Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Fußballfans dominierten in der letzten Spielsaison mehrmals die Schlagzeilen. Zuletzt sorgte vor allem ein Sprung über den mehr als zwei Meter breiten Stadiongraben in der Merkur-Arena in Graz-Liebenau für Aufsehen. Ein Fan verletzte am 19. Mai bei dem Sprung den Fanbeauftragten des SK Sturm, Dominik Neumann, schwer. Dieser erlitt schwere Verletzungen an der Hüfte und am Oberschenkel. Er musste noch in derselben Nacht im UKH operiert werden. Auch jetzt, mehr als zwei Monate später, befindet er sich nach wie vor im Krankenstand – ein Rehaaufenthalt steht dem 35-Jährigen kurz bevor. Etwaige Folgeschäden sind nicht auszuschließen.

Neumann selbst erzählte der Kleinen Zeitung bereits nur wenige Tage nach dem Vorfall, dass er dem Fan nicht böse sei und hoffe, dass der Sprung für ihn keine Konsequenzen nach sich zieht. Laut Augenzeugenberichten und Aussagen von Neumann hat sich der Fan nämlich zunächst um den Verletzten gekümmert. Danach dürfte er laut Polizei in der Hektik in der Zuschaumenge verschwunden sein.

34-Jähriger „Springer“ ausgeforscht

Nun ist es den Ermittlern gelungen, ihn auszuforschen. Bei dem „Springer“ handelt es sich um einen 34-Jährigen aus Klagenfurt. Zu dem Ermittlungserfolg führte neben der Sichtung der Videos, auf denen der Sprung zu sehen war, auch das Durchforsten von Social-Media-Kanälen sowie Recherchen im Internet. Bei seiner Einvernahme zeigte sich der 34-Jährige geständig. Allerdings versuchte er sein Verhalten laut Polizei mit zahlreichen Ausreden zu entschuldigen. Er wird wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung angezeigt. Der Grund: Durch den Sprung habe er die Verletzung des Fanbeauftragten zumindest in Kauf genommen.

Neue Gruppe als Lehre der Polizei

Die Grazer Polizei zieht aus dem Vorfall und den Ermittlungen auch Lehren für sich. So wird es in Zukunft eine neue Ermittlungsgruppe „szenetypische Gewalt im Sport“ (SGS) geben. „Der jüngste Ermittlungserfolg zeigt, wie wichtig es ist, Gewalttäter und Störer aus der Anonymität der Menge herauszuholen und einer Strafverfolgung zuzuführen“, sagt der Grazer Stadtpolizeikommandant Brigadier Thomas Heiland. Die neue Ermittlergruppe ist dabei in das Kriminalreferat eingebettet. „Die Ermittlungen in diesem Bereich sind sehr zeitintensiv und aufwendig, das können die regulär dafür eingesetzten Beamten nicht alleine stemmen“, sagt Markus Lamb von der Polizeidirektion Steiermark.

Die Gruppe soll daher in Zukunft bei einschlägigen Delikten im Umfeld von großen Sportveranstaltungen gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft und szenekundigen Beamten ermitteln. Dabei wird die SGS vor allem auf technische Möglichkeiten der Ermittlung setzen. Das Ziel der Gruppe ist es, noch effizienter zu arbeiten. „Vorerst sind dafür drei bis vier Beamte vorgesehen, allerdings können diese je nach Bedarf auch aufgestockt werden“, sagt Lamb. Die ersten Einsätze der Gruppe in der Merkur-Arena stehen mit Beginn der neuen Saison im Herbst an.