So etwas haben selbst die erfahrenen Techniker der Energie Steiermark noch nicht oft erlebt. Weil das orkanartige Sturmtief Mitte September auf dem Präbichl einen Masten der dortigen 110-kV-Leitung umknickte, musste die Spezialeinheit Cobra ins Gebiet anrücken, um dort mit gezielten Schüssen und Sprengungen die Gefahr weiterer Schäden einzudämmen und eine Reparatur zu ermöglichen.
Der heftige Wind hatte am Wochenende vom 14. und 15. September den Hochspannungsmasten im Bezirk Leoben komplett umstürzen lassen, ohne dabei aber die Leiterseile zu kappen. Die auf dem Boden liegenden Leitungsstränge wurden zwar sofort vom Stromnetz genommen, doch durch den plötzlich fehlenden Gegenzug drohten in der Folge auch die umliegenden Masten bei neuerlichem Starkwind zu knicken. Das Gebiet im Bereich des Hirscheggsattels und des Lamingsattels (nahe der Leobner Hütte) musste daraufhin mit all seinen Wanderwegen behördlich gesperrt werden.
Unwegsames Gelände als Hindernis
Um die Masten zu sichern, hätten die Leitungsseile gekappt und vorerst an den Fundamenten des umgestürzten Mastes verankert werden sollen. Das wiederum geht nur, wenn vorab die Phasenabstandshalter entfernt werden, die im Normalbetrieb verhindern, dass die einzelnen Leitungsseile bei starkem Wind zusammenschlagen. „Das Gelände dort ist aber hochalpin und sehr unwegsam“, sagt Energie-Steiermark-Sprecher Urs Harnik-Lauris. „Man kann dort keinen Kranwagen hinbringen und zu klettern, wäre an der Störstelle zu gefährlich gewesen.“
Also suchte die Energie Steiermark bei der BH Leoben um einen Assistenzeinsatz an. In der Folge wurden Cobra und Bezirkspolizeikommando beauftragt, die Abstandshalter aus den Leiterseilen herauszuschießen bzw. abzusprengen. Der Einsatz sei vor wenigen Tagen in Graz geprobt und nun von sieben Cobra-Beamten und fünf Alpinpolizisten erfolgreich ausgeführt worden, heißt es von der Energie Steiermark. Drei Phasenabstandshalter wurden durch gezielte Schüsse beseitigt, die restlichen neun durch Sprengung. Anschließend wurden die umliegenden Masten gesichert.
Für die Energie Steiermark geht es jetzt an den Neubau des umgestürzten Mastes. „Auch das ist eine große Herausforderung, weil alle Einzelteile per Hubschrauber ins Gelände gebracht werden müssen“, sagt Harnik-Lauris. Bis Ende November soll der neue Mast stehen, die Stromversorgung bleibt laut Energie Steiermark die gesamte Zeit über aufrecht.