Die Geschworenen fällten am Mittwochabend einen Schuldspruch. Samir S. (24) wurde zu sieben Jahren, Evrim B. (38) zu acht Jahren Haft verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Der Prozess gegen die zwei mutmaßlichen Jihadisten ist am Mittwochvormittag im Grazer Straflandesgericht fortgesetzt worden. Die beiden Männer mussten sich wegen terroristischer Vereinigung, krimineller Organisation und Bildung einer staatsfeindlichen Verbindung verantworten. Bei einem von ihnen wurden Anleitungen für Sprengstoff-Anschläge gefunden, die ein Gutachter als "voll funktionstüchtig" einstufte.

Beim jüngeren der beiden Beschuldigten waren bei einer Hausdurchsuchung auf einem USB-Stick Anleitungen für terroristische Aktionen entdeckt worden. Es gab auch mehrere Bombenbaupläne, die von einem Sprengstoff-Sachverständigen untersucht wurden. "Das sind Schaltbilder, die elektrotechnische Grundschaltungen darstellen. Die Standardschaltungen wurden um elektronische Detonatoren erweitert, um eine Sprengung auszulösen", erklärte der Gutachter. "Alle Schaltungen sind voll funktionstüchtig", bestätigte der Experte auf Frage des Richters, ob man aus diesen Plänen tatsächlich Bomben hätte herstellen können.

Einfach wie ein Kochrezept

Auf dem USB-Stick fand sich auch eine Anleitung, wie man eine Sprengung mit einem Mobiltelefon zünden könne. "Das ist eine Anleitung für eine Fernauslösung, die funktioniert", meinte der Sachverständige. Eine weitere Anleitung betraf die Herstellung eines Sprengstoffes aus Salpeter, Schwefelsäure und Glycerin sowie die Erzeugung von Napalm. Den Schwierigkeitsgrad der Herstellung eines solchen Stoffes beschrieb der Gutachter "vom Niveau her wie ein normales Gericht, so, als ob man kochen würde".

Unter den Zeugen befanden sich immer wieder Männer, die selbst als Verdächtige einvernommen wurden oder sogar in Untersuchungshaft saßen, weil man bei ihnen ebenfalls ein Nahverhältnis zur Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) vermutete. Einer von ihnen - er wurde befragt, weil er 2015 in einem radikalen Glaubensverein war - betonte mehrmals, dass er sich von allen Aktivitäten zurückgezogen habe. Seit sein Bruder "in der Türkei verschwunden ist" wolle er selbst nur mehr "ein ruhiges Leben". Das glaubte ihm der Staatsanwalt nicht so ganz: "Er hat sich dem IS angeschlossen, das wissen sie genau", war der Ankläger überzeugt.

Ein Urteil wurde für den Abend erwartet, am Nachmittag waren noch letzte Zeugen geladen. (APA)