Das Glas ist halb leer: Mit diesem Slogan wendet sich pro mente Austria, der Dachverband der psychosozialen Dienste an eine zukünftige Bundesregierung. „Wir haben ein System, in dem jene, die es sich leisten können, halbwegs gut versorgt sind. Aber für alle anderen wird die Versorgung immer schwieriger“, sagte Georg Psota, Vizepräsident von pro mente Austria. So würde man in der Steiermark „mindestens“ sechs Monate auf einen Termin beim Kassen-Psychiater warten, weil es viel zu wenige Therapieplätze gebe, zeigt pro mente-Präsident Günter Klug auf. Wer sich einen Wahlarzt leisten kann, komme schneller dran.

Dabei betreffen psychische Erkrankungen zumindest ein Viertel aller Österreicherinnen und Österreicher. „Die vorhandenen Ressourcen für die Versorgung dieser vielen Betroffenen reichen einfach nicht mehr, weder bei Kindern und Jugendlichen noch bei Erwachsenen und Alten“, sagt Psota. Dabei sei die Depression jene Erkrankung, die für die größte Krankheitslast überhaupt sorge. Demenzerkrankungen wiederum werden in großem Maße zunehmen, da die Bevölkerung immer älter wird. „96 Prozent der Menschen wollen zu Hause alt werden – das müssen wir durch die passende ambulante Versorgung und die Unterstützung der Angehörigen möglich machen“, sagt Klug.

Fordern bessere Versorgung psychisch Kranker: Georg Psota, Kathleen Heft, Maria Maunz-Ranacher und Günter Klug von pro mente Austria
Fordern bessere Versorgung psychisch Kranker: Georg Psota, Kathleen Heft, Maria Maunz-Ranacher und Günter Klug von pro mente Austria © Sofie Hrtler

Psyche: Vorsorge muss in den Schulen beginnen

Die Kampagne fordert eine regelmäßige unabhängige Studie zur Situation psychisch Erkrankter, eine österreichweite Leitlinie für psychosoziale Versorgung sowie ein Grundgesetz für psychische Gesundheit. Zudem sind spezifische Maßnahmen für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen sowie eine Anpassung des Pflegegeldgesetzes notwendig.

Neben der Versorgung bereits Erkrankter müsse mehr für die Vorsorge getan werden: „Mentale Stärke beginnt im Kindesalter. Wir müssen psychische Gesundheit von Anfang an fördern und dürfen nicht warten, bis sich Probleme manifestieren. Schulen sind der ideale Ort, um frühzeitig Präventionsmaßnahmen zu setzen“, sagt Psychologin Kathleen Heft. Dazu gehören: die Früherkennung von Lernstörungen, Förderung der emotionalen Intelligenz und Resilienz sowie Maßnahmen gegen soziale Ausgrenzung. Darüber hinaus wird die Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz als zentral betrachtet, da ein gesundes Arbeitsumfeld die Lebensqualität der Beschäftigten verbessert.