Worin liegt die Magie eines guten Kürbiskernöls? „Stellt man es über ein Licht, so schimmert es zweifärbig zwischen smaragdgrün und rot. Es ist frisch gepresst und hat eine gewisse Reintönigkeit, in der man transparent die Gegebenheiten des Bodens lesen kann und wird abgerundet durch einzigartige Röstnoten, die in der Ölmühle entstehen. Und wenn es sich um ein gutes Öl handelt, riecht beim Öffnen der Flasche die ganze Umgebung nach Kürbiskern.“
All das weiß „Kürbiskernölpapst“ Siegfried Wagner, der als anerkannter Lebensmittelanalytiker die Leistungsschau des „schwarzen Goldes“, das steirische Kürbiskernöl-Championat seit Jahren begleitet. Aus über 500 eingereichten Ölen wurden von einer Fachjury die besten 20 ausgewählt, die Top Ten wurden in der Tourismusfachschule Bad Gleichenberg von Fachleuten sowie Personen aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Landwirtschaftsvertretern sowie Spitzengastronomen, wie dem Kärntner 4-Hauben-Koch Hubert Wallner, erschmeckt.
Ein Schicksalsschlag
Und niemand hat die Tester so sehr überzeugen können wie der 23-jährige Clemens Lackner und sein Vater Wilfried, (52) aus Söding, die den Tränen nahe waren, als sie auf die Bühne geholt wurden, um sich die höchste Auszeichnung der Branche abzuholen. Ihr Weg dorthin ist ein emotionaler. 2012 gewann die Familie Lackner aus Söding, die in der dritten Generation Ackerbau betreibt, erstmals das begehrte Championat. Ihre naturnahe Bewirtschaftung zahlte sich aus. Das gab ihrem Geschäft einen ordentlichen Anstoß, sie konnten ihr Geschäft in Folge verdoppeln. 2020 erkrankte Anita Lackner an Leukämie und starb ein Jahr später. Ihr Sohn, der damals 20-jährige Clemens übernahm den Betrieb kurz nach der Matura im Vollerwerb.
„Es war keine leichte Zeit“
„Es war keine leichte Zeit und es ist dann alles sehr schnell gegangen“, erinnert sich Lackner. Vater Wilfried ergänzt stolz: „Ich bin schon da als Sicherheitsnetz, aber Clemens macht die komplette Produktion und den Vertrieb alleine. Ich kümmere mich hauptsächlich um den Ackerbau und betreibe eine gewerbliche Ölmühle. Das muss ihm mal einer nachmachen.“ Lange Tage, kurze Nächte, viel Schweiß und Mühe. Hilfe erfahren sie auch durch den Großvater, der am Grazer Lendplatz einen Stand mit den Hofprodukten betreibt. „Er wird am Samstag wohl sehr stolz nach Graz fahren“, lacht Wilfried Lackner.
Großes Fest
Das Geheimnis ihrer Qualität? „Die Art und Weise, wie sorgfältig wir den Acker pflegen und mit der Rohware umgehen. Der Kürbis ist eine zarte Pflanze. Nur daraus kann ein Top-Öl werden.“ Das Weber-Michl-Kernöl, benannt nach dem Vulgo-Namen des Hofes, wird aber nicht in der hauseigenen Mühle gepresst (“dort entstehen nur kaltgepresste Öle“), sondern bei der Familie Schmuck in Deutschlandsberg. Die Auszeichnung kommt für die Lackners gerade zum richtigen Zeitpunkt. „Wir haben gerade große Investitionen wie eine neue Lagerhalle getätigt und sind ein Risiko eingegangen. Jetzt kommt die Auszeichnung – nenne es Schicksal“, sagt Wilfried Lackner. Nächstes Jahr feiern die Lackners 15-Jahre Ölmühle. „Das Fest wird jetzt nach dem Sieg wohl auf zwei Tage ausgeweitet. Minimum“, freut sich Wilfried Lackner. Den zweiten Platz sicherte sich im Übrigen Hubert Ottenbacher aus Mureck, Platz drei ging an Martina und Andreas Eberhardt aus Deutschlandsberg.