Das Tief, das Österreich die Regenmassen und Sturmböen brachte, hat an Einfluss verloren, meldet der Wetterdienst Geosphere. „Man kann durchaus von einer Entspannung sprechen“, sagt Meteorologe Fritz Wölfelmaier. Seit Dienstagfrüh regnet es in der Steiermark fast nirgendwo mehr, es bleibt größtenteils trocken – auch die nächsten Tage. Nur im Bergland der Alpensüdseite sind lokale Regenschauer möglich, am ehesten hin zur Koralpe.
Der Regen hat bis Mitternacht fast überall nachgelassen, wobei in der Nacht auf Dienstag im Auseerland noch einiges an Regen gefallen ist, an der Station Altaussee wurden 60 Liter pro Quadratmeter gemessen, in Bad Aussee 36 Liter.
Von der Landeswarnzentrale heißt es am Dienstagvormittag: „Die Lage hat sich deutlich verbessert, es geht langsam in Richtung Normalzustand“, sagt Günter Hohenberger. Christoph Schlacher von der Abteilung Schutzwasserwirtschaft: „Es war eine herausfordernde Zeit, besonders Sonntagfrüh haben uns die Pegelstände Sorgen gemacht, der Thörlbach ist ja über die Ufer getreten zum Beispiel.“ Schlachers Bilanz ist aber: „Dort wo wir Hochwasserschutzmaßnahmen gehabt haben, hat das funktioniert.“ Hohenberger spricht auch von Glück, weil die niedrige Schneefallgrenze einiges an Wasser „gepuffert“ hat. Die Pegelstände sind nun am Sinken, auch die Schneeschmelze ist in den Prognosen schon berücksichtigt und bereitet der Landeswarnzentrale derzeit kein großes Kopfzerbrechen. Bald geht es ans Analysieren der vergangenen Stunden, so sollen etwaige neue Hochwasserschutzmaßnahmen gesetzt werden können.
Weiter Vorsicht geboten
Abseits der Flüsse ist die Gefahr aber noch nicht gebannt. Die Landeswarnzentrale und viele Kommunen warnen weiterhin zur Vorsicht. Der starke Wind habe schwere Schäden in den steirischen Wäldern verursacht. Nach wie vor könnten Äste zu Boden fallen oder Bäume umkippen. Der Grund: aufgeweichte Böden. In den Wäldern spricht man bei der Forstwirtschaft schon von 250.000 Festmeter Schaden. „Wir appellieren an alle Steirerinnen und Steirer vorsichtig zu sein, bis sich die Lage tatsächlich entspannt und Wälder weiterhin zu meiden“, sagten LH Christopher Drexler und Vize Anton Lang.
Auch Erdrutschungen und Muren sind weiterhin möglich. Landesgeologe Martin Schröttner und ein Kollege sind seit Sonntag unterwegs, bisher hat man 25 Schadstellen identifiziert. „Das hält sich im Vergleich zum Frühsommer (Anm. hunderte Hangrutschungen nach Unwettern), noch in Grenzen.“
Besonders von Hangrutschungen betroffen ist Thörl, der Bezirk Liezen und Bruck-Mürzzuschlag. „Weil es dort viel geregnet hat“, sagt Schröttner. Er warnt: „Es kann sich durchaus noch was bewegen.“ Schröttner geht aber eher von Einzelereignissen aus und nicht von flächendeckenden Rutschungen wie im Frühsommer.
Wer als Anrainer Veränderungen in der Bodenoberfläche beobachtet, etwa Risse, Erhebungen oder schief gestellte Bäume, soll sich an die Gemeinde oder die Bezirkshauptmannschaft wenden, rät Schröttner.
Erleichterung für die Helfer, jetzt schon neuer Einsatzrekord
Für die Helfer ist die Beruhigung der Wetterlage jedenfalls eine Erleichterung. Von Freitag an waren im Sog des Adriatiefs 2116 Einsätze für die steirischen Feuerwehren zu stemmen. 6180 Einsatzkräfte waren unterwegs, von 508 Feuerwehren, derzeit sind es noch 37 Feuerwehren bei abschließenden Pump- und Aufräumarbeiten.
Thomas Meier, der Sprecher der steirischen Feuerwehren, berichtet, dass die Feuerwehrleute bereits Dienstagfrüh so viele Unwettereinsätze hinter sich haben wie im ganzen letzten Jahr. „Und das letzte Jahr war schon ein Rekordjahr.“
Gesperrte Straßen
Aufgrund entstandener Sturmschäden sind steiermarkweit zwölf Straßen gesperrt. Das betrifft im Bezirk Liezen den Sölkpass, die B 25 (bei Radstadt halbseitige Sperre, nach Eschau ab Kilometer 89 Totalsperre), die B 138 im Bereich der Landesgrenze Richtung Oberösterreich, die B 146 im Bereich Hieflau zwischen Admont und Gesäuseeingang sowie die L 713 Kaiseraustraße zwischen Admont und Trieben. Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld sind vorerst die die L 117 (Kilometer 7,7 bis 16,2) , die L 407 (Ratten – Rettenegg – Feistritzwald – Feistritzsattel), die L 421 (Kilometer 2,27 bis 4,47), sowie die L 437 Hohenbrugger Straße sowie Teile der L 440 Blumauerstraße nicht befahrbar. Im Bereich Thörl (Bruck-Mürzzuschlag) ist die B 20, im Bezirk Weiz die L 409 Feistritzklammstraße, gesperrt. Aktualisierte Infos zu Straßensperren bietet etwa die Antenne Steiermark.
Hilfe für Niederösterreich
Seit Sonntag sind Katastrophenhilfsdienstzüge aus Teilen der Steiermark, die von den Unwettern nicht so stark betroffen sind, in Niederösterreich im Einsatz, um die vor Ort eingesetzten Kräfte mit einem technischen Zug für Auspumparbeiten zu unterstützen, heißt es vom Land Steiermark. Am Dienstag sind zwei Katastrophenhilfsdienstzüge (Fürstenfeld und Feldbach) mit insgesamt 100 Feuerwehrleuten in Niederösterreich, um die bei der Bewältigung der Unwettersituation zu unterstützen.
Im Katastrophengebiet von Niederösterreich halfen am Sonntag Wehren aus Feldbach, Leibnitz, Judenburg und Deutschlandsberg, die mit 47 Fahrzeugen und 225 Mann ins Nachbarbundesland ausrückten. Am Montag brachen auch 52 Kräfte aus Voitsberg nach Niederösterreich auf, sowie technische Züge aus Feldbach, Leibnitz und Radkersburg. „Es ist extrem, was sich hier abspielt“, berichtet Josef Baumgartner (Bereichsfeuerwehrverband Radkersburg) aus Melk.
Kameradinnen aus dem Bezirk Leibnitz halfen bei St. Pölten bei der Evakuierung eines Schweinestalls, der komplett unter Wasser stand. „Zum Glück konnten wir von den 600 Tieren über 500 retten“, schildert Bereitschaftskommandant Friedrich Partl erleichtert. Unterdessen kämpft man im oststeirischen Tierpark Herberstein mit den Nachwehen des Sturms.