Eine vermeintliche Mail der „Landespolizeidirektion“ flatterte einem Steirer ins Mail-Postfach. Gegenstand der Mail: Er solle sich bei der Polizei melden, um eine Aussage zu machen. Man habe ihn nämlich dabei aufgezeichnet, wie er im Internet kinderpornografisches Material konsumierte. Ein Schock nach Fällen wie jenen um den steirischen Lehrer, gegen den wegen Kinderpornografie ermittelt wird. Der Mann wandte sich daraufhin an die Antidiskriminierungsstelle Steiermark und Leiterin Daniela Grabovac.

Gefälschte E-Mails kursieren schon länger

Mails wie diese kommen der Expertin nicht das erste Mal unter, wie sie selbst sagt. „Seit eineinhalb Jahren treten immer wieder Fälle auf, in denen Personen Mail der ,Polizei‘ erhalten, in denen ihnen der Konsum von kinderpornografischem Material vorgeworfen und sie zu einem Geständnis aufgefordert werden.“ Die Mails würden täuschend echt aussehen, Briefköpfe seien ident mit den tatsächlichen Logos der Landespolizeidirektionen, auch Unterschriften würden die Schreiben beinhalten. „Nur an kleinen Details ist zu erkennen, dass es sich um Fake-Dokumente handelt“, so Grabovac. So sei unter anderem die LPD Niederösterreich, anstelle der steirischen LPD angeführt.

Daniela Grabovac, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark
Daniela Grabovac, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark © Jürgen Fuchs

Vermutlich Masche extremistischer Gruppe

Die Antidiskriminierungsstelle vermutet hinter den Schreiben eine extremistische Gruppe wie QAnon. Die Gruppe verbreitet seit 2017 von den USA aus Verschwörungstheorien im Internet und ist auch in Europa verbreitet. „Es ist davon auszugehen, dass es sich um eine Gruppierung handelt, weil sich die Zahl der Personen, die solche Fake-Mails erhalten, im deutschsprachigen Raum häuft“, so Grabovac.

Mit solchen Maßnahmen sollen üblicherweise neue Mitglieder mobilisiert werden, wie die Expertin sagt. Die extremistischen Gruppierungen wollen potenziell Interessierten damit zeigen, dass sie mit einem Beitritt etwas Gutes tun würden, in diesem Fall, dabei zu helfen, Sexualstraftäter zu überführen. „Im ersten Moment denken sich die Leute, dass das doch etwas Gutes sei. Denn unter hunderten verschickten Mails finden sich sicherlich tatsächliche Täter, die sich dann mit einem Geständnis an die Polizei wenden. Gruppierungen wie QAnon nutzen diese Maschen allerdings, um Menschen glauben zu machen, ihre Ideologie sei die einzig richtige.“

Im Zweifelsfall Polizei kontaktieren

Die Exekutive und der Verfassungsschutz seien bereits informiert, so Grabovac. Die Pressestelle der Landespolizeidirektion Steiermark informiert unterdessen, dass es immer wieder vorkommt, dass Mails mit gefälschten Schreiben der Polizei auftauchen. „Wir steigen aber nicht immer auf alle Fälle ein, um zu vermeiden, Trittbrettfahrer zur Nachahmung zu animieren.“ Betrugsdelikte, in denen die Logos der Polizei genutzt werden, um Personen dazu aufzufordern, Geld zu überweisen, seien ebenfalls keine Seltenheit. Die Landespolizeidirektion empfiehlt deshalb, bei Erhalt derartiger Schreiben im Zweifelsfall immer bei einer örtlichen Polizeidienststelle nachzufragen oder anzurufen. „Grundsätzlich fordern wir nicht per Mail zu Handlungen auf.“