Schon eine Woche lang schneit es in der Obersteiermark fast ununterbrochen. Hier die aktuellen Ereignisse zur angespannten Lage in der Obersteiermark:
- Es ist durchaus möglich, dass am Dienstag die Lawinenwarnstufe 5 ausgerufen wird. Diese höchste Stufe wurde zuletzt vor zehn Jahren ausgerufen. Alexander Podesser von der Zentralanstalt für Meteorologie wies in der Sendung "Steiermark heute" darauf hin, dass man schon lange nicht solche Schneehöhen zu dieser Jahreszeit erreicht hatte.
- Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hat für Dienstag um 14 Uhr den Landeskoordinationsausschuss einberufen. Dabei werden Einsatzkräfte die Landesregierung über die aktuelle Lage in der Obersteiermark informieren. Notwendig wurde das aufgrund der schlechten Wetterprognosen. Die Landesregierung wird darüber beraten, wie man die Einsatzkräfte weiter bestmöglich unterstützen kann.
- Während in der Obersteiermark der Schnee regiert, merkt man im Süden des Landes wenig davon. In der Landeshauptstadt Graz und in der Umgebung, wo gut ein Drittel aller Steirer wohnt, ist auch in den nächsten Tagen kein Schnee zu erwarten.
- Landeswarnzentrale rechnet nicht mit schneller Aufhebung der Sperre der B114. Hohentauern könnte somit noch länger von der Außenwelt abgeschnitten bleiben.
- Laut Landesschulrat gibt es im Bezirk Liezen 58 Schulen mit 3000 Schülern. Doch lediglich die Volksschule Nikolai/Sölktal ist derzeit gesperrt. Sonst gab es überall Schulbetrieb. Zwar fehlten rund 20 Prozent der Schüler, aber nur eine einzige Lehrerin. Der Cluster Aussee hat ab Dienstag geschlossen, weil Straßen gesperrt sind. Einige Kinder und Lehrer, die nicht mehr nach Hause konnten, wurden privat untergebracht.
- Zwei Maschinen des Bundesheeres sind Montagnachmittag von Aigen im Ennstal zu Versorgungs- bzw. Erkundungsflügen gestartet. Eine Alouette III war in Richtung der abgeschnittenen Radmer im Bezirk Leoben losgeflogen. Der Helikopter soll dringend benötigte Sauerstoffflaschen für einen Patienten in der Ortschaft Radmer bringen.
- Bergrettung musste in St. Nikolai im Sölktal einen Mann von seiner Hütte herunter ins Tal begleiten.
- Der Straßenerhaltungsdienst des Landes befindet im Dauereinsatz. Im Norden sind „im Zwei-Schichtbetrieb 104 Räum- und Streufahrzeuge und 15 Schneefräsen unterwegs“, schildert man der Kleinen Zeitung. In den betroffenen Regionen ist der Salzbedarf in dieser Woche so groß wie sonst in einem Durchschnittswinter. Vorsorglich hat man „einige Fahrzeuge noch vor der Errichtung der Straßensperren nach Eisenerz, Radmer etc. verlegt“, ergänzt Leiter Franz Zenz. Verstärkung mit Fahrzeugen kam aus der Ost- und Südsteiermark. Hochbetrieb hersche zudem in Winterdienstzentralen der Straßenmeistereien, die ebenfalls rund um die Uhr besetzt seien. Und in den Zentralwerkstätten, um Schäden etc. rasch zu beheben.
- Mehrere Bahnverbindungen mussten gesperrt werden. Die ÖBB ersuchen die Fahrgäste, sich rechtzeitig online über die Einschränkungen zu informieren.
- In den Gemeinden Pölstal und Hohentauern (Bezirk Murtal) wurde zu Mittag der Katastrophenzustand ausgerufen.
- Auch heute sind 26 Straßen gesperrt, darunter auch die B320 zwischen Trautenfels und Espang. Rund 1900 Menschen sind in der Obersteiermark noch von der Außenwelt abgeschnitten.
- Für die auswärtigen Schüler der höheren Schulen in Eisenerz wurden die Ferien verlängert, im Bezirk Liezen blieben heute 60 Schüler schneebedingt zuhause.
- Auch der Pötschenpass (B145) wurde wegen Lawinengefahr gesperrt. Damit keine direkte Verbindung vom Ausseerland nach OÖ mehr.
