Ein durchdringendes Schrillen, das Display des Handys blinkt auf und zeigt eine Mitteilung, die vor einer Gefahrenlage warnt: So haben es am Unwetterwochenende Mitte September mehr als eine halbe Million steirische Handynutzer bereits erlebt. Das System „AT-Alert“, über das die Behörden via „Cell Broadcast“-Technologie Alarmnachrichten an Smartphones versenden können, erlebte seine unfreiwillige Feuertaufe.
Am Samstag startet das lange erwartete Warnsystem in seine geplante, bundesweite Generalprobe im Zuge der Anfang Oktober üblichen Zivilschutzalarm-Übung. Kurz bevor um 12 Uhr Mittag die Sirenen aufheulen, wird im Innenministerium der Knopf gedrückt. Sämtliche Mobilfunksendemasten Österreichs senden dann eine Alarmnachricht aus, der der Hinweis „Achtung Test“ vorangestellt ist. Rund 45 Minuten später wiederholt sich das Spiel, diesmal ausgelöst bei der Landeswarnzentrale Steiermark.
Das Handy lautlos zu stellen, nützt nichts
Wer von der Übung unbehelligt bleiben möchte, muss sein Smartphone abschalten oder in den Flugmodus setzen. Das Gerät auf lautlos zu stellen ist wirkungslos, denn der landesweite Testalarm wird als höchste Warnstufe („Presidential Alert“ bzw. Notfallalarm) versandt. Dieser lässt sich, anders als ebenfalls existierende niedrigere Warnstufen, weder stummschalten noch deaktivieren. „Wir wollen testen, wie gut der Alarm wirklich auf den Smartphones ankommt. Deshalb erfolgt die Probe auf der höchsten Stufe“, erläutert Harald Eitner, Leiter des steirischen Katastrophenschutzes. Die vorangehende bundesweite Alarmierung wird dagegen nur in zweithöchster Stufe erfolgen, wie am Donnerstagnachmittag festgelegt wurde.
Mitte September hatten die meisten Steirerinnen und Steirer ebenfalls eine Warnung niedrigerer Stufe erhalten. Nur in Thörl, wo es wegen der Überschwemmungen Zivilschutzalarm gab, wurde schon damals zur höchsten Warnstufe gegriffen.
Doch wie lässt sich überhaupt überprüfen, wie gut sich die Testnachricht auf den Handys der Steirerinnen und Steirer verteilt? „Direkt prüfen können wir das nicht“, sagt Eitner. Die Nachrichten werden über die Sendemasten nur ausgeschickt, die Handys im Funkbereich der Stationen geben keine Rückmeldung über den Erhalt. „Deshalb haben wir die Einsatzorganisationen aufgerufen, uns zu informieren, wie gut es unter ihren Mitgliedern funktioniert hat“, sagt Eitner. Immerhin: Allein die Feuerwehr zählt in der Steiermark rund 50.000 Mitglieder.
Wenn die Nachricht verloren geht
Aus den Erfahrungen im September wissen die Behörden jedenfalls bereits um einzelne, immer noch existierende Probleme. So gab es Schwierigkeiten mit dem Empfang bei vielen in die Jahre gekommenen iPhones. Grundsätzlich sollten Mobiltelefone mit aktuellem Software-Stand (Android ab Betriebssystem-Version 11, iPhones ab Betriebssystem-Version iOS 17.4) jede Warnstufe empfangen können.
Und auch die Handhabung der Handysoftware spielte offenbar nicht wenigen einen Streich: „Viele Leute wollen, dass das Handy aufhört zu piepsen, und wischen und klicken so lange, bis die Nachricht vom Display verschwunden ist“, sagt Eitner. „Oft kann sie dann aber nicht mehr abgerufen werden.“ Zumindest bei iPhones ist die Nachricht nicht mehr vorhanden, wenn sie einmal aus der Mitteilungszentrale gelöscht worden ist.
So oder so wird bei vielen Handynutzern etwas Geduld gefragt sein. Je nach Software kann sich der Erhalt der Nachricht um bis zu eine halbe Stunde verzögern.