Wer per Eisenbahn unterwegs ist, dürfte zu den ersten gehören, die das Problem mitbekommen: Kommt es in der Steiermark zu einem Blackout, also einem großflächigen Stromausfall, rollen die Züge maximal noch zur nächsten Haltestelle, dann ist Endstation. Die Bahn im Land gehört zu den ersten Opfern eines Zusammenbruchs der Energienetze. 20 bis 30 Minuten später ist es auch mit den Telekommunikationsverbindungen vorbei, Flugzeuge werden großräumig umgeleitet, Heizungen werden kalt. Das und vieles mehr geht aus dem ersten gesamtsteirischen Blackout-Plan hervor, den die Landesregierung am Donnerstag beschlossen hat.
Mehr als eineinhalb Jahre hat die Landesverwaltung mit all ihren ausgelagerten Stellen an dem 177 Seiten umfassenden Konvolut gefeilt, das sicherstellen soll, dass die Steirerinnen und Steirer wie auch alle Entscheidungsträger für den Fall des Falles bestmöglich gewappnet sind. Die Expertenmeinungen darüber, wie wahrscheinlich ein flächendeckender Stromausfall tatsächlich ist, gehen zwar auseinander. Weitgehend unstrittig ist aber, dass Energiewende, gestiegene Terrorgefahr und klimawandelbedingte Extremwetterereignisse das Blackout-Risiko haben steigen lassen. „Man muss festhalten, dass ein Blackout möglich ist, auch wenn ich hoffe, dass wir den neuen Plan nie brauchen werden“, sagt Landeshauptmann Christopher Drexler.
Von den Banken bis zu den Bestattern
Für den Blackout-Plan, mit dem die Steiermark „bundesweiter Vorreiter“ sei (Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang) haben die Landesverantwortlichen Hunderte Gespräche mit Vertretern von Unternehmen, öffentlichen Stellen und Infrastruktureinrichtungen geführt, um den Ist-Zustand und mögliche Problemfelder zu erheben. Die Spanne reicht von Lebensmittelhändlern, Banken und Energieversorgern über Spitäler, Schulen und Industriebetriebe bis hin zu den Bestattern und Totenbeschauern. „Es war essenziell, alle Verantwortlichen zu sensibilisieren“, sagt Harald Eitner, Leiter des steirischen Katastrophenschutzes. „Nur wenn alle die Eigenverantwortung im jeweils eigenen Bereich stärken, können wir einem Blackout erfolgreich begegnen.“
Das gilt freilich auch für jeden und jede Einzelne. „Bitte sorgen Sie vor und informieren Sie sich über Maßnahmen bei Ihrer Gemeinde oder beim Zivilschutzverband“, appelliert Drexler. Infos dazu gibt es auf www.zivilschutz.steiermark.at.
Feuerwehrhäuser als Notanlaufstellen
Gehen in der Steiermark tatsächlich alle Lichter aus, dienen die dann dauerbesetzten Feuerwehrhäuser als Not-Anlaufstellen für die Bevölkerung. Behördlich laufen die Fäden in der Landeswarnzentrale in Graz zusammen. Im Zuge der Recherchen haben die Fachleute in der Steiermark allerdings etliche Schwachpunkte ausgemacht, die in insgesamt 111 Maßnahmen-Empfehlungen geflossen sind. So verfügt der von A1 betriebene Behördenfunk (BOS-TMO) über eine Notstromversorgung von nur acht Stunden. Die Empfehlung im Plan lautet nun, die Spanne auszudehnen. Dem Bund wird unter anderem empfohlen, nach deutschem Vorbild auch Nutztierhalter zur Notstromversorgung zu verpflichten.
Eine solche Verpflichtung gilt mit dem neuen Pflegegesetz ab 2025 auch für Heime. Nicht notstromgesichert sind dagegen Verkehrsampeln und Pumpanlagen in Straßentunneln und Unterführungen. „Hier haben wir ein gewisses Gefahrenpotenzial“, sagt Lang. Kommt es zum Blackout, bleibt die steirische Tunnelüberwachungszentrale noch vier Stunden lang aktiv, bevor auch dort alles finster wird.
Auf den Autobahnen verfügen nur der Plabutschtunnel und die beiden Gratkorntunnel über eigene Notstromversorgungen für 60 bis 80 Minuten. Danach wird das Tempo wie zuvor bereits auf allen anderen Autobahntunneln auf 60 km/h gedrosselt. Auf den Landesstraßen würden im Falle eines Blackouts Südgürtel, Himmelreich, Grabengürtel und Unterflurtrasse Voitsberg sofort gesperrt, alle übrigen Tunnel auf 30 km/h Höchstgeschwindigkeit umgestellt.