Während die Grazer Fußball-Stadion-Debatte anhält, schlug Gerald Potoschnig, Abteilungsleiter des Sportstätten-Managements mit Prokura innerhalb der Stadion GmbH, Alarm. Der 63-Jährige befinde sich laut Eva Sonnleitner, Leiterin des Sportmanagements, vor seiner Pensionierung in einem aufrechten Beschäftigungsverhältnis. Pototschnig warnte gegenüber dem Portal „90 Minuten“ vor einer desolaten Substanz der Merkur Arena, Sonnleitner trat dem in einer Reaktion vehement entgegen.
Flutlicht „größte Baustelle“
Die größte Baustelle sei „definitiv das Fluchtlicht“, meinte Pototschnig. Er sehe da sogar den laufenden Spielbetrieb für die beiden Untermieter Sturm Graz und GAK akut gefährdet. „Es ist veraltet und es ist schadhaft. Es ist sogar so alt, dass es keine Ersatzteile mehr dafür gibt“, meinte Pototschnig. „Wenn da nichts passiert, kann es im Stadion ganz schnell finster werden.“ Man rette sich derzeit mit Lampen vom GAK-Sportcampus drüber, da die dortigen Trainingsplätze sukzessive auf LED umgestellt und deshalb frei werden. „Aber letztes Jahr im Dezember beim Heimspiel von Sturm gegen Lustenau sind wir ganz knapp vor einer Absage gestanden, weil die ganze Anlage am Freitagnachmittag in die Knie gegangen ist.“
„Desolate Elektronik“
Die Gründe sieht Pototschnig in einer desolaten Elektronik. „Bei einer Kantine auf der Ostseite muss man die Bierfässer auf die Seite räumen, dann dort hineinkriechen und gearbeitet werden kann nur am Boden liegend oder möglichst flach hockend“, schilderte er. Er erzählt zudem von „mit Billa-Sackerl“ abgeklebten Starkstromleitungen und einem Feuerwehreinsatz im September. Die habe kurz vor Matchbeginn wegen zersprungener Verteiler ausrücken müssen. Auch wenn das Problem behoben werden konnte, sei „Gefahr in Verzug“.
Die jüngste UEFA-Messung habe bereits eine verminderte Strahlkraft ergeben. Allgemein sei das 27 Jahre alte Stadion ein „abgewohnter, zerlemperter Kobel“, der von Grund auf saniert werden müsse, erläuterte Pototschnig. In das Stadion sei nie in Instandhaltung investiert worden, stattdessen habe der Eigentümer „gespart, dass es knirscht“.
„Rundumschlag eines angehenden Pensionisten“.
Sonnleitner antwortete auf einen laut ihrer Meinung „Rundumschlag eines angehenden Pensionisten“. Allgemeine als „Anpatzereien“ wahrgenommene Aussagen verschiedener Personen blieben unkommentiert. Gefahr in Verzug herrsche aus technischer Sicht jedenfalls nicht. Sonnleitner: „Dass auch das Flutlicht im Stadion veraltet ist, ist bekannt und deshalb auch als Investition im Mittelfristplan berücksichtigt.“ Für die Flutlichtanlage gebe es intakte Lampen und Module. Es sei aber richtig, dass keine Ersatzteile mehr gekauft werden können.
Die mögliche Spielabsage habe nicht aus einem Flutlichtproblem resultiert, sondern die Wartungsfirma habe einen technischen Defekt verursacht. Zudem sei aufgrund der Hitzetage im Sommer die Außenbeleuchtung des Stadions zerborsten, kein Flutlicht. Gefahr in Verzug sei auch hier nicht gegeben. „Die gesamte Außenbeleuchtung und Notbeleuchtung ist Teil des Sicherheitsmaßnahmen-Pakets und ist bereits in Arbeit. Fertigstellung ist bis Ende des Jahres geplant.“
„Bin Fassungslos“
Die für das Stadion in Liebenau zuständige Messe-Congress-Graz-Vorständin Barbara Muhr wurde in der Aussendung der „Stadion Graz Liebenau Vermögensverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH“ folgendermaßen zitiert: „Ich bin fassungslos, warum es zu diesem nachträglichen Rundumschlag gekommen ist. Die Zusammenarbeit mit den Vereinen als auch der Stadt sowie Behörden und Exekutive funktioniert sehr gut. Es bemühen sich alle, in Liebenau das Bestmögliche zu schaffen.“
Die lange Zeit diskutierte Zwei-Stadien-Lösung wurde von der Politik wegen offiziell zu hoher Kosten abgesagt. Stattdessen könnte die Arena modernisiert werden. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie ist ausständig. Unabhängig davon kündigte der (Korruptions-) Freie Gemeinderatsklub in Graz zuletzt im laufenden Wahlkampf für die Landtagswahl am 24. November an, Unterschriften für eine Volksbefragung über ein zweites Stadion sammeln zu wollen.