Künstliche Intelligenz - also KI - ist derzeit ein Schlagwort, dem man kaum entkommen kann. Seit ChatGPT in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist, ist auch maschinelles Lernen plötzlich Dauerthema. Und doch: Was bedeutet dies konkret? Insbesondere für Unternehmen?
Eine Gruppe von Forschern der FH Campus 02 rund um Projektleiter Clemens Gamerith befasst sich genau mit diesen Fragen: Welche Beweggründe haben Unternehmen, sich mit KI zu beschäftigen? Welche Vorteile erhoffen sie sich von KI-Lösungen, und was sind die größten Hürden und Hindernisse, wenn man KI einführen will? Bei dem Projekt arbeitet man eng mit AVL zusammen, insbesondere mit der AVL-Initiative „Creator Expedition“. Das ist eine Startup-Initiative von AVL, um mit jungen, innovativen Firmen zusammenzuarbeiten. Und genau dort ist oft tatsächlich auch die KI das geplante Geschäftsmodell, und genau deshalb interessieren sich die Wissenschaftler dafür.
„In allen Interviews, die wir bisher geführt haben, ist herausgekommen, dass unter dem Begriff KI ganz unterschiedliche Ansätze verstanden werden“, erzählt Gamerith. „Manches wird auch als KI verkauft, obwohl es sich eigentlich nur um Algorithmen handelt“.
Einige immer wiederkehrende Problemfelder konnte man identifizieren: So ist der Zugang zu Daten, insbesondere zu qualitativ sehr guten Daten, oft ein großes Problem. Das ist aber für jede KI eine Grundvoraussetzung: Ohne gute Trainingsdaten können die Ergebnisse nicht gut sein. Einerseits ist es nicht immer einfach, überhaupt Zugang zu relevanten, geeigneten Daten zu bekommen. Andererseits spielt das Thema Datenschutz eine große Rolle.
Mittlerweile hat sich für ein Folge-Forschungsprojekt eine weitere Frage ergeben: Wie wird die KI bestehende Geschäftsmodelle der Firmen verändern bzw. neue ermöglichen? Auch hier gibt es noch wenig Erkenntnisse, sagt Gamerith. „Es gibt kaum Literatur darüber, weil die KI erst am Anfang steht“. Im Speziellen ist man interessiert, welchen Einfluss die Künstliche Intelligenz auf Geschäftsmodelle der Automobilbranche der Steiermark hat. Neben AVL ist hier auch das Land Steiermark dabei, das die Forschungen fördert.
Die Idee ist es, vor allem mit Hilfe von Interviews Erkenntnisse zu gewinnen. Eigentlich geht es dabei um Technikfolgen-Abschätzung. Denn klar ist, dass manche Geschäftsmodelle vermutlich komplett hinfällig werden, andere durch KI erst möglich werden. „Eine Mehrheit unserer Gesprächspartner geht davon aus, dass die KI die Geschäftsmodelle beeinflussen wird. Aber was das konkret heißt, da gibt es wenige konkrete Vorstellungen.“
Um hier zu Antworten zu kommen, ist es notwendig, ein eigenes Bewertungssystem aufzubauen. „Welche Faktoren und Dimensionen sind es, die von der KI beeinflusst werden?“ Anders gesagt: Wie bewertet man den Erfolg von Geschäftsmodellen, welche anderen Folgen hat die Einführung von KI? Am Ende des Prozesses soll dann eine Ableitung von Handlungsempfehlungen entstehen. „Das kann man dann unter Umständen auch auf andere Branchen umlegen“, hofft Gamerith.
Das Projekt ist zunächst für ein Jahr ausgelegt. Wichtig dabei ist die Expertenauswahl, was nicht ganz einfach ist. Die Vorstudie hat jedenfalls gezeigt, dass die Gesprächspartner ganz gerne über ihre bisherigen Erfahrungen und Vorstellungen berichten. Insgesamt sind an dem Projekt ein halbes Dutzend Forscher beteiligt, insbesondere aus den Departements (Bereichen) Innovationsmanagement sowie Informationstechnologie und Wirtschaftsautomatik.