Die schweren Unwetter mit Starkregen am Dienstag forderten die steirischen Feuerwehren: Mehr als 1000 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um Keller auszupumpen, Verklausungen zu entfernen und Sandsackbarrieren aufzubauen. Auch am Mittwoch kommt auf die Steiermark wieder Regen zu: „Auch heute kann es wieder zu Gewittern und kräftigen Schauern kommen“, sagt Christian Pehsl von Geosphere Austria. Das Problem: Die Schauer bewegen sich sehr langsam, so kann es lokal wieder zu großen Regenmengen kommen. Besonders heftig wird es aus aktueller Sicht im Murtal, in Graz, der Südost- und Südsteiermark, wo wieder Gewitter möglich sind.
Für viele Regionen würde das kein Problem darstellen – dort jedoch, wo es bereits am Dienstag zu Überflutungen kam (siehe unten) können schon „ein normales Gewitter zu weiteren Problemen führen“, sagt Pehsl. Für den Mittwoch hat Geosphere eine gelbe Gewitterwarnung ausgegeben. Der Wind weht abseits der Schauerzellen nur mäßig aus meist nördlicher Richtung. Die Höchsttemperatur erreicht 16 bis 23 Grad.
In der Steiermark bleibt es in den nächsten Tagen jedenfalls unbeständig und regnerisch. Auch am Donnerstag sind Blitz und Donner Dauergäste in der Steiermark, so die Prognose der Meteorologen. Am Donnerstag bilden sich ab Mittag in der Obersteiermark wieder einzelne Regenschauer oder Gewitter. Am sonnigsten ist es zunächst im Süden und Osten, hier steigt wohl erst am späteren Nachmittag die Wahrscheinlichkeit für ein paar Gewitter an. Lokal ist erneut kurzzeitiger Starkregen nicht ausgeschlossen. Erst für den Freitag kündigt sich etwas stabileres Wetter an. Im Großteil des Landes dürfte es die meiste Zeit des Tages sonnig und trocken sein
Schwere Unwetter am Dienstag
Rückblick auf den Dienstag: Es ist die Bilanz eines schweren Unwettertages. Heftiger Regen und Gewitter führten am Dienstag in vielen Orten der Steiermark zu Überflutungen, in Graz sorgte ein kleiner Tornado für rund 20 Einsätze der Feuerwehr. Auch die Feuerwehren im Bezirk Weiz und die Einsatzkräfte des Feuerwehrverbands Mürzzuschlag waren stark gefordert. „In den Hotspots wie in Pischelsdorf wurde die ganze Nacht durchgearbeitet“, berichtet Thomas Meier vom steirischen Landesfeuerwehrverband. Keller mussten ausgepumpt, Betriebsgelände gesichert und Verklausungen gelöst werden. Auch Sandsackbarrieren wurden aufgebaut, um größere Schäden zu verhindern. Insgesamt waren 1000 Kräfte der steirischen Feuerwehren im Einsatz gegen die Unwetterfolgen.
Wie massiv die Wassermassen waren, weiß Christian Pehsl von Gesopshere Austria: „Im Raum Pischelsdorf gab es Niederschläge von bis zu 100 Liter pro Quadratmeter“, erklärt der Meteorologe. Im Raum Pischelsdorf (Bezirk Weiz) dürfte auch die stärkste Gewitterzelle niedergegangen sein. Die höchsten Messwerte der Regenmengen gab es in Fischbach (85 Liter/ Quadratmeter), Mürzzuschlag (73 Liter/ Quadratmeter) sowie in Gleisdorf (63 Liter/ Quadratmeter) innerhalb von 48 Stunden. In Graz waren es immerhin auch noch 40 Liter/ Quadratmeter.
Landeshauptmann Christopher Drexler und sein Stellvertreter Anton Lang bedankten sich bei den Einsatzkräften: „Mein Dank gilt insbesondere den Kameradinnen und Kameraden der freiwilligen Feuerwehren und allen Einsatzkräften. Es wurde wieder einmal Großartiges geleistet, um noch mehr Schaden von den Steirerinnen und Steirern abzuwenden“, sagte Drexler. Lang fügte an: „Neben den vielen freiwilligen Feuerwehren war auch der Straßenerhaltungsdienst des Landes Steiermark im Dauereinsatz. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten herzlich bedanken“, sagte Anton Lang.
Weiz: Kindergarten und Schwimmbad unter Wasser
Die angesprochenen Hotspots lagen einerseits im Bezirk Weiz: So wurde die Gemeinde Ilztal überflutet – auch das erst kürzlich neu errichtete Feuerwehrhaus im Ortsteil Neudorf war von den Überschwemmungen betroffen, ebenso stand der Sportplatz unter Wasser. Fotos vor Ort zeigen, wie Autos in den Wassermassen verschwinden und aus den Zäunen ragen. In Ilztal wurde auch der Ortsteil Großpesendorf von dem Starkregen in Mitleidenschaft gezogen. Aber auch in der Gemeinde Pischelsdorf kam es zu mehreren Überflutungen. So wurde das örtliche Schwimmbad von den Wassermassen ebenso getroffen wie ein Kindergarten in Pischelsdorf, der komplett überflutet wurde.
