Nicht mehr lange, dann hat das Warten für die zahlreichen „Swifties“ im Land ein Ende. Am Donnerstagabend betritt mit Taylor Swift eine der wohl im Moment erfolgreichsten Musikerinnen der Welt zum ersten Mal die Bühne im Ernst-Happel-Stadion in Wien. Ihre Crew hat es bereits nach Wien geschafft, im Stadion wird bereits seit Tagen gewerkelt, um die Fläche für die 3,5-stündige Show vorzubereiten.
„Swifties“ aus ganz Europa und darüber hinaus pilgern deswegen in den kommenden Tagen nach Wien, auch zwei Autostunden entfernt in der Steiermark wächst die Vorfreude bei all jenen, die sich im vergangenen Sommer die heißbegehrten Tickets ergattern konnten. Einer von ihnen ist Dennis Maritschnik. Der Steirer aus Trofaiach hat für seine Tickets ein ganzes Jahr lang gespart – und dann gleich groß abgestaubt. „Ich gehe auf alle drei Konzerte“, freut er sich. Konzert eins und zwei besucht er mit Freunden, Konzert drei mit seiner Tante. „Das war ein Geburtstagsgeschenk“, erzählt er. Die Tickets hat er sich hart erkämpft. „Damals war die letzte Woche meines Zivildienstes im Jugendzentrum Spektrum in Leoben und zum Glück haben sie mir extra freigegeben, damit ich Karten kaufen kann“, erinnert er sich. Einmal Front of Stage und ein VIP-Ticket sind es am Ende geworden. „Die VIP-Karten waren ein bisschen ein Impulskauf“, sagt er schmunzelnd. „Es war echt stressig, wir hatten Angst, gar keine Tickets zu bekommen.“
Letztes Taylor-Konzert vor sechs Jahren
Ein Jahr später ist es nun soweit, die Freundschaftsbänder sind geknüpft, die Outfits bereitgelegt. Für einen seiner Looks hat sich der Steirer am Album „Midnights“ orientiert und Sterne auf den blauen Stoff aufgebügelt. Fan ist der Steirer durch Zufall geworden, während der Pandemie. „Folklore und Evermore haben mich gepackt, danach habe ich ihre anderen Alben angehört und war begeistert.“ Am meisten imponiert Maritschnik Swifts Songwriting. „Die Art, wie sie mit Metaphern spielt und Texte schreibt, von denen sich jeder irgendwo abgeholt fühlt, ist cool. Außerdem liebe ich, wie unterschiedlich ihre Alben Genre-technisch sind.“
Das letzte Mal, als Taylor Swift in Europa spielte, ist sechs Jahre her. Schon damals war Valentina Leskoschek in London live dabei. Für die 31-Jährige war es damals ihr erstes großes Konzert. „Und das beste, auf dem ich in meinem Leben bisher war.“ Robbie Williams tauchte damals überraschend ebenfalls auf der Bühne auf. Selbstredend deshalb, dass die Steirerin auch bei der Eras-Tour in Wien dabei sein wollte. „Mir kommt jetzt schon die Gänsehaut, wenn ich daran denke, sie inmitten tausender Fans wieder live zu sehen nach so langer Zeit“, so die Juristin. „Allein diese Vorfreude, die man ein Jahr lang hat und sich immer wieder ausmalt, wie es sein wird, ist schon etwas ganz Besonderes.“
„Man kann als Frau einfach sein“
Outfitideen sammelt sie bereits seit Monaten, ein Paillettenumhang mit metallicblauen Cowboy-Stiefeln sind es am Ende geworden. Ihr Outfit ist gleichzeitig auch ein Zeichen dafür, wie sicher sich „Swifties“ auf den Konzerten fühlen, sagt sie. „Der Umhang ist nicht blickdicht und ich habe nur einen Body darunter an, das würde ich mich sonst niemals trauen, doch bei Taylors Fans muss ich keine Angst haben, belästigt oder komisch angeschaut zu werden. Man kann als Frau einfach sein.“
Dass die Konzerte der Amerikanerin ein „Safe Space“ für Frauen und auch queere Personen ist, sagt auch die Grazer SPÖ-Gemeinderätin Anna Robosch. „In unserer Gesellschaft werden Dinge, die primär von Frauen und queeren Menschen konsumiert werden, eher als negativ angesehen, obwohl Taylor unter anderem ganze Generationen mit ihrer Musik abholt und sie in ihrem Selbstbewusstsein bestärkt. Gleichzeitig bewirkt ihr Erfolg im Moment auch, dass Menschen sich endlich trauen, ihre Begeisterung wirklich zu zeigen und sich nicht mehr für ihre Leidenschaft, ihre Hobbys und Wünsche zu entschuldigen.“
Begleiterin durch den ersten Herzschmerz
Auch Robosch ist bereits seit Langem ein großer Fan der Künstlerin und ist deshalb selbst in Wien live dabei. „Ich bin wie so viele mit ihr aufgewachsen, sie hat mich durch meinen ersten Herzschmerz begleitet und ist in vielen Bereichen einfach ein großes Vorbild für mich.“ Vor Kurzem hat Robosch sogar ein Taylor-Swift-Pub-Quiz gewonnen. „Ich wage zu behaupten, dass ich fast alles über sie weiß“, scherzt sie. Wie Maritschnik beeindruckt Robosch ebenfalls die Vielfalt der Musikerin, die Konzerte in Wien sind ihre ersten Taylor-Konzerte, für Konzert eins und zwei stehen auch die Outfits schon bereit.
Für die Konzerttage hat sie bereits einen Plan. „Wir fahren am Mittwoch raus, um uns am Donnerstag früh fertigmachen und zum Stadion fahren zu können. Wir wollen noch Merch kaufen“, erzählt sie. Nicht nur auf das Konzert freut sich die Steirerin. „Auch das ganze drumherum, das Armbänder tauschen und Leute treffen ist genauso Teil der Erfahrung für mich wie das Konzert an sich.“
Powerfrau mit Botschaft
Einen Stopp beim Konzert kurz vor ihrem Urlaub macht Grazerin Isabella Kaspar. „Ich gehe aufs Konzert und fliege am nächsten Tag weg“, erzählt sie. Für sie ist das Taylor-Konzert am 8. August ihre persönliche Premiere. „Ich war noch nie so gut vorbereitet, ihre Setlist höre ich seit Wochen auf Dauerschleife und freue mich echt riesig.“ 30 Stück Freundschaftsarmbänder warten darauf, getauscht zu werden, sagt sie.
Für die 24-Jährige ist Taylor Swift eine Powerfrau. „Ihre Botschaft ist einfach großartig und außerdem ist es beeindruckend, wie lange sie auf der Bühne steht, das muss man einmal schaffen.“ An die Spannung beim Kartenkauf erinnert sich Kaspar noch genau. „Meine Freundin und ich haben uns auf WhatsApp auf dem Laufenden gehalten und weil der Saalplan nicht ging, haben wir ,blind‘ Karten gekauft, wissen also noch gar nicht, wo wir sitzen“, erzählt sie. „Wir lassen uns also nicht nur bei den ,Surprise-Songs‘ in der Setlist überraschen.“