Jener Lehrer, der an einem Grazer Gymnasium einigen seiner Schüler Nacktfotos abgekauft haben soll, muss sich demnächst vor Gericht verantworten. Wie die Grazer Staatsanwaltschaft bestätigte, ist die (noch nicht rechtskräftige) Anklage fertig. Gegen den Pädagogen wird u.a. wegen des Verdachts des Besitzes von Kinderpornografie ermittelt. Die Übermittlung der Fotos erfolgte über die Social-Media-Plattform Snapchat - der Beschuldigte (40) hatte sich dort als Mädchen ausgegeben. Der Mann wurde nach Bekanntwerden des Vorfalls vom Dienst freigestellt. Zwei Tage lang saß er in Untersuchungshaft, ehe er gegen Auflagen frei ging.

Der Hinweis an die Polizei war von der Bildungsdirektion des Landes gekommen. Bei einer Hausdurchsuchung bei dem Lehrer daheim sind Datenträger sichergestellt worden, die daraufhin ausgewertet wurden. Zuvor hatten sich Schüler offenbar an einen Vertrauenslehrer gewandt, dieser hatte dann die Ermittlungen ins Rollen gebracht. Der Verdächtige soll den Schülern laut Anklage Geld und Gutscheine für die Fotos gegeben haben. „Insgesamt wurden im Ermittlungsverfahren 16 Opfer namentlich ausgeforscht“, so Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft zur Kleinen Zeitung. Ein Schüler sei zum Tatzeitpunkt noch unmündig, also unter 14 Jahre alt gewesen. Besonders perfide: Der Beschuldigte hat an seiner Schule als einer der beliebtesten Lehrer gegolten, viele sprachen von ihm gar als „Vertrauenslehrer“.

Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft
Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft © Christian Penz

Teilweise geständig

Die Anklagepunkte gegen den Lehrer reichen von pornografischer Darstellung Minderjähriger über versuchte geschlechtliche Nötigung bis hin zum Versuch des sexuellen Missbrauchs. Am schwersten wiegt der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs Unmündiger - im Sommer 2018 soll der Lehrer ein unmündiges Opfer verleitet haben, geschlechtliche Handlungen an sich selbst vorzunehmen.

Weiters wird dem Mann auch der Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses vorgeworfen. Zudem ist Verleumdung angeklagt - er hat, so der Vorwurf, im Gespräch mit dem Lehrerkollegium eine Lehrerin in den Schmutz gezogen und erklärt, dass sie wohl hinter der Nacktfoto-Affäre stecken soll. Die Lehrerin habe für die Fotos bessere Noten gegeben, erklärte der Beschuldigte.

Großer Druck auf die Opfer

Fest steht laut Anklage, dass der Beschuldigte sehr großen Druck auf die Opfer ausgeübt haben soll: Selbst, als sie bereits intime Fotos von sich geschickt hatten, forderte er immer mehr. Er drohte damit, wenn keine weiteren Bilder geschickt werden, das alte Bildmaterial publik zu machen und ins Netz zu stellen.

Laut Sprecher Kroschl ist der Beschuldigte nur teilweise geständig. Der Deliktzeitraum belaufe sich auf die Jahre 2016 bis 2022. Strafrahmen: sechs Monate bis fünf Jahre.