Insgesamt waren 26 Feuerwehren bei rund 70 Einsatzadressen im Einsatz, berichtet Patrick Friedl vom Feuerwehrverband Weiz. Im Raum Pischelsdorf war sogar der Technische Zug des Katastrophenhilfsdienstes im Einsatz – die Unwetter mit Starkregen machten Pump-, Sicherungs- und Reinigungsarbeiten notwendig. Mehr dazu lesen Sie hier: Unwetter im Bezirk Weiz.
Mürzzuschlag: Überflutete Straßen und Häuser
Auch im Bereich Mürzzuschlag führten die anhaltenden und sehr ergiebigen Regenfälle zu zahlreichen Überflutungen von Straßen, Unterführungen und Häusern. Bäche traten über die Ufer und Durchlässe wurden durch Treibgut verlegt. Die Einsätze der freiwilligen Feuerwehren begannen bereits um 14.30 Uhr: Insgesamt waren 11 Feuerwehren mit 30 Fahrzeugen und an die 200 freiwillige Einsatzkräfte im Einsatz gegen die Wassermassen. Die Regenfälle ließen gegen 19 Uhr nach, was zu einer leichten Entspannung der Situation führte, wie Robert Pusterhofer vom Feuerwehrverband Mürzzuschlag erklärt. Mehr dazu lesen Sie hier: Unwetter im Bereich Mürzzuschlag.
Graz: 20 Tornado-Einsätze
Für die Grazer Berufsfeuerwehr gab es am gestrigen Dienstag ein intensives Einsatzfenster zwischen 17 und 21 Uhr: Die Einsatzkräfte wurden dabei zu 35 Einsätzen im Raum Graz gerufen. 20 dieser Einsätze standen im Zusammenhang mit dem Tornado, der im Norden von Graz entstanden war: „Das bezog sich vor allem auf den Bereich Weingartenweg, Göstinger Straße und Bergstraße“, heißt es von der Grazer Berufsfeuerwehr. Dabei ging es vor allem um umgestürzte Bäume und beschädigte Dächer, wie die Einsatzbilder eindrucksvoll zeigen. „Zum Glück kam es zu keiner Personengefährdung“, teilte die Grazer Feuerwehr mit.
Meteorologe bestätigt kleinen Tornado
Dass es sich tatsächlich um einen kleinen Tornado gehandelt hat, bestätigte Alexander Podesser, Leiter der Geosphere Steiermark, gegenüber der Kleinen Zeitung. Die Videos, die schnell in sozialen Medien kursierten, waren keine Fakes – es war tatsächlich ein Tornado, wenn auch ein kleiner, wie Podesser ausführte.
Leserreporter Konrad Baumann schickte uns ein Video von seiner Tornado-Sichtung, aufgenommen am Dienstag um 17.08 Uhr in Graz-Eggenberg vom Campus der FH Joanneum, Alte Poststraße und Eggenberger Allee in Richtung Norden. (Ton an!)
Weitere Videos von Augenzeugen des Tornados verbreiteten sich online schnell.
Er dürfte sich über dem Plabutsch, im Bereich Hubertushöhe bzw. Algersdorf gebildet haben. Tatsächlich traf er auch die Bezirke im Westen, etwa Eggenberg und Gösting. Tornados sind Wirbelstürme, die bei großen Temperaturunterschieden entstehen. Sie haben die Gestalt eines rotierenden Schlauchs, der von einer Regenwolke bis zum Erdboden reicht. Trotz ihres relativ geringen Umfangs verfügen sie aufgrund der Rotationsgeschwindigkeit über die stärkste Energie aller Wirbelstürme.
Wie kam es zum Tornado über Graz?
Der Hintergrund ist für den Meteorologen jedenfalls klar: „Wir haben derzeit extrem labile Luftmassen, obwohl es keine hohen Temperaturen gibt“, so Podesser, der das Wetterphänomen selbst beobachtet hat. Kleinere Objekte seien demnach nach oben gezogen worden, „es war ein ordentlicher Aufwind“. Ursache dafür ist die hohe Luftfeuchtigkeit: „In dieser Situation ist das Potenzial dafür sehr hoch.“ Wie ein Tornado entsteht, erklärt auch diese Infografik:
Es dürfte jedenfalls das erste derartige Ereignis in Graz gewesen sein: „Ich kann mich nicht erinnern, das hier je gesehen zu haben“, sagt Podesser. Auch ORF-Meteorologe Manuel Oberhuber sprach am Abend von einem „möglichen Tornado in Graz-Eggenberg“.