„Bei dieser Wahl ging es darum, den Anderen zu verhindern!“ So kommentiert der renommierte Meinungsforscher Peter Hajek, der im Vorfeld der Wahl auch die Umfragen für die Kleine Zeitung gemacht hat, nun den eindeutigen Wahlsieg der Freiheitlichen in der Steiermark. Denn: „Die FPÖ-Wähler in der Steiermark sind ganz auf Protest eingestellt.“ Ihre beiden wichtigsten Wahlmotive waren demnach die Unzufriedenheit mit anderen Parteien und der Wunsch nach Veränderung. „Erst an vierter Stelle folgt Mario Kunasek und das Migrationsthema“, sagt Hajek.
Die Schwäche der anderen sehe man auch bei den Wahlmotiven von ÖVP- und SPÖ-Wählern, die hauptsächlich von Stammwählern Stimmen bekommen haben: „Das ist immer ein Indiz für Schwäche“, urteilt der Meinungsforscher nach seiner Wahlhausbefragung für Puls4 und ATV mit 800 Personen.
Grüne und KPÖ konnten ebenfalls mit klassischen Themen punkten – darunter der grüne Umweltschutz oder der pinke Reformwille. Die KPÖ konnte demnach ebenfalls nur mit ihren Standardthemen überzeugen.
Generell zeigte sich, dass acht von zehn Wählern lange vor der Wahl entschieden haben, wem sie ihre Stimme geben. Besonders spät haben sich laut Hajek die Befürworter von KPÖ, Neos und ÖVP entschieden. Spannend: Trotz Erdrutschsieg der Freiheitlichen bleibt laut der Wahltagsbefragung eine türkis-rote Koalition bei den Steirerinnen und Steirern am beliebtesten. Denn: „Die FPÖ als stärkste Partei hat das Problem, dass über ihr Wählersegment, nur kleinere Teile der ÖVP-Wählerschaft mit ihr koalieren wollen“, erklärt der Meinungsforscher.
Ist Blau-Rot in der Steiermark realistisch?
In der besseren Verhandlungsposition für eine Koalition mit der FPÖ sieht Hajek jedenfalls die SPÖ: „Drexler wird Kunasek nicht zum Landeshauptmann machen“. Lang hingegen habe Kunasek niemals als Landeshauptmann ausgeschlossen. Klar war bereits am Wahlabend, dass man an den Freiheitlichen quasi nicht vorbeikommt – die Neos wollen keine Koalition gegen den Sieger schmieden. SPÖ und ÖVP haben im Landtag allerdings alleine keine Mehrheit mehr.
Doch zurück zur Befragung: „Die Spitzenkandidaten haben im Vergleich zu anderen Wahlen eine wichtigere Rolle in der Steiermark gespielt“, sagt Hajek. Bei den Top-Fünf-Wahlmotiven seien bei vier Parteien die Spitzenkandidaten genannt worden. „Bei der direkten Frage nach der Wichtigkeit des Spitzenkandidaten für die Stimmabgabe konnten Mario Kunasek erwartbar und Anton Lang etwas überraschend besonders reüssieren. Hier zeigt sich wieder die Schwäche von Landeshauptmann Christopher Drexler, der im Vergleich zu anderen Landeshauptleuten eine historisch schlechte Wertung einfährt.“