Der steirische Honig wird gerne als flüssiges Gold bezeichnet. Genau das trifft allerdings heuer für einen großen Teil des Waldhonigs nicht zu. Denn die steirischen Imker haben mit dem sogenannten Zementhonig zu kämpfen. Konkret bedeutet das, dass der Honig bereits in den Waben kristallisiert. Damit können Imker ihn nicht mehr schleudern. Grund dafür ist der Honigtau, aus dem die Bienen Waldhonig erzeugen.
Zementhonig durch konzentrierten Honigtau
„Durch die heurigen Trockenphasen und die vorangegangenen Wetterkapriolen hat der Honigtau heuer als Dreifachzucker einen besonders hohen Zuckergehalt, der das Kristallisieren noch in den Waben auslöst“, schildert der Präsident des Steirischen Imkerzentrums Werner Kurz. Auch den Honig in den Waben zu erhitzen und so schleuderbar zu machen ist keine Option. Denn: „Zementhonig hat einen sehr hohen Schmelzpunkt, da würde vorher das Wachs der Waben schmelzen“, erklärt Kurz.
Für die Imker ist das besonders bitter, denn eine Versicherung dagegen gibt es nicht. Auch der Handlungsspielraum ist stark eingeschränkt. Die einzige Möglichkeit dem Zementhonig entgegenzuwirken ist ein Standortwechsel für die Bienenvölker. „In manchen Teilen der Steiermark sind nur 20 Prozent der Ernte betroffen, in anderen Teilen sind es 70 bis 80 Prozent“, sagt Kurz.
Situation für Imker schwierig, aber keine Katastrophe
Bei Imker Johannes Wieser aus Frohnleiten waren gut 50 Prozent des Waldhonigs nicht schleuderbar. „Das tut uns natürlich weh, vor allem weil der Waldhonig unsere Haupteinnahmequelle ist“, sagt Wieser. Allerdings sei man auf solche Situationen vorbereitet. „Es gibt den alten Spruch, dass der Imker immer eine Ernte in den Stöcken, eine in den Gläsern und eine auf dem Sparbuch haben muss, danach leben wir“, sagt Wieser.
Besonders herausfordernd war allerdings, dass die Ernte zunächst noch gut ausgesehen hat. „Es hat am Anfang noch so ausgeschaut, dass der Honig flüssig ist, aber dann ist er immer mehr und mehr fest geworden. Das war mit sehr viel Arbeit verbunden und trotzdem ist der Großteil in der Wabe geblieben“, sagt Wieser. Denn teilweise hat er seine Stöcke umgestellt, um etwas ernten zu können. Keine leichte Aufgabe, denn die Stöcke sind durch den festen Honig besonders schwer.
Das weiß auch Anton Gruber. Er ist Imker in Gratwein-Straßengel. 40 Prozent seines Waldhonigs hat er heuer als Zementhonig verloren. „Das ist nicht schön, nicht lustig, aber wenn man einigermaßen gut mit seinen Finanzen umgegangen ist, kann man so etwas schon überstehen“, sagt Gruber. Vor sechs Jahren habe es bereits dieselbe Situation gegeben. Das unterstreicht auch Kurz, denn der Zementhonig sei ein immer wiederkehrendes Thema. Daher sieht er darin auch keine längerfristige Bedrohung für den steirischen Waldhonig. „Das kann nächstes Jahr schon wieder ganz anders aussehen“, sagt er.
Für die Bienen selbst stellt der Zementhonig übrigens keine Gefahr dar, solange er vor dem Winter aus den Bienenstöcken entnommen wird. Ansonsten fressen die Bienen ihn über den Winter und würden daran sterben. Denn: Im Winter können die Bienen nicht ausfliegen, um nach Wasser zu suchen.
Imker unter internationalem Preisdruck
Noch herausfordernder als die geringen Ernten im heurigen Jahr ist für heimische Imker allerdings der Absatz. Denn, seit Jahren fluten internationale Honige den Markt und drücken die Preise. „Wer heimischen Honig kauft, unterstützt nicht nur die Arbeit der Imker, sondern trägt auch dazu bei, dass sie ihre Arbeit weiterführen und Pflanzen in der Steiermark durch ihre Bienen bestäubt werden“, appelliert Kurz.