„Wir haben gesehen, wie ein Mann in einer Nebengasse seine Freundin geschlagen hat, daraufhin sind ein paar von uns hingelaufen, ich und ein Klassenkollege haben versucht, Erwachsene zu finden, die uns helfen.“ So hatte sich der 15-jährige Paul Tesar den Ausflug mit seinen Freunden nicht vorgestellt. Die siebenköpfige Gruppe wollte eigentlich nur in Stainz etwas essen gehen. „Wir waren gerade auf dem Weg zurück zu unseren Mopeds, als es passiert ist“, erinnert sich der Jugendliche. Das Einschreiten der Jugendlichen ließ den Mann die Flucht ergreifen, gemeinsam brachten sie die Frau zur Polizei, „sie war ganz aufgewühlt“, so Tesar. Der Mann hatte sich unterdessen hinter einem Pkw versteckt und war dann nach Hause gegangen, gegen ihn wurde ein Annäherungs- und Betretungsverbot erlassen.
Im Video: Courage-Award 2024 - Mutige Helden des Alltags
Erst nach dem Vorfall realisierten die Jugendlichen, was passiert war. „Eigentlich bin ich eher zurückhaltend und habe Angst, mich in Streitereien einzumischen. Da habe ich aber gedacht, wir müssen sofort Hilfe holen“, so Tesar. Im Rahmen eines Galaabends des Kompetenzzentrums Sicheres Österreich (KSÖ) und der Landespolizeidirektion wurden die Jugendlichen für ihre Zivilcourage am Donnerstagabend in Raaba ausgezeichnet. Doch nicht nur sie durften sich über die Ehrung freuen, in sechs weiteren Fällen hatten im Jahr 2024 Menschen besonderen Mut bewiesen und anderen in Notsituationen geholfen. „Zivilcourage zu zeigen, ist essenziell, sie ist wie ein Kleber der Gesellschaft“, so Landespolizeidirektor Gerald Ortner bei der Eröffnung. „Ich möchte den Geehrten danken, dass sie Leben gerettet und dabei geholfen haben, Straftaten aufzuklären.“
„Da schaltet alles aus“
Geehrt wurde auch Walter Praunegger, der 70-jährige Weizer hatte einen 23-Jährigen überwältigt, der eines Nachts in sein Haus eingedrungen war. „Ich habe da instinktiv gehandelt, weil man sich denkt, da dringt gerade jemand in mein Refugium ein, ich muss etwas tun. Da schaltet alles aus“, so Praunegger. Der Täter verletzte den Weizer im Zuge der Rangelei schwer. „Erst später ist mir bewusst geworden, dass ich mich da in Lebensgefahr gebracht habe. Aber ich wollte meine Lebensgefährtin und mein Heim schützen.“ Nachbar Dietmar Hirtenfelder war durch die Geräusche auf die Auseinandersetzung aufmerksam geworden und half Praunegger, den Mann festzuhalten.
Prauneggers Lebensgefährtin hatte unterdessen die Polizei verständigt. „Angst habe ich nie gehabt, mein Gerechtigkeitssinn ist da durchgekommen“, so Praunegger. „Eigentlich war es eine vierköpfige Gruppe, die anderen sind aber weggelaufen, wären sie das nicht, hätte die Geschichte wohl anders ausgehen können.“