„So etwas habe ich in meinem Leben noch nie gesehen“ – noch immer schüttelt es Ludwig Perscha, wenn er an den Donnerstagabend denkt. Der Pfadfinder-Jugendleiter war mitten im Geschehen, als am Pfadfinderlager der Pfadfindergruppe Graz 11, Blitz und Donner losbrach. „Zuerst hat es nur geregnet, und wir sind in die Zelte und haben uns bemüht, die Kinder abzulenken“.

Als aber dann Hagel losbrach und die Teigitsch über die Ufer trat, mussten die zehn studentischen Jugendleiter rasch handeln. Sie ließen die Kinder ein Notgepäck schultern, überquerten noch rasch auf einer Brücke den Bach und brachten die Kinder hinauf in die Musikschule Edelschrott. „Dort hatten wir die Schlüssel, weil wir Vorräte lagerten“, erzählt Lippe. Auch die Leiter selbst versuchten noch einen Teil der Sachen zu retten, aber viel war nicht mehr möglich. „Wir mussten dann selber weg“.

Luftmatratzen, Rucksäcke, Zelte schwammen davon
Luftmatratzen, Rucksäcke, Zelte schwammen davon © KK

Die Feuerwehr kam vorbei, hatte aber selbst alle Hände voll zu tun und man war erleichtert zu hören, dass alle wohlauf waren.

Am Freitag Früh bot sich den Pfadfinder ein ganz übles Bild: Es war kaum zu erkennen, wo das Lager gestanden hatte. Der reißende Fluss hatte alles weggetragen. Die Zelte, die Holzkonstruktionen (Tische etc.) waren alle weg, auch die Luftmatratzen, die Rucksäcke und anderes Gepäck der Kinder. Es war klar: Das Lager, das bis nächste Woche hätte dauern sollen, musste vorzeitig abgebrochen werden.

Die Reste eines Pfadfinderlagers nach dem Unwetter
Die Reste eines Pfadfinderlagers nach dem Unwetter © KK

Aus Graz trafen dann weitere Gruppenmitglieder ein und versuchten, Dinge aus dem Flussbett zu bergen. „Ein Teil schwimmt im Hirzmann-Stausee“, berichtete etwa Philipp Eger.

Gruppenleiter Christoph Seiner ist erleichtert, dass alles ohne Verletzungen abgegangen ist: „Unsere jugendlichen Leiter haben sich absolut professionell verhalten“, sagte er. Die Grazer Gruppe in der Strassoldogasse ist eine der größten Gruppen der Steiermark und betreut Kinder und Jugendliche in mehreren Altersstufen von 5 bis 19 Jahren.

Ein Kriseninterventionsteam war am Freitagmittag dann noch vor Ort, um die geschockten Teilnehmer zu betreuen. Die Eltern – einige von ihnen selbst auf Urlaub – konnten ihre Kinder um 14 Uhr wohlbehalten in Edelschrott abholen.

Hier standen die Zelte
Hier standen die Zelte © KK

Letze Fundstücke
Letze Fundstücke © KK

Spur der Verwüstung
Spur der Verwüstung © kk
So sah das Lager davor aus
So sah das Lager davor aus © KK
Ludwig Perscha
Ludwig Perscha © KK