„Das hätten wir nicht erwartet, umso mehr freut es uns!“ So fasst Ruth Williams, Geschäftsführerin des Fundraising Verbands Austria, den aktuellen Spendenbericht 2024 zusammen. Der zeigt für das Vorjahr mit einem Spendenaufkommen von 1,075 Milliarden Euro zwar einen leichten Rückgang von zwei Prozent im Vergleich zu 2022, aber „1,075 Milliarden Euro an Spenden zur Finanzierung gemeinnütziger Leistungen für die Gesellschaft sind in Zeiten der höchsten Teuerung seit 50 Jahren ein extrem erfreuliches Ergebnis und ein starkes Zeichen für die tief in der Bevölkerung verankerte Kultur des Gebens in Österreich“, so Williams.

Grafik: Fundraising Verband Austria

80 Prozent Privatspender

Der Löwenanteil der Spenden 2023 – 80 Prozent – kommt laut Spendenbericht von Privatspendern: „Das ist wirklich bemerkenswert, die Österreicherinnen und Österreicher lassen sich offensichtlich nicht mürbe machen von einer allgemeinen Krisenstimmung. Und man muss ja auch bedenken, dass im Moment wieder mehr gespart wird. Die kleinen und mittelgroßen Spender sind definitiv unser Rückgrat“, betont Williams.

Hochwasser, Erdbeben und Krieg als Spendentreiber

Die Hochwasserkatastrophe in der Steiermark und in Kärnten veranlasste zum Spenden
Die Hochwasserkatastrophe in der Steiermark und in Kärnten veranlasste zum Spenden © Aschacher

Naturkatastrophen und Kriege haben die Menschen am meisten motiviert, die Geldbörsen zu öffnen. Während die Unterstützung für die Opfer des Ukraine-Krieges 2023 etwas nachgelassen hat, bildeten die Erdbeben in der Türkei und in Syrien sowie die Unwetterhilfe im Inland zentrale Spendenanlässe. „Besonders die mediale Berichterstattung in Zusammenhang mit dem verheerenden Hochwasser in Kärnten und der Steiermark hat bei den Menschen einen Nerv getroffen.“ Die erstmals gestartete, neue Hilfsaktion ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH erzielte 6,8 Mio. Euro Spendeneinnahmen für die Leidtragenden der Hochwasserkatastrophe.
„Wer die Bilder und Schilderungen von Betroffenen miterlebt hat, hat gerne geholfen“, so Ruth Williams vom Fundraising Verband Austria.

Grafik: Fundraising Verband Austria

Österreich ist im Ländervergleich „Spenden-Musterschüler“

Laut einer Umfrage von Public Opinion beteiligen sich österreichweit 72 Prozent der Bevölkerung am Spenden – ein im internationalen Vergleich sehr hoher Wert. „Das sticht auch deshalb hervor, weil die Beteiligungsquote in vielen anderen Ländern rückläufig ist, auch in unseren Nachbarländern Deutschland und Schweiz“, betont Ruth Williams. Im Schnitt geben Spenderinnen und Spender in Österreich 138 Euro pro Jahr. Deutlich über dem Bundesschnitt liegen die westlichen Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg mit 169 Euro, Niederösterreich und Burgenland rangieren mit 113 Euro am unteren Ende des Spektrums. „In puncto Spendensicherheit zählt Österreich zu den führenden Spendennationen der Welt“.

Noch ein weiterer Trend zeigt sich: die Testamentsspenden werden mehr. „Menschen, die keine Kinder oder Angehörige haben, überlegen sich vermehrt, an gemeinnützige Organisationen zu spenden“, sagt Williams. Das meiste Geld über Testamente fließt in den Tierschutz, gefolgt von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen.

Fundraising Verband Austria: Spenden–Abwärtstrend wird kommen

Auch wenn sich der heurige Spendenbericht noch erfreulich liest, sollte es damit laut Fundraising Verband Austria im kommenden Jahr vorbei sein, die bisherigen Daten lassen auf einen deutlichen Spendenrückgang schließen. Gründe sind die erst sukzessive in den Privathaushalten angekommene Teuerung, ein gewisses Abstumpfen gegenüber den mittlerweile mehrjährigen Kriegsschauplätzen und die Schwierigkeit, neue und vor allem jüngere Spender zu erreichen. Deshalb geht der Fundraising Verband Austria in seiner Prognose von vier Prozent Rückgang und einem Aufkommen von rund 1,03 Mrd. Euro 2024 aus.

Ruth Williams, Geschäftsführerin Fundraising Verband Austria
Ruth Williams, Geschäftsführerin Fundraising Verband Austria © Fundraising Verband Austria

„Das stellt uns ohne Zweifel vor eine herausfordernde Situation. Nachdem die gemeinnützigen Organisationen bei sinkenden Einnahmen und steigenden Kosten gleichzeitig eine wachsende Nachfrage nach ihren Hilfsangeboten registrieren, stellt sich für viele unweigerlich die Frage, wie sie die Finanzierung weiter bewerkstelligen können. Umso mehr hoffen wir auf die Vorweihnachtszeit und darauf, dass viele Menschen ihr Herz sprechen lassen und wichtige Spenden leisten“, so Fundraising Verband Austria–Geschäftsführerin Ruth Williams.