Ein Mann betritt einen Raum, eine Frau in kurzem, pinkem Kleid mit tiefem Dekolleté und High Heels steht statisch auf einer kleinen Scheibe, die sich dreht. „Ist die Susi dein Typ? 90-60-90 ist sie ja nicht, sonst wären wir schon verheiratet. Aber die Maße sind besser. 6 mal 6, Meter.“ Vermietet werden soll nicht Susi, auch wenn in dem Video dieser Eindruck entsteht, sondern der „Garagentyp Susi“, welchen der südsteirische Unternehmer hier präsentiert.

Es handelt sich dabei um keinen Geringeren als den Selfmade-Millionär Walter Temmer. Er sorgt nicht zum ersten Mal für Schlagzeilen. Seine neuesten Werbevideos sollen eigentlich seine Garagen in Leibnitz und Klagenfurt promoten. Doch sie beinhalten knapp bekleidete Frauen, die wie Objekte dargestellt werden. Einmal Anna, dann Michelle oder seine Frau Susi, gepaart mit Sprüchen à la „Ist sie dein Typ?“ „Willst du sie mieten?“ „Die Maße sind ja leider nicht 90-60-90“. Auch Temmer selbst steht einmal auf der Scheibe.

Werbung führte zu Beschwerden

Auf der Homepage sind neben Temmer (er in Shirt und Hose) insgesamt sieben Frauen mit kurzen Cocktailkleidern und Stöckelschuhen abgebildet. Die Namen und Fotos der Frauen sind größer platziert als das Textfeld „Garagentyp 4“ oder „Garagentyp 5“, darunter steht groß „Miete mich“.

Bei der Antidiskriminierungsstelle Steiermark ging eine anonyme Beschwerde wegen sexistischer Werbung ein. „Es wird in den Videos in den sozialen Medien und auf der Homepage suggeriert, dass die Frauen selbst zu mieten oder vom Mietangebot umfasst sind. Außerdem werden sie wie Objekte dargestellt“, sagt Leiterin Daniela Grabovac.

Werberat kann nur mahnen

Aufgeschlagen ist die Sache auch beim Österreichischen Werberat. Das Gremium fordert den „sofortigen Stopp der Kampagne bzw. sofortigen Sujetwechsel“. Der Ethikkodex der Werbewirtschaft sei in Bezug auf geschlechterdiskriminierende Werbung verletzt. Geschäftsführerin Andrea Stoidl erklärt auf Nachfrage, dass der Werberat („sofern wir bei einer Beschwerde zuständig sind“), Unternehmen zum Stopp der Werbung oder dem Löschen von Inhalten aufrufen kann. Rechtliche Sanktionen stehen dem Rat jedoch nicht zu. „Ich wünsche mir, dass hier rechtlich eine Handhabe möglich gemacht wird“, fordert Grabovac.

Temmer: „Diskriminiere niemanden“

Die Kleine Zeitung bat Walter Temmer um ein Statement. Er meint: „Ich habe noch nie so viel positives Feedback zu einer Werbung bekommen, höchstens ein, zwei Personen fanden es nicht lustig. Ich weiß nicht, wer die Ironie nicht versteht.“ Er habe dem Werberat geantwortet, dass die Beschwerde „unberechtigt“ sei, niemand diskriminiert und keine der Frauen ein Opfer sei. Es sei klar, dass man die Frauen nicht mieten könne. „Für mich hat sich die Geschichte erledigt, ich kann die Werbung moralisch vertreten“, so Temmer, „ich habe kein schlechtes Gewissen, die Frauen finden es auch superlustig.“

Bei allen Fällen, die dem Werberat gemeldet werden, steht laut Andrea Stoidl „geschlechterdiskriminierende Werbung“ jährlich auf Platz eins. „Alleine heuer hatten wir schon 57 solcher Beschwerden, letztes Jahr waren es 122.“