Gebratene Brust vom Steirerhuhn (mit Gemüse-Couscous) und Spaghetti (Carbonara oder mit Gemüsesugo) stehen am Dienstag in der Landeskantine in der Grazer Burg auf dem Menüplan. Bevor aber gespeist wird, serviert die Landesregierung knapp vor der Wahl noch ein weiteres Vorhaben: Die „Lebensmittelstrategie weiß-grün“ wird in der Regierungssitzung am Donnerstag beschlossen. Damit kann Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP) ihre Ankündigung zum Amtsantritt vor einem Jahr als „auf Schiene gebracht“ abhaken.

Die Landesrätin bezeichnet das Papier bei der Präsentation liebevoll als „Baby, das hoffentlich ab heute zu laufen beginnt“. Mit der Strategie soll noch mehr Regionalität und Saisonalität in den Einkaufssackerl der Steirerinnen und Steirer landen. Das gehe aber nur, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. In erster Linie spricht Schmiedtbauer damit die Macht der Konsumenten an. Beim Handel sei die Sache etwas komplizierter, schließlich sei dort sei der Kunde König und: „Rabattschlachten werden immer auf dem Rücken der bäuerlichen Betriebe ausgetragen“, führte die Landesrätin aus. Mit den großen Handelsketten wolle man aber das Bewusstsein für heimische Lebensmittel schärfen, diese sichtbarer machen – schon demnächst mit einem „Saisonitätskalender“, mit dem saisonale Produkte deutlicher in die Auslage gestellt werden.

Präsentation in der Landeskantine: Simone Schmiedtbauer, Christopher Drexler, Ursula Lackner
Präsentation in der Landeskantine: Simone Schmiedtbauer, Christopher Drexler, Ursula Lackner © Land Steiermark/Binder

Versorgungslücken schließen

Weil aber in der Steiermark vor allem weniger Obst, Gemüse, Getreide und Fisch produziert wird als nachgefragt, will man diese Versorgungslücken schließen, wo es nur geht. Die Instrumente dazu reichen von einer Saisonverlängerung bzw. Klimaanpassung für bestimmte Erzeugnisse über neue Ausbildungs- und Fördermodelle bis hin zur Entbürokratisierung der Arbeitsprozesse. Schmiedtbauer spricht auch von einer stärkeren Einbindung der heimischen Universitäten und Fachhochschulen, wenn es um die Forschung und Entwicklung geht.

„Ich möchte, dass wir einen Hype erleben, dass die Leute regionale Lebensmittel einkaufen und selbst verkochen. Und dass sie überlegen, wie sie mit dem umgehen, was übrig bleibt“, spricht die Landesrätin den hohen Grad an Lebensmittelverschwendung an. Im Schnitt werfe eine steirische Familie im Jahr verzehrfähige Lebensmittel im Wert von 800 Euro weg. Dieses Faktum relativiere etwas die höheren Preise, die für heimische Produkte im Vergleich zu Importware zu zahlen sind.

Das Grundlagenwissen dazu soll in einem Lebensmittelkompetenzkurs allen Jugendlichen bis zum 16. Lebensjahr im Rahmen der Schulausbildung vermittelt werden, so der bereits mit der Bildungsdirektion vereinbarte Plan. Abgehalten werden soll dieser Kurs in den landwirtschaftlichen Fachschulen von den dort tätigen Experten, präzisiert Schmiedtbauer auf Nachfrage.

Auf breiten Beinen

Weil die Strategie auf eine möglichst breite Beteiligung fußt, werde sie auch nach einem etwaigen Wechsel der Landesregierung weiter Bestand haben, ist die Politikerin überzeugt. Schließlich seien ja auch andere Fraktionen eingeladen worden. Koalitionspartner SPÖ ist bei der Präsentation durch Umweltlandesrätin Ursula Lackner vertreten. Sie verweist auf den Klimaschutz-Aspekt: „Regionale Lebensmittel haben in der Regel eine bessere Umweltbilanz“. Als Musterbeispiel nennt Lackner die Gewächshäuser von Frutura in Bad Blumau, die mit Geothermie beheizt werden. Landeshauptmann Christopher Drexler unterstreicht unterdessen den Faktor Gesundheit: Wer regionale und saisonale Lebensmittel verwende, ernähre sich meist bewusster und trage damit zur Volksgesundheit bei.