Knapp ein Vierteljahrhundert gibt es die Initiative bereits, aber erstmals wird sie von einem Mann geleitet: Florian Ungerböck, auf Uni-Boden kein Unbekannter, leitet seit Kurzem das Projekt „Frauen in die Technik“. Initiiert wurde diese Ermunterungs- und Förderschiene für Mädchen bzw. junge Frauen an der Technischen Universität Graz ursprünglich von Johanna Klostermann und wurde mittlerweile von mehreren Bundesländern übernommen.


„Ich sehe es als etwas Normales, dass man als Mann dieses Projekt koordinieren kann“, sagt Ungerböck. Zugleich räumt er freilich ein, dass er in seinem Umfeld – dem „Büro für Gleichstellung und Frauenförderung“ an der TU Graz – der bisher erste Mann sei. Aus seiner Sicht geht „Frauenförderung beide Geschlechter an“, das Beratungsteam sei seit jeher gemischt.


Wie kommt der Biochemiker, der an der TU Graz und an der Uni studierte, zu diesem untypischen Job? „Ich habe mich immer schon für Studienberatung interessiert.“ Schon an der TU Graz war er in der Hochschülerschaft (ÖH) in dem Bereich tätig, später wurde dieser in seiner Funktion als ÖH-Chef an der Uni Graz zu einem Schwerpunkt. Wie ihn überhaupt die Beschäftigung mit Gruppen interessiert, die oft Zusatzherausforderungen meistern müssen: „Homosexuelle, Migranten, Menschen mit Behinderung“, erwähnt Ungerböck.


In Studenten- und auch Politikerkreisen ist Florian Ungerböck kein Unbekannter. Er war ab 2009 für die Grünen als Studentenvertreter tätig – erst an der TU Graz, dann auch in Wien und vor allem an der Universität Graz als ÖH-Chef (bis 2015). Von dort wechselte er nahtlos in den Vorstand der „goßen“ Grünen in Graz.


In dem parteiinternen Konflikt bezog er klar Stellung gegen die Parteispitze – und hat sich daher konsequenterweise von der Partei ab- und der „KPÖ plus“ zugewandt.


Das spielt freilich jetzt in seiner neuen Aufgabe, Mädchen die Scheu vor der Technik zu nehmen, keine unmittelbare Rolle. Noch immer sind Frauen stark unterrepräsentiert, der Anteil stieg zwar von 14,5 Prozent (1993) auf 23,1 Prozent (2016). Dazu will Ungerböck die Beratungsarbeit seines Teams professionalisieren und vor allem Mädchen ansprechen, deren Eltern keine Akademiker sind. Ein mögliches Ziel: „30 Prozent Frauenanteil in fünf Jahren.“