Gut, aber aus: Das gilt heuer vielerorts für den kostenlosen Grippe-Impfstoff in der Steiermark. „Jeden Tag kommen Patienten in die Praxis, die sich gegen Grippe impfen lassen wollen, aber ich muss sie wegschicken: Wir haben keinen Impfstoff mehr und können auch keinen mehr nachbestellen“, berichtet Stefan Korsatko, Allgemeinmediziner im Gesundheitszentrum Medius in Graz. Die vorhandenen Impfstoffe seien alle ausreserviert – Impfwillige müssen den Impfstoff auf eigene Kosten in der Apotheke kaufen.

Zu wenig adäquater Impfstoff in der Steiermark

Das bestätigt auch Michael Adomeit, Impfreferent in der steirischen Ärztekammer: „Leider ist es wieder so, dass wir in der Steiermark zu wenig adäquaten Impfstoff haben.“ Die Spezial-Impfstoffe für Kinder und Jugendliche (ein nasaler Impfstoff, der wie ein Nasenspray ohne Pieks verabreicht wird) und jener für Senioren sei schon lange nicht mehr nachbestellbar – nun sei aber auch der Impfstoff für Erwachsene, der auch für Kinder und Senioren verwendet werden kann, nicht mehr bestellbar. „Die Nachfrage ist groß, die Menschen schätzen den niederschwelligen Zugang“, unterstreicht Adomeit.

Die Ärztekammer hat unter 200 steirischen Ärztinnen und Ärzten eine Umfrage durchgeführt: Dabei gaben rund 79 Prozent an, sie hätten mehr Impfstoff benötigt, als sie bekommen haben. Im Durchschnitt verabreichten die steirischen Ärztinnen und Ärzte 300 Impfungen pro Ordination. Den größten ungedeckten Bedarf habe es bei den Spezialimpfstoffen für Senioren und Kinder gegeben.

Hans Jürgen Dornbusch, Kinder- und Jugendfacharzt in Graz
Hans Jürgen Dornbusch, Kinder- und Jugendfacharzt in Graz © Klz / Stefan Pajman

Kinderärzte ohne Grippe-Impfstoffe für Kinder

Auch Kinder- und Jugendfacharzt Hans Jürgen Dornbusch kritisiert die Impfstoff-Knappheit bei den nasalen Impfstoffen: „Bei der ersten Verteilungsrunde war der Kinder-Impfstoff innerhalb von drei, vier Tagen weg. In einer zweiten Runde dauerte es sogar nur zehn Minuten, bis keine Impfstoffe mehr bestellbar waren.“ In der Steiermark gebe es daher gut 35 Kinderarzt-Ordinationen, die zu wenig oder gar keinen Impfstoff bestellen konnten.

Dornbusch appelliert nun auch an Kollegen, die eventuell noch überzählige Impfdosen haben, diese entweder über die Bundesbeschaffungsbehörde wieder abzubestellen oder sich direkt mit anderen Ordinationen, vor allem Kinderärzten, auszutauschen. „Wir spüren deutlich, dass eine größere Impfbereitschaft da ist“, sagt Dornbusch – daher brauche es auch ausreichend Kontingente. Außerdem könnte man Geld statt in die viel kritisierte Plakatkampagne „St. Influenza“ besser in mehr Impfdosen investieren, sagt Dornbusch.

Grippe-Impfstoff heuer erstmals völlig kostenlos

Heuer war der Grippe-Impfstoff erstmals völlig kostenlos in Österreich verfügbar: 1,2 Millionen Dosen Influenza-Impfstoff standen für ganz Österreich zur Verfügung, rund 200.000 mehr als im vergangenen Jahr. Für die Steiermark war ein Kontingent von 167.000 Impfdosen vorgesehen. Laut Adomeit werden nun Restbestände aus anderen Bundesländern in die Steiermark gelotst – mit großen Mengen sei aber nicht zu rechnen.

Beim Gesundheitsministerium entgegnet man auf die Kritik aus der Steiermark: „Bisher wurden von den verfügbaren 1,2 Millionen Dosen erst rund 440.000 Impfungen im e-Impfpass dokumentiert. Es ist somit noch ausreichend Impfstoff vorhanden. Der Großteil des Kontingents wurde bereits an die Impfstellen ausgeliefert und liegt somit dort, wo er gebraucht wird.“

Wenn der Hausarzt keine Grippe-Impfung anbietet

Und: Sollten Hausärztinnen und Hausärzte keine Influenza-Impfung anbieten, stehe unter impfen.gv.at eine Übersicht über alle Impfstellen in den Ländern zur Verfügung. Aktuell arbeite das Gesundheitsministerium außerdem an der Beschaffung weiterer Kinderimpfstoffe. Von der ÖGK heißt es gegenüber der Kleinen Zeitung: „Ab Freitag, 15. November, werden die Bundeslandkontingente aufgehoben. Das bedeutet, dass die Restmengen von Ordinationen bzw. Impfstellen in ganz Österreich bestellt werden können, solange der Vorrat reicht.“  

Eva Winter, Leiterin des Grazer Gesundheitsamtes
Eva Winter, Leiterin des Grazer Gesundheitsamtes © Stefan Pajman

Wo es noch Grippe-Impfstoffe gibt

Noch ausreichend von allen Grippe-Impfstoffen gibt es beim Gesundheitsamt Graz, wie Leiterin Eva Winter berichtet: „Wir haben einen sehr regen Zulauf und übersteigen schon die Zahlen vom letzten Jahr.“ Vor allem in den Herbstferien gab es einen großen Andrang und große Nachfrage nach dem nasalen Kinder-Impfstoff. Am Rekordtag wurden in der Impfstelle 600 Stiche verabreicht. Termine seien zwar auch Mangelware, aber man komme auch ohne Termin mit „vertretbaren Wartezeiten“ zum Stich gegen die Influenza. Das Gesundheitsamt profitiere von der langjährigen Erfahrung mit der Impfstoff-Bestellung: „Wir wissen, wie viele Dosen wir brauchen und wie die Bestellung läuft.“

Winter vermutet, dass es auch ein Verteilungsproblem geben könnte, und manche Ordinationen zu viel Impfstoff bestellt hätten. Verfügbare Impftermine gibt es noch beim ÖGK-Gesundheitszentrum in Graz: Geimpft werden Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren. Anmeldungen sind online unter www.gesundheitskasse.at/impfaktion möglich.