Damit das erste Bundesliga-Derby zwischen Sturm und GAK seit 17 Jahren am Samstag hoffentlich ohne Randale über die Bühne gehen kann, steht die Polizei mit mehreren Hunderten Beamten im Einsatz. „Wir bekommen dabei Unterstützung aus anderen Bundesländern“, erklärt Markus Lamb von der Landespolizeidirektion. „Die Vorbereitungen auf unserer Seite laufen dazu seit Wochen.“ Was hat man aus den Vorfällen des letzten Aufeinandertreffens der Vereine im Cup (November 2023), als es zu zahlreichen Gewaltexzessen gekommen ist, für Schlüsse gezogen? „Als Konsequenz ist die SGS, die Ermittlungsgruppe ,Szenetypische Gewalt Sport‘ entstanden. Diese Einheit besteht rein aus Grazer Polizisten, sie leisten Aufklärungsarbeit nach solchen Vorfällen und sollen die Aufklärungsquote erhöhen.“ Es sei bereits mehrfach gelungen, die Täter aus ihrer Anonymität herauszufiltern und sie vor Gericht zu bringen.
Stadionverbot verhängt
Zwei GAK-Fans mussten sich etwa bereits wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Raufhandels und schwerer Körperverletzung am Grazer Straflandesgericht verantworten. Vorwurf: Am Heimweg sollen sie Sturm-Fans vermöbelt und die Polizei attackiert haben. Einer wurde freigesprochen, für den zweiten kam es aber dick - er bekam ein Stadionverbot aufgebrummt. Konkret bedeutet die Weisung zur Stadionsperre, dass sich der GAKler bei Bewerbs- als auch Freundschaftsspielen vier Stunden vor und nach dem Match nicht im Umkreis von 500 Metern zum Veranstaltungsort aufhalten darf. Dazu muss er pünktlich zum Ankick eines jeden Matches zwecks Belehrung persönlich bei der Polizei einlaufen.
Anklagen stehen bevor
Strafrechtlich ist das letzte Grazer Derby ohnehin noch nicht ausgestanden: „In drei Fällen sind die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen“, erklärt Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage. „Die sehr umfangreichen Ermittlungsverfahren haben sich auf drei Schwerpunkte konzentriert.“ Da wären der Angriff auf den mobilen GAK-Fanshop durch vermummte Sturm-Fans (Delikt: Diebstahl) und die Vorwürfe gegen jenen Einpeitscher der Sturm-Fans, der vor dem Match zum „Aufwärmen“ mit einer Hassrede die Menge angestachelt haben soll (Delikt schwere gemeinschaftliche Gewalt). In beiden Fällen dürfte bald die Anklage folgen. Anders die Lage bei der Attacke vor einem Fast Food-Lokal, bei dem ein Fan niedergeprügelt und schwer verletzt worden ist. „Hier musste das Verfahren gegen Unbekannt abgebrochen werden“, so Bacher, „es konnte niemand ausgeforscht werden, es gibt auch keine erfolgversprechenden Aussichten auf die Täter“.
„Fan Cops“
Zurück zur Exekutive: Eine weitere Einheit, die zum geregelten Ablauf beitragen soll, sind die szenekundigen Beamten (SKB), die sogenannten „Fan Cops“. „Sie stehen im Kontakt mit Fangruppierungen, kennen die Szene, machen Gefährdungseinschätzungen“, definiert Polizeisprecher Lamb. Ohne großräumige Sperren und Absperrungen wird jedenfalls am Samstag nichts laufen: „Die Lage des Stadions ist, wie sie ist - damit müssen wir arbeiten.“ Soll heißen: Während bei modernen Sportstätten andernorts die Besucherströme rechtzeitig zu steuern sind und man dadurch rivalisierende Gruppierungen trennen kann, läuft man sich rund um die Merkur Arena zwangsläufig über den Weg.