Die folgenden Zeilen könnten dem einen oder anderen die Tränen in die Augen treiben. Für Pollenallergiker dürfte es heuer noch länger keine Verschnaufpause geben. „Die Saison hat sich in Österreich so weit verlängert, dass die Betroffenen länger im Jahr mit Beschwerden zu kämpfen haben“, sagt Markus Berger vom Österreichischen Polleninformationsdienst. Und die Entwicklung geht in diese Richtung weiter. „Künftig könnten vor allem polysensibilisierte Menschen, die auf mehr als eine Pflanzenart reagieren, nur noch von Ende November bis in den Jänner hinein eine Verschnaufpause haben.“ Wenn überhaupt, fügt Berger hinzu, denn die Purpurerle kann vor allem in Städten auch im Dezember noch zu Beschwerden führen.
Blickt man auf die letzten Jahre zurück, so hat sich die Pollensaison in Österreich deutlich verändert, sagt der Experte. Sie beginne nicht nur früher, sondern dauere auch länger. „Wärmere Temperaturen, viel Niederschlag und ein erhöhter CO₂-Anteil in der Luft sind Faktoren, die zu einer verstärkten Pollenproduktion beitragen. Seit 2010 sind zum Beispiel die Ragweedpollen in der Luft im Osten Österreichs um 30 Prozent mehr geworden“, berichtet Berger. Auch Ozon, das sich bei anhaltender Hitze vermehrt in der Luft anreichert, kann die Allergenität verstärken. Denn Ozon reizt die Schleimhäute und verstärkt so die Symptome.
Aber auch umgekehrt sind die Pflanzen betroffen: Für die Frühjahrsblüher Birke, Erle und Hasel ist der Temperaturanstieg ein Stressfaktor, der dazu führt, dass die Bäume aus Angst um ihr Überleben ihre Fortpflanzung ankurbeln und noch mehr Pollen produzieren.
Verringerte Lebensqualität
Betroffene wissen, wie einschränkend eine Pollenallergie sein kann. Bei vielen gehen die Symptome weit über tränende Augen und eine laufende Nase hinaus. „Eine Allergie kann sich schnell auf die Konzentration auswirken“, weiß Markus Berger. „Das bedeutet dann meist einen Leistungsabfall in der Schule, im Studium oder im Beruf.“ Gleichzeitig können Atembeschwerden zu chronischem Schlafmangel führen, was bei Betroffenen schon zu Depressionen geführt hat. „Diese Beschwerden schränken die Lebensqualität massiv ein.“
Was gegen Allergien hilft
Worauf Pollenallergiker in den kommenden Jahren achten sollten, beantwortet der Polleninformationsdienst so: „Das Wichtigste ist und bleibt, zum Arzt zu gehen. Eine Immuntherapie wirkt definitiv am besten.“ Ansonsten ließe sich auch mit FFP2-Maske und Sonnenbrille einiges abwenden. Zu Hause helfe weiterhin ein Pollenschutzgitter vor den Fenstern. Um sowohl die Alltags- und Wochenendplanung zu erleichtern, findet sich auf der Website des Polleninformationsdienstes eine stündliche Vorhersage.
Lebensgefährliche Wespenstiche
Allergisch reagieren viele Menschen aber nicht nur auf Pollen. Bis zu vier Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben auch Allergien gegen Wespenstiche. Die fliegenden Gesellen sind die ungebetenen Gäste auf jeder Grill- und Gartenparty. Im besten Fall sind sie lästig, im schlimmsten Fall löst der Stich einen anaphylaktischen Schock aus und kann lebensbedrohlich sein. Während Schwellungen, Rötungen und Schmerzen rund um die Einstichstelle normal sind, ist bei Juckreiz und Nesselausschlag, die den ganzen Körper betreffen, sowie bei Atemnot und Bewusstseinsstörungen sofortiges Handeln erforderlich.
So gefährlich ein Stich für Allergiker sein kann, so erfolgreich hilft bei Wespenstichen eine allergenspezifische Immuntherapie. Bereits nach zwei Monaten dieser Therapie sind Insektengiftallergiker geschützt.