaft (KAGes) am Mittwoch: "Aus unserer Sicht ist es ein notwendiger Schritt, um das Problem der ärztlichen Versorgung und dem Mangel in anderen Berufsgruppen wie zum Beispiel Hebammen oder Physiotherapeuten entgegenzuwirken. Mit dieser Maßnahme können künftig 'Diensträder' weiterhin sichergestellt werden. Angst in der Bevölkerung vor einer Verschlechterung der Versorgung zu schüren, ist verantwortungslos und entbehrt jeder Sachlichkeit."


Melzer dankte der lokalen Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt der bestehenden drei Krankenhäuser einsetzt: "Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten wirklich alles getan, um den Menschen im Bezirk Liezen in der traditionellen Struktur die bestmögliche Versorgung zu bieten. Das haben wir so gut gemacht, dass sich sogar eigene Initiativen für unseren Fortbestand in dieser Form gebildet haben, was für uns selbstverständlich eine Ehre und Anerkennung ist. Faktum ist aber, dass der Weg in Zukunft bedingt, dass wir auch wachsen müssen, um unserer Ärzteschaft genügend verschiedene Fälle bieten zu können, um ihre beruflichen Erfahrungen machen bzw. weiter ausbauen zu können."

Miocinovic sieht ein "Ende des Weges" im Kampf um den Erhalt der chirurgischen Versorgung am Standort Bad Aussee: "Wie man hier im Ausseerland weiß, habe ich seit vielen Jahren hart für den Erhalt der chirurgischen Versorgung am Standort und im Verbund gearbeitet und tue es noch. Aber gerade das berechtigt bzw. verpflichtet mich sogar dazu, zu erkennen und auch zu sagen, wenn das Ende dieses Weges in Sicht kommt und der sinnvolle Weg in Zukunft künftig ein anderer sein muss, nämlich jener über ein Leitspital." Er meinte, dass man junge Spitalsärzte nicht mehr davon überzeugen könne, in Liezen zu leben und zu arbeiten, "wenn wir ihnen kein zeitgemäßes Arbeitsumfeld bieten können". Dazu brauche es eine Mindestgröße des Spitals.

Kaulfersch erklärte: "Seit Jahrzehnten gewährleisten die Diakonissen gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten die medizinische Versorgung in der Region Schladming-Dachstein. Wir haben uns über die vielen Jahre immer weiterentwickelt und haben ganz klar festgestellt, dass aufgrund des medizinischen Fortschritts eine Weiterentwicklung für alle Fachbereiche nur in einer größeren Einheit möglich ist."

(APA)