Am Tag nach der Brandkatastrophe auf dem Bergbauernhof mit drei Toten ist ganz Graden auf den Beinen. Von Beschaulichkeit ist auf dem engen Dorfplatz keine Spur. Im Minutentakt halten Autos an, Menschen steigen aus und steuern vollbepackt auf das ehemalige Gemeindeamt zu.
Dort in der Garage hat der Elternverein der Volksschule eine Spendensammelstelle eingerichtet. Spielzeug, Wäsche, Schulsachen und Toiletteartikel werden säuberlich in Schachteln sortiert. Immer wieder stecken Leute Scheine in das fette Sparschwein auf dem Tresen.
Graden: Drei Menschen nach Brand vermisst
Von einem „Lauffeuer der Hilfsbereitschaft“ spricht Heimo Ortner vom Elternverein. Mag die Wortwahl angesichts des tödlichen Feuers auch unpassend erscheinen, so trifft es den Punkt. Alle wollen Eva Sch., ihrem Sohn Andre (7) und ihrem Lebensgefährten Michael in ihren schwersten Stunden zumindest materiell unterstützen. „Ihnen ist nichts geblieben, außer die Wäsche, die sie am Leib trugen“, sagt Köflachs Bürgermeister Helmut Linhart. Zumindest ein Dach über dem Kopf hat die Familie wieder. Ein Immobilienmakler stellt ihr eine voll möblierte Wohnung in Köflach für ein halbes Jahr kostenlos zur Verfügung.
Frisch eingezogen
„Dabei hat Eva erst im Obergeschoss ihres Heimathauses alles neu hergerichtet, voriges Jahr zu Weihnachten ist sie eingezogen. Sie hat daheim am Hof geholfen, ihre Mama auf die Kinder geschaut“, erzählt Sabrina Zingl. Sie ist die beste Freundin von Eva Sch. – nun sogar mehr: „Ich bin jetzt ihre Familie“, sagt die Voitsbergerin, die ihrer Freundin Beistand leistet, Behördenwege erledigt und all das von ihr fernhält, was sie zusätzlich belasten könnte. Zingl war es auch, die schon am Stefanitag die ersten Hilfsaufrufe gestartet hatte – und die von Eva frühmorgens als erste angerufen war: „Unser Haus brennt und den Maxi suchen sie noch.“
Die Brandermittler des Landeskriminalamts gehen davon aus, dass das Feuer im Vorraum im Erdgeschoss ausgebrochen war. Der elektrische Verteilerkasten oder eine Kerze kommen derzeit als Auslöser in Frage. Dass nicht noch mehr Menschen starben, ist auch einem Zufall zu verdanken. Michael S. bemerkte das Feuer gegen fünf Uhr, weil er aufs Klo musste. Da die Flammen bereits den Ausgang versperrten, flüchtete er über den Balkon, sprang in die Tiefe, holte vom Nebengebäude eine Leiter und konnte so Eva Sch., Andre und seine drei leiblichen Kinder ins Freie retten: Elisabeth, Marian und Adrian durften die Weihnachtsfeiertage bei ihrem Vater verbringen.
Hausbesitzerin Brigitta Sch. (70) wollte offenbar noch ins Freie flüchten oder schaute nach, kam aber nur bis in den Vorraum. Sie starb ebenso wie ihr zweijähriger Enkel Max, der neben ihr im Gitterbett geschlafen hatte und die frühere Magd Dora (77), um die sich Brigitta Sch. bis zuletzt liebevoll gekümmert hatte.