Der Führerschein ist für viele ein großer Schritt Richtung Freiheit und Erwachsensein. Dass der Reiz für junge Menschen nicht mehr ganz so groß sein dürfte, zeigt eine Erhebung der Statistik Austria. Denn in Österreich hat die Zahl der ausgestellten B-Führerscheine 2023 im Vergleich zum Jahr davor um 3,8 Prozent abgenommen. Ein noch deutlicheres Bild zeigt sich in der Steiermark. Hier liegt die Abnahme sogar bei rund fünf Prozent. „Wir haben natürlich einen Rückgang, aber er ist leicht und noch nicht massiv bemerkbar“, sagt Karl-Heinz Stummer, Fachgruppensprecher der Fahrschulen in der Wirtschaftskammer Steiermark. Einen Unterschied zwischen Fahrschulen in der Stadt und am Land gebe es dabei nicht.

Aktuell sei man allerdings sowieso am Limit, da im Sommer in Fahrschulen bekanntermaßen Hochbetrieb herrscht. Neben sinkenden Anwärterzahlen fällt laut Stummer aber vor allem auf, dass sich besonders viele für einen L17 entscheiden. Das zeigt sich auch in den Zahlen. 11.275 B-Führerscheine wurden im Vorjahr in der Steiermark ausgestellt. 5333 davon als L17. Das entspricht rund 45 Prozent.

Mangel an Fahrlehrern

Weitaus präsenter als das zunehmende Fernbleiben von Fahrschülerinnen und Fahrschülern ist in steirischen Fahrschulen jedoch der Personalmangel. Denn vor allem Berufseinsteiger sind Mangelware. „Der Beruf des Fahrlehrers ist ein Beruf, der größtenteils in den Ferien stattfindet und fast immer Vollzeit ist. Das ist für junge Menschen wenig attraktiv“, sagt Stummer.

Karl-Heinz Stummer ist Fachgruppensprecher der Fahrschulen in der Wirtschaftskammer Steiermark
Karl-Heinz Stummer ist Fachgruppensprecher der Fahrschulen in der Wirtschaftskammer Steiermark © KLZ / Christian Penz

Hoffnung auf mehr Berufseinsteiger gibt es bei den steirischen Fahrschulen durch die neue Fahrlehrerassistenten-Ausbildung. Diese ermöglicht einen rascheren Berufseinstieg und ein festes Gehalt bereits während der Ausbildung.

Obwohl E-Autos und damit auch Automatikgetriebe auf den steirischen Straßen immer häufiger werden, zeigt sich in den Fahrschulen laut Stummer kein Trend in diese Richtung. Der Grund: In Österreich gilt nach wie vor der „Code 78“. Konkret bedeutet das, dass die Lenkberechtigung, sofern die Fahrprüfung mit einem Automatikauto absolviert wird, auf diese beschränkt ist. Für Stummer nicht mehr zeitgemäß. Denn das nehme den Fahrschulen die Möglichkeit, an E-Autos auszubilden. „In einigen europäischen Ländern, etwa in Deutschland, wurde der Zusatz bereits gestrichen. Das ist ein Versäumnis, das aus dem Ministerium herrührt“, sagt Stummer.

Im Klimaministerium verweist man lediglich auf die EU. Im Zuge der vierten EU-Führerscheinrichtlinie, die aktuell in Arbeit ist, könnte der „Code 78“ fallen. Bedingung: ein „Skill Test“ oder eine siebenstündige Schulung an einem Fahrzeug mit Schaltgetriebe.  

Hohe Kosten für Führerschein

Nicht wie die Fahrschülerzahlen rückläufig sind hingegen die Kosten für den B-Führerschein. Im Gegenteil: Rund 2000 Euro muss man in der Steiermark laut Stummer dafür bezahlen. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch vor 20 Jahren. Stummer sieht den Grund dafür vor allem in den stark gestiegenen Personalkosten. „Wir haben 18 Fahrstunden verpflichtend zu absolvieren plus die Prüfungsfahrt, bei der ein Fahrlehrer mit Fahrzeug gestellt wird, plus die Kurskosten mit den Prüfungen, das ist eine ganz normale Kostenentwicklung“, sagt er. Zudem sei der Führerschein in anderen Bundesländern zwischen 500 bis 600 Euro teurer als in der Steiermark.

Auch in der Zukunft zeige die Tendenz jedoch nach oben: „Es ist noch nie etwas billiger geworden, allein weil die Lohnkosten steigen. Somit werden auch die Führerscheinkosten steigen, aber in welchem Ausmaß, kann ich jetzt noch nicht sagen.“