Die Grazer Stadtregierung rechnet mit acht bis neun Millionen Euro an Kosten allein für die Bewerbung für Olympia 2026. Die Mittel dafür sollen - so der Plan von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und seinem Vize Mario Eustacchio (FPÖ) - von Bund, Land, Stadt und teilnehmenden Gemeinden gemeinsam gestemmt werden. Für eine Volksbefragung vor dem 31. März bleibe jedoch keine Zeit.
Die Forderung der KPÖ nach einer Volksbefragung habe Nagl nicht überrascht, die Frage sei aber, ob es überhaupt gut sei, die Bevölkerung über so eine Veranstaltung abstimmen zu lassen, denn der Mehrwert sei unbestritten: "Wir stimmen ja auch nicht darüber ab, ob es wieder einen steirischen herbst gibt," sagte er am Mittwoch. Vor dem Stichtag Ende März, an dem der "Letter of Intent" beim Internationalem Olympischen Komitee (IOC) einlangen muss, sei eine Befragung ohnehin nicht machbar. Mache man sie danach und bringe sie ein Nein, müsste man die Bewerbung vielleicht zurückziehen und das sei "blamabel". "Innsbruck hat das auch nicht gut getan", meinte Nagl im Nachsatz.
Bis Mittwoch, 17 Uhr stimmten schon 3300 Kleine-Zeitung-User in einer Online-Umfrage ab, mit dem Zwischenergebnis: 43 Prozent sprachen sich für, 57 Prozent gegen Olympia in der Steiermark aus.
Eustacchio zufolge wurde "die Stadtregierung gewählt, um Entscheidungen zu treffen". Das tue man nun auch, wenngleich sich die FPÖ dem Wunsch nach einer Volksbefragung im Nachhinein nicht verweigern wolle: "Das Volk entscheidet." Der Vizebürgermeister fragte sich jedoch, mit welchem Argument die KPÖ nun Olympia eine Absage erteilt, den Special Olympics aber zugestimmt hat. Die Dimensionen seien vergleichbar, denn die Anzahl der Athleten sei ähnlich. Nagl betonte, dass mit Olympia auch die Paralympics wenige Wochen danach in der Steiermark stattfinden würden. Außerdem würde man die für die Ski-WM 2013 in Schladming errichtete Infrastruktur nutzen und damit nachhaltig wirtschaften.
Eine Milliarde Euro vom IOC
Der Bürgermeister rechnet mit einer Milliarde Euro, die das IOC für die Austragung der Spiele springen lasse. Diese Chance müsse man nützen, jedoch "ohne Großmannssucht". Man wolle das Gegenmodell ausprobieren, sich Lillehammer 1994 als Vorbild nehmen und die Sportler in den Mittelpunkt stellen. Bestehende Sportstätten sollen genützt werden und nicht Bauten ohne Nachnutzung entstehen. Nagl sehe nach Druck von Sportlern und Medien auch Signale beim IOC, umzudenken, denn vieles sei zuletzt bei den Spielen nicht in Ordnung gewesen. Der Bürgermeister teile diesen Unmut und will daher "keine großen Kosten verursachen". Ziel sei es, die Olympischen Winterspiele wieder in einer alpinen Region abzuhalten.
Nagl wolle sich möglichen Partner-Städten und Gemeinden nicht verschließen und habe noch am Dienstag eine positive Rückmeldung aus Bayern bekommen: "Die wollen dabei sein." Das deutsche Bundesland könne eine Bobbahn in Königssee und eine Eisschnelllaufbahn in Inzell bieten, die man sicher nicht extra für Olympia in Graz bauen wolle. Dem Bürgermeister schwebt ein Image vor: "Innsbruck ist heute noch - 40 Jahre danach - die Olympia-Stadt. Es wäre schön, wenn Graz auch in 40 Jahren noch Olympia-Stadt genannt wird."
Grazer Gemeinderat soll am 15. März entscheiden
Der Beschluss im Grazer Gemeinderat soll, wenn es nach Nagl geht, voraussichtlich am 15. März fallen: "Wir müssen jetzt schnell sein, um noch dabei zu sein." Zur Finanzierung konnte das Stadtoberhaupt bisher noch wenig sagen, denn erst müsse alles durchgerechnet werden. Umso erstaunter war er, dass die Gegner sofort da waren, "obwohl noch nicht einmal gescheit informiert" wurde. Fest stehe, dass bei den Kosten jede teilnehmende Gemeinde einen Anteil wird abliefern müssen. Außerdem hofft man auch auf das Land und will diesem möglichst bald ein Gesamtkonzept vorlegen.
Merkur-Arena in Graz überdachen?
Nagl (ÖVP) konkretisierte am Mittwoch seine Ideen für die "Host City" Graz. Olympia bedeute "eine enge Kooperation mit den Investoren der Smart City Reininghaus, wo das olympische Dorf entstehen soll, das im Anschluss als Wohnraum für 3.000 Menschen weiter genutzt" werden könne. Außerdem fasste er eine Überdachung der Merkur Arena in Liebenau ins Auge, die eventuell mit dem steirischen Spezialtextil-Hersteller Sattler AG konstruiert werden könnte. Das Verkehrskonzept könnte ein Gondelprojekt aufleben lassen, mit dem sich die Verkehrsströme aus dem Stadtgebiet verlagern ließen.
IOC zeigt sich "offen für Gespräche"
Thomas Bach, der Präsident des Internationale Olympische Komitees (IOC), kennt die Absicht von Graz/Schladming und eine mögliche Bewerbung für Winterspiele 2026 bisher nur aus den Medien. Das sagte der Deutsche am Mittwoch in einer Telefon-Medienkonferenz mit internationalen Agenturen.
Er schickte voraus, dass es zuerst der Unterstützung des Nationalen Olympischen Komitees für so einen Plan bedürfe. "Und dann sind wir glücklich und bereit, mit diesen Städten und dem Nationalen Olympischen Komitee zu sprechen", erklärte Bach. Man befinde sich - betreffend möglicher Kandidaturen für 2026 - immer noch in einer Vorstufe des Dialoges. "Wir diskutieren mit verschiedenen Städten von drei verschiedenen Kontinenten."
Eine Bewerbung muss bis Ende März in Form eines "Letter of Intent" (Absichtserklärung) an das IOC angemeldet werden, bis September ein fertiges Konzept stehen. "Wenn das Österreichische Olympische Komitee und diese zwei Städte Informationen wollen oder einen Dialog mit dem IOC, heißen wir sie willkommen und sind sehr offen."