Ein riesiger Polizei-Einsatz lief am Dienstag im Grazer Bezirk Lend: Aufgrund einer per E-Mail eingelangten Drohung wurde das Gebiet zwischen Lendplatz und der Mur großräumig gesperrt, zwei Schulgebäude wurden vorsorglich evakuiert. Es handelte sich um das BG/BRG Kepler sowie die NMS Kepler und die VS Gabelsberger, die im selben Komplex untergebracht sind. „Die Evakuierungen sind ohne Panik abgelaufen“, sagte Polizeisprecher Sabri Yorgun. Knapp 1000 Schülerinnen und Schüler wurden aus den Schulen ins Freie gebracht und begaben sich mit dem Lehrpersonal auf den Lendplatz. Um 14.45 Uhr konnte alle Sperren wieder aufgehoben werden, es wurde in keinem der Objekte etwas Verdächtiges gefunden.

Hintergrund der umfangreichen Absperrungen: In den Vormittagsstunden war bei der Landespolizeidirektion (LPD) Steiermark per Mail eine Drohnachricht eingelangt. Dabei wurde auch der Hinweis auf Sprengsätze geäußert. Seither liefen umfassende Absperrmaßnahmen und Evakuierungsmaßnahmen im Bereich der Keplerstraße und der Gabelsbergerstraße. Zahlreiche Polizeistreifen sowie Sprengstoff-Experten, Diensthunde und Drohnen wurden eingesetzt.

Im Video: Bombendrohung gegen Grazer Schulen

Ebenfalls am Dienstagvormittag langte auch in Linz eine Bombendrohung gegen eine Linzer Schule ein, auch hier wurde die Schule evakuiert. Um 10 Uhr kam die Nachricht, die gegen das Ramsauergymnasium gerichtet war, bestätigte die Polizei Medienberichte. Es wurden alle Maßnahmen gesetzt, alle Einsatzkräfte an Ort und Stelle gerufen, auch ein Hubschrauber und Spezialkräfte waren dabei. Noch vor 15.00 Uhr war die Durchsuchung „negativ beendet“, so die Polizei.

Unser Reporter Wilfried Rombold war vor Ort und berichtete: „Die Drohung hat offenbar dieselben Merkmale wie jene, die am 30. September gegen die Grazer Bahnhöfe eingegangen ist. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um den gleichen Urheber handeln könnte.“ Die evakuierten Schülerinnen und Schüler wurden am Grazer Lendplatz versammelt – die Stimmung unter den Schülern war „aufgeregt, vor allem als die schwer bewaffneten Polizisten vorbeimarschierten“, berichtete Rombold.

Schuldirektor: „Kinder dachten, das ist eine Übung“

Im Interview mit der Kleinen Zeitung erklärte Franz Riegler, Schuldirektor des BRG Kepler, dass die Schüler zunächst von einer Übung ausgegangen waren. „Wir haben die Information von der Polizei bekommen, dass es eine Bombendrohung gibt und gleich den Räumungsalarm ausgelöst und die Kinder auf den Lendplatz gebracht. Das ist bei uns schon Gewohnheit, wir machen das jedes Jahr. Daher haben die Kinder zunächst gedacht, das ist eine Übung.“

Erst langsam wurde allen klar, dass es diesmal ernst ist. Die Schüler der Oberstufen wurden in Absprache mit der Bildungsdirektion direkt vom Lendplatz nach Hause entlassen, die Unterstufen-Schüler wurden vor Ort weiter betreut, bis sie von den Eltern abgeholt wurden oder die Eltern die Erlaubnis gaben, dass die Kinder nach Hause gehen dürfen. „Wir wollen die Kinder möglichst unbelastet nach Hause schicken“, sagte Riegler.

Das Schulgebäude durfte erst wieder betreten werden, nachdem die Polizei die Freigabe erteilt hatte. Bis dahin standen für die verbliebenen Schülerinnen und Schüler Busse der Graz Holding bzw. des Verbunds zur Verfügung, wo sie sich aufhalten können. Auch das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes war vor Ort. „Unsere Schüler sind relativ gelassen“, sagt Riegler. „Es geht wirklich allen den Umständen entsprechend gut. Wir bleiben aber vor Ort und unterstützen, bis auch das letzte Kind zu Hause ist“, sagte Gundi Jud vom Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes.

Bereits zweite Drohung in Graz

Bereits am Abend des 30. September 2024 war es in Graz zu einer ähnlichen Drohung gekommen. Dabei kam es zu umfassenden Evakuierungen am Grazer Hauptbahnhof sowie am Ostbahnhof. Auch in anderen Bundesländern kam es in der vergangenen Woche zu ähnlichen Einsätzen. Die Ermittlungen in sämtlichen Fällen laufen. Wie die steirische Polizei mitteilte, ermittelt das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung. Nähere Informationen werden laut Polizei aus kriminaltaktischen Gründen nicht geäußert.