- Im Bereich St. Nikolai im Sölktal gingen am Sonntag mehrere Staublawinen ab. Eine davon sogar in der Nähe von besiedeltem Gebiet. Eine weitere verschüttete die gesperrte Sölkpassstraße.
- In St. Johann am Tauern bedrohte eine 80 Meter lange Schneewechte zwei Wohnhäuser. Die Feuerwehr bannte die Gefahr.
- Seit Sonntag 20 Uhr ist auch die Zufahrt zum Skiresort Loser in Altaussee gesperrt. Anrainern wurde empfohlen, ihre Häuser zu verlassen.
- Meteorologe Sudy sagt: "Schon ab Dienstag wird es wieder Schnee und Sturm geben."
- Die Lawinenwarnstufe bleibt mit Stufe 4 der fünfteiligen Gefahrenskala weiterhin groß.
Auch am Montag bleibt die Situation in den eingeschneiten Gebieten in der Obersteiermark angespannt. Seit Sonntag sind in der Obersteiermark verbreitet bis zu 20 Zentimeter Neuschnee dazugekommen, im Toten Gebirge sogar ein halber Meter. In den Gemeinden Pölstal und Hohentauern hat sich die Situation weiter zugespitzt, dort haben die jeweiligen Bürgermeister kurz nach Mittag den Katastrophenzustand ausgerufen. Es bestehe Gefahr für Leib und Leben. In der BH Murtal tagt ein Krisenstab.
In der Landeswarnzentrale hofft man weiter, endlich Erkundungsflüge mit den Lawinenkommissionen durchführen zu können. Doch bisher ließ es das Wetter (Schnee bzw. Schneeregen, schlechte Sicht) noch nicht zu - auch sehen die Prognosen kaum Besserung im Laufe des Tages.
Dennoch werde man versuchen im Nahbereich des Fliegerhorstes Aigen Wettererkundungsflüge durchzuführen, sagte Oberst Gerhard Schweiger vom Militärkommando Steiermark am Morgen. Inzwischen wurde ein solcher Flug gestartet. Man hofft nun, so wie am Sonntag, dass sich kurzfristig Löcher in der Wolkendecke bilden. Zwei Alouette 3 stehen jederzeit zum Abheben bereit und können binnen 15 Minuten in der Luft sein.
Im Video des Bundesheeres erläutert der stellvertretende Staffelkommandant Hauptmann Florian Urf die Herausforderungen für die Piloten.
Der Lawinenlagebericht weist weiterhin Warnstufe 4 (groß) für die gesamten Nordalpen oberhalb der Waldgrenze aus. In den Niederen Tauern herrscht Stufe 3 (groß). "Es besteht weiterhin die Möglichkeit, dass sich sehr große Lawinen spontan lösen. In den tiefen Lagen können sich Gleitschneelawinen entladen", heißt es im aktuellen Bericht. Die gesperrte Straße auf den Sölkpass wurde von einer Lawine verschüttet, auch in der Nähe von besiedeltem Gebiet bei St. Nikolai ist eine Staublawine abgegangen. Bereits zuvor hatte eine Lawine die Hochschwabstraße (B24) zwischen Wildalpen und Weichselboden verlegt.
Wegen Lawinengefahr wurde am Vormittag auch der Pötschenpass zwischen Bad Aussee und St. Agatha gesperrt. Da auch der Plöckenpass zu ist, sind beide direkten Verbindungen ins oberösterreichische Salzkammergut gesperrt. Auch die Zugverbindung ist unterbrochen.
Suchaktionen
Zwei Suchaktionen beschäftigten die Bergretter in den eingeschneiten Regionen. So wurde auf der Tauplitzalm am Sonntagabend eine Person als abgängig gemeldet, konnte aber bald unverletzt aufgefunden werden. In St. Nikolai im Sölktal suchte die Bergrettung nach einem Mann, der auf die Seifriedalm unterwegs war. Er traf jedoch unversehrt am Ziel ein.
In St. Johann am Tauern schauftelten die Einsatzkräfte am Sonntagnachmittag sechs Stunden lang mit der Hand eine massive Scheewechte ab, die zwei Wohnhäuser bedrohte.
