Ohne die Klägerin ist am Mittwochvormittag am Arbeits- und Sozialgericht in Graz die erste Tagsatzung über die Bühne gegangen. Die Chirurgin, deren erst 13-jährige Tochter im Jänner an einer Schädeloperation an der Grazer Neurochirurgie teilgenommen haben soll, ist erkrankt. Ihre Anwältin legte eine Bescheinigung vor. Am 25. Juli wurde die Ärztin von der Kages wegen des Vorfalles fristlos entlassen, diese Entlassung bekämpft sie nun.

Eine Entlassung muss sofort nach Bekanntwerden eines Vorwurfs, der die Entlassung rechtfertigt, erfolgen. Zumindest aber muss sofort bis zur Klärung der Vorwürfe eine Freistellung erfolgen. Die Chirurgin hat aus ihrer Sicht den Sachverhalt bereits am 7. April ihrem Arbeitgeber offengelegt – und wurde erst Ende Mai freigestellt und Ende Juli entlassen.

Vor Beginn der Tagsatzung fragte die Richterin ab, ob „eine einvernehmliche Lösung möglich“ sei. Die Anwältin der Ärztin entgegnete, dass es „ein Angebot von Seiten des Landes Steiermark gegeben hat. Dieses wird von meiner Mandantin abgelehnt.“ Die Rechtmäßigkeit der Entlassung muss also vom Gericht geklärt werden. Über den Inhalt des Angebots wurde nichts bekannt.

Aus Sicht des Landes wurde die Freistellung der Ärztin am 29. Mai notwendig, nachdem eine bei der Operation anwesende Anästhesistin befragt worden war. „Ab diesem Zeitpunkt hatte das Land Kenntnis vom Sachverhalt. Das ist der Wissensstand, der zur Freistellung führte.“ Bis dahin habe man nur die Seite der Ärztin gekannt, oder wie es einer der Anwälte formulierte: „Lügen und falsche Behauptungen“. Am Tag davor war die Chirurgin und Oberärztin, die seit 2007 im Dienst der Kages stand, nur verwarnt worden.

Fortsetzung folgt am 20. Jänner

Erst die strafrechtlichen Ermittlungen im Juni und Juli hätten dann den „maßgeblichen Sachverhalt bekannt gemacht“, der schließlich in der Entlassung am 25. Juli führte. Zur Frage, was im Operationssaal tatsächlich geschehen ist und zum Wissensstand des Dienstgebers, werden zahlreiche Zeugen beantragt: Beim nächsten Termin am 20. Jänner sollen die Mitglieder des OP-Teams und Funktionsträger bis hinauf zum Ärztlichen Direktor des LKH/Uniklinikums Wolfgang Köle und Kages-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark aussagen.