Von AC/DC über Elton John, Santana bis Zappa: Mit der NZ gemeinsam fand sich die Steiermark erst seit den frühen 1970ern dauerhaft auf Tourplänen. „Die Gage, gerne auch Dollar, brachte ich persönlich im Aktenkoffer.“ Eine der so vielen Erinnerungen, die Veranstalter und Journalist Vojo Radkovic (Jahrgang 1947) in seiner warmherzigen Art zu erzählen vermochte. 2022 hielt er die Erinnerungen in einem Buch fest. Am Wochenende klagte er über Schmerzen, kam ins Spital und ist in der Nacht auf Montag verstorben. Seine Familie war bei ihm. Und, bei aller Tragik, es war ein Tod, wie ihn sich Vojo gewünscht hätte. Schnell, ohne lange Krankheit, ohne ein Pflegefall zu sein.
Was immer Vojo Radkovic war und tat – er war und tat es mit großer Leidenschaft. Sein größtes Verdienst war wohl, dass er als Konzertveranstalter Graz aus dem popkulturellen Dornröschenschlaf geküsst hat. 1974 brachte er Emerson, Lake & Palmer in die Liebenauer Eishalle, kurz darauf Ike und Tina Turner. Erst mit diesen von ihm organisierten Konzerten tauchte Graz auf der Pop-Landkarte auf. Das Orpheum, vormals „Haus der Jugend“, wurde seine Bühne, hier hat er im Laufe der Jahrzehnte Hunderte Konzerte veranstaltet. Das Orpheum hatte bald einen legendären Ruf und lockte auch Weltstars an: Randy Newman, Johnny Cash, Motörhead, Meat Loaf, Chuck Berry.
Bandwettbewerb und Benefiz-Konzerte
Aber nicht nur die Großen der Branche hatte Vojo im Blick. 1973 rief er den steirischen Bandwettbewerb ins Leben, der für viele Gruppen Sprungbrett zur großen Karriere wurde, und veranstaltete ihn 44 Jahre lang. Und 35 Jahre lang hat Vojo die Benefiz-Konzerte „Let‘s Spend The Night Together“ auf die Bühne gebracht. Wobei das Orpheum für ihn immer mehr als nur Spielstätte war - es war Heimstätte. „Die Menschen sind nach den Konzerten glücklich nach Hause gegangen“, hat Vojo in einem Gespräch kurz vor seinem Tod gesagt. „Und das war immer mein Bestreben.“ So erfolgreich und leidenschaftlich Vojo dabei war, Stars nach Graz zu lotsen, ein Händchen fürs Finanzielle hatte er leider nicht – 2013 fiel für „Vojo Concerts“ der Vorhang.
Die Corona-Lockdowns hat Vojo Radkovic dafür genutzt, endlich ein Buch zu schreiben, in dem er die vielen Begegnungen, Anekdoten und Schnurren festhielt, die er im Laufe seines turbulenten Lebens erlebt hat. „Kaffee mit Johnny Cash“ (edition keiper) heißt das Werk und wurde gleichzeitig sein Testament. „Eine faszinierende Reise durch fünf Jahrzehnte voller Musik und aufregender Medienwelt“, heißt das Buch im Nebentitel. Die Reise auf Erden ist für Vojo zu Ende. Aber vermutlich wird es im Rockhimmel ein krachendes Willkommen-Konzert für ihn geben. Das hätte er sich wahrlich verdient. Da warst nie „Too Old To Rock And Roll“, lieber Vojo, aber „Too Young To Die“.