Die gute Nachricht vorweg: Am Donnerstag sind in der Steiermark keine schweren Gewitter mehr zu erwarten. "Die durchgezogene Kaltfront hat eine Stabilisierung des Wetters gebracht", so die Zamg. Zeitweise regnet es zwar noch, im Laufe des Tages lockern die Wolken dann etwas auf, und die Sonne kann zwischendurch hervorkommen.
Gestern sah die Unwetter-Lage anders aus: Binnen zwölf Stunden waren am Mittwoch laut Landesfeuerwehrverband 125 Feuerwehren in der Steiermark an 192 Einsatzorten zur Stelle. 65 Mal wegen Unwetter und 36 Mal wegen ihrer Folgen (Auspumpen etc.). Mittwochabend kamen Einsätze in Lieboch, am Steinberg oder Eisbach-rein dazu. In Graz regnete es heftig, aber Sturm verschonte die Stadt. Laut Magistrat Graz gab es 30 Einsätze der Feuerwehr. Tagsüber waren 430 Mitarbeiter der Holding Graz am Aufräumen.
Viel Schaden im Westen
Außerhalb von Graz war Piberegg (Bärnbach), nicht weit des Bundesgestüts, ein Brennpunkt: Dort ist der Freisingbach stark verklaust. Bäume waren auf Häuser gestürzt. Auch ein Hof war von der Außenwelt abgeschnitten. Daher hat Vize-LH Michael Schickhofer den Ortsteil zum Katastrophengebiet erklärt. Land und BH koordinieren dort nun die Einsätze - diese laufen am Donnerstag voll an.
Nach der heftigen Gewitterfront, die am Dienstagabend über die Steiermark gezogen ist - allein in der Steiermark registrierte das österreichische Blitzortungssystem Aldis 4.686 Einschläge - waren Mittwochabend noch Dutzende Haushalte ohne Strom.
In der Nacht waren noch 20 Trafostationen der Energie Steiermark außer Betrieb. Betroffen waren die Gemeinden Kainach bei Voitsberg, der Raum Gasen, Falkenstein bei Fischbach sowie Rettenegg (Bezirk Weiz). Viele der kaputten Leitungen konnten dann provisorisch instand gesetzt werden. Die tatsächlichen Reparaturarbeiten am Netz dürften noch Tage oder Wochen dauern.
Die Unwetter-Warnung bleibt aufrecht. Am Mittwoch wurden wieder Gewitter und Starkregen erwartet. In Graz gab es am Abend Entwarnung: "Die Zellen haben in Slowenien an Kraft verloren", fasste Wolfgang Hübel, Sicherheitsmanager im Magistrat zusammen.
Mit 140 km/h
Rund 1.500 Kräfte waren im Einsatz. Allein In Graz halfen elf Wehren aus GU aus. Der steirische Feuerwehrverband sprach von orkanartigen Windböen mit Spitzen über 140 km/h (gemessen in der Grazer Kärntner Straße), einer Vielzahl von entwurzelten bzw. geknickten Bäumen sowie heruntergebrochenen Ästen. Dächer wurden beschädigt oder abgedeckt. Straßen, Gehwege und Gleisanlagen waren blockiert.
"Feuerwehren, das Rote Kreuz, das Kriseninterventionsteam ... alle Organisationen haben großartige Arbeit geleistet", bedankte sich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer. Er war Dienstagnacht noch bis spät in die Nacht hinein mit dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl und Bürgermeistern aus den Umlandkollegen in Kontakt.
Dach wird über Schönaugürtel geweht
Zum Nachlesen
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Todesopfer im Grazer Stadtpark
Im Stadtpark in Graz kam ein 26-jähriger Rumäne ums Leben, als er von einem umfallenden Baum getroffen wurde. Ein rund 40 Meter hoher Fichtenbaum war auf ihn gefallen. Der junge Mann hatte sich mit einigen weiteren Personen im Stadtpark aufgehalten, konnte jedoch nicht rechtzeitig davon laufen. Er wurde unter dem umstürzenden Baum begraben. Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr bargen den 26-Jährigen, der Notarzt konnte jedoch nur mehr den Tod feststellen. Die Angehörigen wurden vom Kriseninterventionsteam betreut.
