Hat es Sie am Samstagmittag einmal oder gar zweimal erschreckt, als Ihr Smartphone schrille Töne von sich gegeben hat? Ja? Eigentlich gut so. Denn das Katastrophenwarnsystem „AT-Alert“, das über das Mobilfunknetz (Cell-Broadcast) ausgespielt wurde, erlebte seine bundesweite Generalprobe. Dabei war das akustische Warnsignal ganz schön laut. Das musste auch eine Trauergesellschaft in Kärnten erfahren, als plötzlich in der Kirche Mobiltelefone schrillten. In der Bim, beim Einkaufen oder im Wirtshaus – laute Handys nahm man überall in Österreich wahr. Denn der Ton war auch bei Geräten, die auf lautlos geschaltet waren, deutlich zu hören. Um die Warnung nicht zu erhalten, musste man sein Handy in den Flugmodus versetzen oder ganz ausschalten.
Was im ersten Moment für einzelne möglicherweise nervig anmutet, kann im Ernstfall ein wichtiger Informationsvorsprung sein. Das System, das neben der Übungswarnung vier weitere Warnstufen für aktuelle Gefahren, Extremwetterereignisse, Naturkatastrophen, drohende Überschwemmungen oder Waldbrände enthält, feierte nach einer jahrelangen Verzögerung aufgrund technischer Probleme bereits vor wenigen Wochen eine (unfreiwillige) Premiere. Aufgrund der Überschwemmungen wurde beispielsweise im steirischen Thörl, wo es Zivilschutzalarm gab, erstmals der „Alert“ ausgelöst.
99 Prozent Erreichgrad
Doch am Samstagmittag ging es um die planmäßig akkordierte Übung, die in zwei Ausführungen über die Bühne ging: Einmal wurde um 11.55 Uhr der Alarm über die Bundeswarnzentrale (BWZ) im Auftrag des Innenministeriums und ein zweites Mal um etwa 12.45 Uhr über die Landesalarm- und Warnzentralen ausgelöst. Und ersten Reaktionen zufolge zeigt man sich in den offiziellen Stellen zufrieden.
In der Steiermark drückte der Leiter des Katastrophenschutzes Harald Eitner höchstpersönlich den Knopf, der den Probealarm auslöste: „Das habe ich mir nicht nehmen lassen“, erzählt er gutgelaunt. Gutgelaunt auch deshalb, da die steirischen Ergebnisse „hervorragend“ waren: 1900 Bergretterinnen und Bergretter wurden in der gesamten grünen Mark verteilt als Referenz eingesetzt und meldeten ihre Erfahrung rück. „Nur bei weniger als zehn Personen hat der Alarm nicht funktioniert. Das macht einen Erreichgrad von mehr als 99 Prozent aus.“
Mehr Infos im Laufe der Woche
In Kärnten freut man sich über eine Abdeckung von „mindestens 90 Prozent“, wie Christian Gamsler, stellvertretender Katastrophenschutzbeauftragter des Landes Kärnten mitteilte. Auch im Bundesinnenministerium sprach man von einem „erfolgreichen Test“. Genauere Zahlen würden aber erst im Laufe der kommenden Woche vorliegen; die Mobilfunkanbieter wurden aufgefordert, entsprechende Daten zu liefern.
Überall dürfte der Test hingegen nicht reibungslos funktioniert haben. Wie zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Medien vermeldeten, haben etliche den Alarm nicht erhalten. Hauptgrund dafür dürften wohl veraltete Betriebssysteme auf den Smartphones sein. So wird seitens des Innenministeriums offiziell ein Android-Smartphone mit Version 11 und ein iOS-Gerät mit Version 17.4 empfohlen. Grundbedingung für den Empfang der Textnachricht ist ein Smartphone bzw. ein mindestens 2G-fähiges Mobilgerät, um die höchste Alarmstufe zu erhalten – ältere Seniorenhandys beispielsweise erhalten nur ein akustisches Signal – ohne die dazugehörige Textnachricht.
Neueres Handy gefragt
Was viele Nutzerinnen und Nutzer gestern außerdem irritierte: Mit einem Klick auf die Stummtaste verschwindet auch die Alarmnachricht. Diese Problematik war schon vor dem Testlauf bekannt, erklärt Eitner. „Viele Leute wollen, dass das Handy aufhört zu piepsen, und wischen und klicken so lange, bis die Nachricht vom Display verschwunden ist. Oft kann sie dann aber nicht mehr abgerufen werden.“ Daher konnten einige Menschen die Nachricht, die auf Deutsch und Englisch ausgeschickt wurde, nicht lesen.
Am Samstag fand übrigens auch der bereits altbekannte Sirenen-Probealarm in Österreich statt. Zwischen 12 und 12.45 Uhr ertönten die drei Zivilschutzsignale „Warnung“, „Alarm“ und „Entwarnung“. In Kärnten gab es bei den 882 Sirenen nur acht Ausfälle, in der Steiermark waren es bei 1278 Sirenen nur 22 Ausfälle. Die betroffenen Sirenen werden nun nachjustiert.