Das Ende ihres Wochenendtrips nach Mallorca hat sich Marie Pribyl entspannter vorgestellt. Die Steirerin ist mit ihrem Lebensgefährten Benjamin Bierbaumer und ihrem Sohn Lukas für ein paar Tage auf die spanische Insel geflogen. „Der Urlaub war auch wunderschön.“ Der Rückflug vergangenen Sonntag hingegen war es nicht mehr und sorgt mittlerweile über die Landesgrenzen hinweg für großes Aufsehen. Denn die Maschine der Austrian Airlines durchflog eine Hagelzone, das Flugzeug wurde schwer beschädigt, der Notruf „Mayday“ abgesetzt. In der Kabine selbst hat man davon jedoch wenig mitbekommen, wie Pribyl schildert. „Der Flug verlief normal. Etwa 30 bis 40 Minuten vor der Landung begannen heftige Turbulenzen. Es hat uns zwar ordentlich durchgeschüttelt, aber Sorgen habe ich mir keine gemacht“, sagt Pribyl, die mit ihrer Familie in der vorletzten Reihe des Fliegers saß.
Erst nach der Landung wurde ihr das Ausmaß der Turbulenzen klar. Teile der Flugzeugnase wurden von Hagelkörnern praktisch weggeschossen, die Cockpitscheiben stark beschädigt – die Piloten waren im wahrsten Sinne des Wortes im Blindflug unterwegs. Die Landung in Wien verlief laut der Gratweinerin etwas holpriger als normalerweise. Erst in Wien meldete sich der Pilot, dass die Windschutzscheibe gebrochen sei. „Es wirkte fast so, als hätte er sich für die Landung entschuldigen wollen. Ich dachte dabei zuerst auch an einen Sprung in der Scheibe. Erst beim Aussteigen habe ich dann bemerkt, was passiert ist. Dann ist mir schon mulmig geworden.“
Darüber nachdenken, was wirklich hätte passieren können, will Pribyl nicht. „Da sind definitiv ein paar Schutzengel mit uns mitgeflogen.“ Besonders loben möchte die 28-Jährige aber die Leistung der Crew. „Sie hat das großartig gemacht. Ich habe nie eine Panikstimmung oder Unruhe bemerkt und das hat sich auch auf die Passagiere ausgewirkt. Die Crew hat immer entspannt und souverän gewirkt und uns das auch vermittelt.“
Den nächsten Urlaub hat Pribyl übrigens bereits gebucht und wird auch wieder in ein Flugzeug steigen. „Der Vorfall hat mir sogar Sicherheit für die kommenden Flüge gegeben. Es hat mir gezeigt, was alles in der Luft passieren kann und trotzdem gibt es nur einen Sachschaden.“ Auch ihr achtjähriger Sohn will erneut fliegen, „nur nicht bei Hagel, wie er selbst sagt“.
Meteorologe widerspricht AUA: „Kein überraschendes Gewitter“
Die Gewitterzelle sei auf dem Wetterradar der Maschine nicht sichtbar gewesen, zitierte die AUA nach der Landung die Piloten auf Twitter. „Die Beobachtung der aktuellen als auch vorhergesagten Wettersituation entlang der gesamten Flugstrecke sind die Hauptaufgaben der Cockpit-Crews während des Fluges, die mit sehr großer Gewissenhaftigkeit bei jedem Flug durchgeführt werden“, so die Fluggesellschaft. Wie die AUA weiter bestätigt, findet derzeit die Untersuchung zu dem Vorfall statt. Es gibt aktuell keine neuen Informationen.
Meteorologe Jörg Kachelmann widerspricht auf Puls 24 der Darstellung, es habe auf dem Wetterradar keinerlei Hinweise auf die Gewitterzelle gegeben. Das Gewitter sei sehr wohl im Bezirk Weiz zu sehen gewesen – und man hätte es auch „wunderbar umfliegen können“. Es sei „weder überraschend noch plötzlich“ gekommen. Warum sowohl Schwechat als auch die AUA nicht reagiert hatten, sei „sehr, sehr, sehr rätselhaft“.