Aufgrund der zahlreichen entwurzelten Bäume und der damit verbundenen Gefahren verordnete die Stadt Graz ein Platzverbot für den Stadtpark und den Schloßberg. Und die Sperre für den Stadtpark bleibt jedenfalls bis Sonntag aufrecht, auch Teile des Leechwaldes und beim Rosenhain sind abgesperrt. Die Schloßbergbahn hat am Nachmittag wieder den Betrieb aufgenommen.
Der Unglücksort im Grazer Stadtpark
Rund um den Stadtpark kam es zu Verkehrsbeeinträchtigungen aufgrund temporärer Sperren. Rund 350 Einsatzkräfte sämtlicher Einsatzorganisationen waren in den Nachtstunden mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) drückte gegenüber den Angehörigen eines Mannes, der bei dem Unwetter im Grazer Stadtpark ums Leben gekommen ist, sein Mitgefühl aus. Er und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) haben am Mittwoch rasche Hilfe für Betroffene angekündigt.
Aufräumen im Stadtpark
Das Unwetter im Rücklick
Am Grazer Schönaugürtel wurde ein Blechdach durch die orkanartigen Windböen auf die Fahrbahn sowie auf eine Oberleitung geschleudert, wodurch es auch zwischenzeitlich zu Verkehrsbehinderungen kam. Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Graz konnten das Blechdach entfernen ohne die Leitung zu beschädigen. Es gab keine Verletzten.
In der Grazer Gallmeyergasse riss der Sturm die Dacheindeckung sowie Teile des Dachstuhles vom Dach eines Mehrparteienhauses. Aufgrund herunter fallender Deckenteile und des Wassereintritts war das 2. Obergeschoss nicht mehr bewohnbar, woraufhin das Mehrparteienhaus geräumt werden musste. Verletzt wurde niemand.
Am Eggenbergergürtel wurden zwei Tische (rund 1,5 x 1 Meter) vom Dach eines Hauses direkt auf einen vorbeifahrenden 22-jährigen Pkw-Lenker geweht. Dabei wurden Windschutzscheibe und Autodach erheblich beschädigt, sodass der Pkw abgeschleppt werden musste. Der Lenker blieb unverletzt.
Aber auch außerhalb von Graz kam es zu Schäden. Im Ortsgebiet von St. Marein bei Neumarkt (Bezirk Murau) fiel ein entwurzelter Baum auf die B317 Friesacher Straße und traf einen vorbeifahren 62-jähriger Pkw-Lenker aus dem Bezirk Murau. Er und seine Beifahrerin blieben unverletzt. Am Pkw entstand erheblicher Sachschaden. Die B317 war in der Zeit von 16.35 bis 18 Uhr zwischen Perchau und Neumarkt in der Steiermark für den gesamten Verkehr gesperrt.
Im oststeirischen Raabtal hatte ein Baum nahe dem Bahnhof Studenzen-Fladnitz die Gleise der Ostbahnstrecke der ÖBB blockiert.
Im Bezirk Voitsberg kam es auf mehreren Streckenabschnitten (B70, B77, L346, L348 sowie der Blocklochgrabenstraße) zu Straßensperren aufgrund der über die Fahrbahn liegenden Bäume. Auf der B70 Packer Straße im Bereich der sogenannten „Mattl-Kehre“ stürzte ein Baum auf einen Pkw. In Bärnbach krachte ein Baum auf ein Hausdach, wodurch erheblicher Sachschaden entstand. Personen wurde nicht verletzt. BH Hannes Theißl ist mit Geologen, seinen Mitarbeitern und den Einsatzkräften im Auftrag von Vize-LH Michael Schickhofer unterwegs, um die Sicherheit vor Ort wieder herzustellen.
Unwetterwarnung bleibt aufrecht
Seitens der ZAMG - Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik - wurde am Mittwoch eine Unwetterwarnung erlassen, auch Graz ist betroffen. Gültig ist diese von Mittwochfrüh bis Donnerstagfrüh.