Für den Pflegebereich in der Caritas Steiermark waren die letzten Monate turbulent. Erst im Juli wurde bekannt, dass man das Haus Elisa in Graz mit 1. November schließen muss – ein Demenztageszentrum, das mit nur 60 Prozent Auslastung nicht rentabel war. Erst Anfang September erklärte die Caritas außerdem den Rückzug aus der Mobilen Pflege und übergibt diese Aufgaben samt der zuständigen Mitarbeiter ebenfalls ab November an die Volkshilfe.

Und nun steigt man auch noch aus dem Pflegewohnhaus Frauenberg aus, das man für den Eigentümer, das Benediktinerstift Admont, zuletzt betrieben hat: „Wir haben das Haus 2020 übernommen und vereinbart nach vier Jahren eine Evaluierung durchzuführen“, so Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler. Doch das Heim mit 36 Betten auf drei Stockwerken sei nicht mit einer schwarzen Null zu führen: „Das geht sich wirtschaftlich nicht mehr aus“. Daher habe man am Donnerstag und Freitag die Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörige und die Pflegekräfte über den Abschied mit Ende Oktober informiert.

Caritas-Chefin pocht auf Änderung beim Normkostenspiegel

„Zuvor gab es Gespräche mit dem Stift, eine Lösung war uns aber nicht möglich“, erklärt Tödtling-Musenbichler. Man gebe das Haus daher mit 1. November „schweren Herzens“ an das Stift zurück. Dort wurde dem Vernehmen nach mit dem privaten Träger „Mavida“ bereits ein Nachfolger gefunden, der auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehme.

Nora Tödtling-Musenblicher
Nora Tödtling-Musenblicher © APA/Robert Jaeger

Tödtling-Musenbichler übt in diesem Zusammenhang Kritik am Land Steiermark, mit dem man an sich in konstruktiven Gesprächen sei. Allerdings entstehen kleinen Häusern unverhältnismäßig hohe Fixkosten, die nicht durch den Normkostenschlüssel gedeckt seien – dieser orientiere sich an Einrichtungen mit mindestens 70 Betten. Das müsse man ändern. Gleichsam ortet die Caritas-Direktorin eine Schieflage zwischen privaten und gemeinnützigen Trägern hin, unter anderem was die Möglichkeiten für finanzielle Rücklagen angeht.

ÖGKV ortet enormen Kostendruck bei privaten Trägern

Die Problematik zwischen privaten und gemeinnützigen Trägern kann Thomas Windhaber, steirischer Landesvorsitzender des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV), nachvollziehen. Daher begrüße er nicht nur die Pläne der Politik, neue Betten vorrangig an gemeinnützige Organisationen zu geben, sondern fordert diesen Schritt auch für bestehende Kontingente. Denn: „Es geht hier um öffentliche Gelder, die an teils internationale Firmenkonstrukte fließen. Das geht sogar so weit, dass mitunter um Investment für Heime geworben wird, weil die Rendite groß ist“. Laut Windhaber würden viele gewinnorientierte Unternehmen „als Erstes beim Personal, beim Essen und der Hygiene sparen“.

Thomas Windhaber
Thomas Windhaber © KLZ/Manuel Hanschitz

Den Kostendruck würden Pflegekräfte und Pflegedienstleitungen bei privaten Trägern dann massiv spüren – sie seien nicht selten angehalten, leere Betten innerhalb eines Tages wieder zu vergeben: „Dieses Thema ist bei gemeinnützigen Trägern angenehmer“.

Keine weiteren Caritas-Heime von Änderungen betroffen

Die Caritas indes beteuert, dass man keine weiteren Häuser schließen oder abgeben müsse: „Die anderen 15 Pflegewohnheime sind stabil, wir haben eine Auslastung von 98 Prozent“, so Tödtling-Musenbichler. Um die Zukunft der Pflege zu sichern, brauche es aber ein Ausbildungspaket, wie auch Windhaber bestätigt: „Wir müssen unbedingt mehr in bestehendes Pflegepersonal investieren“, sagt er – und meint unter anderem Fort- und Weiterbildungen oder Entlastungsangebote.

Tödtling-Musenbichler pocht außerdem auf ein Ende des Fleckerlteppichs: „Wir haben neun Landesgesetze und neun Zugänge, wie wir die Pflege leben“ – das gehe bis hin zu eklatant unterschiedlichen Pflegeschlüsseln in den Bundesländern. Obwohl das Pflegepaket des Bundes ein erster Schritt in die richtige Richtung sei, brauche es schnellere Entscheidungen: „Die Teuerungen bei Lebensmitteln, Hygiene und Co. war für gemeinnützige Organisationen kaum zu stemmen“, doch die Politik habe erst nach neun Monaten reagiert.