Nur 60 Schüler blieben daheim
Im von den Schneefällen und starkem Wind am stärksten betroffenen obersteirischen Bezirk Liezen sind von rund 3000 Schülern am Montag rund 60 nicht zum Unterricht erschienen. Im Borg Eisenerz (Bezirk Leoben) wurde "intern" unterrichtet, sprich es waren jene Schüler und Lehrer anwesend, die im Ort oder in der Nähe wohnen. Mehr dazu hier.
Bis auf die Volksschule St. Nikolai im abgeschnittenen Sölktal - mit rund 40 Schülern und vier Lehrern - und einige kleinere Schulen war der Unterricht überall aufrecht, hieß es aus der Bildungsdirektion. Nur eine einzige Lehrerin konnte im Bezirk Liezen nicht zum Unterricht erscheinen. Die geringen Fehlzahlen dürften auch darin begründet liegen, dass viele Schüler und Lehrer an extreme Wetterbedingungen im Winter gewöhnt sind.
Situation im Bezirk Leoben
Auch im Bezirk Leoben sind einige Ortschaften nicht oder nur erschwert erreichbar. Die Lawinenkommission in Radmer entschied Montagvormittag, dass die L127 gesperrt bleibt. "Die Situation hat sich überhaupt nicht verbessert, ist eher durch kurze Temperaturerhöhung noch gefährlicher geworden. Deshalb ist es nicht möglich die Straße zu befahren", so Bürgermeister Ludwig Gottsbacher Montag Mittag. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden versorgt. Im Ort ist auch die ärztliche Versorgung gewährleistet, weil der Arzt Josef Lamprecht im Ort ist, auch die Versorgung mit Lebensmitteln ist durch Bettina und Siegfried Strasser ist gewährleistet. Dienstag soll eine Sitzung der Kommission die nächsten Schritte klären.
In Eisenerz trat die Lawinenkommission auch Montagvormittag zusammen. Die Situation bleibt unverändert: Die Sperre des Präbichl bleibt aufrecht.Bürgermeisterin Christine Holzweber betont aber, dass Eisenerz nicht eingeschlossen ist. "Wir können in Richtung Norden nach Steyr fahren", erklärt sie und hofft, dass sich Montagnachmittag ein Wetterfenster für Erkundungsflüge auftut. "Die Hubschrauber des Bundesheeres stehen ja in Aigen bereit", erzählt sie.
Versorgungsprobleme mit Lebensmitteln gibt es derzeit noch nicht. "Die Lager unserer Geschäfte sind gut gefüllt, aber wenn das Wetter so bleibt und sich nicht bessert, dann gehen auch hier die Reserven aus", so Holzweber. Probleme könnten durch die derzeitigen Routen der Zulieferer erfolgen. "Es wird über den Buchauer Sattel gefahren, wie mir gesagt wurde, über Oberösterreich sei es, laut meinen Informationen, zu weit. Aber wir sind dran, eine Lösung zu finden", so die Ortschefin.
Die Freiwillige Feuerwehr Eisenerz war mit Unterstützung der Kollegen aus Kirchlandl, Mooslandl, Hieflau und der Betriebsfeuerwehr VA Erzberg Sonntagnachmittag in die Eisenerzer Ramsau ausgerückt, um das Dach des JUFA-Hotels von den Schneemassen zu befreien, immerhin liegen dort mehr als zwei Meter Neuschnee.
Eisenerz und Hieflau sind aus Richtung Leoben seit Freitag nicht erreichbar. Wobei es die Bewohner gefasst nehmen. „Früher war das ganz normal, dass wir ein Mal im Jahr eingesperrt waren“, erzählt Aurelia Koppler aus Eisenerz. Angst habe sie keine, denn die medizinische Versorgung sei durch das Gesundheitszentrum, das übers Wochenende in Bereitschaft war, gewährleistet. „Und zum Essen habe ich auch genug zu Hause.“ Ralph Plassnegger macht es wie viele Betroffene, er schaufelt meterhohen Schnee weg.
Die Wetterprognosen
Bis Montagabend wird eine leichte Entspannung der Situation erwartet. Kopfzerbrechen bereitet den Meteorologen jedoch die Nacht auf Dienstag. Bis Freitag sind dann wieder bis zu 50 Zentimeter möglich. „Mit der Situation, die wir jetzt haben, ist jeder Zentimeter zu viel“, so Albert Sudy von der Zamg.