Schock in Premstätten bei Graz! Im Ortsteil Zettling wurden Anrainer in der Nacht auf Freitag kurz nach vier Uhr früh aus dem Schlaf gerissen. Sie wollen einen lauten Knall gehört haben, anschließend standen ein Auto und eine Hecke in Flammen. Die Polizei sprach zunächst noch nicht von einer Autobombe, bestätigt aber „eine Art Explosion am Fahrzeug“. Es sei „davon auszugehen, dass es sich um einen Sprengsatz handelt“, hieß es weiter.

Detoniert sei dieser vor dem Privathaus eines Zeugen Jehovas, wie es seitens der Gemeinde auf Nachfrage der Kleinen Zeitung bereits am Vormittag hieß. Das wurde mittlerweile von der Polizei bestätigt. Demnach habe sich im Zuge der Ermittlungen herausgestellt, dass der Fahrzeugbesitzer Mitglied der Glaubensgemeinschaft sei. Der Mann hatte sein Auto am Vorabend vor den Thujen abgestellt, direkt neben dem Schotterweg Richtung Gebäude.

Es ist damit bereits der dritte Brandanschlag auf Jehovas Zeugen in den vergangenen Monaten in der Steiermark. Die Exekutive nimmt an, dass alle Fälle zusammenhängen. Die Polizei sucht dringend nach einem „gefährlichen Täter, der technisch versiert ist“.

Zusammenhang mit Bombenserie

Nähere Details zum aktuellen Fall würden erst die Ermittlungen ergeben, die umgehend aufgenommen wurden, hieß es seitens der Polizei. Eine eigene Ermittlergruppe namens „Michael“ wurde beim Landesamt für Staatsschutz und Terrorismusbekämpfung installiert. Um sämtliche Spuren zu sichern, war am Vormittag auch der Bauhof von Premstätten mit Grabungen vor Ort beteiligt.

In der Nacht war neben der Polizei auch die Freiwillige Feuerwehr Zettling mit 15 Mann im Einsatz, um den Klein-Pkw und eine in Flammen stehende Thujenhecke zu löschen. Seitens der Feuerwehr will man aus ermittlungstaktischen Gründen keine nähere Angabe zum Einsatz machen.

Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Am Fahrzeug entstand jedoch Totalschaden, die Brandursache ist derzeit offiziell noch offen.

Bei der Glaubensgemeinschaft selbst hofft man indes immer noch, dass es sich bei der Häufung an Vorfällen um einen Zufall handelt und kein Zusammenhang existiert, wie Sprecher Max Tinello sagt. Dennoch seien die rund 3000 Mitglieder in der Steiermark „verunsichert und irritiert“ ob der Vorfälle in den letzten Monaten. „Bei uns wird die Liebe großgeschrieben, Gewalt verurteilen wir – daher ist das für uns alles nicht nachvollziehbar“. Laut Tinello kooperiere man mit den Behörden und setze auf eigene Sicherheitsmaßnahmen, die man aktuell nicht weiter erhöhen werde. Sofern sich ein Zusammenhang mit Jehovas Zeugen zeigen würde, sei aber klar, dass ein Angriff vor einem privaten Anwesen eine neue, höhere Eskalationsstufe darstellen würde.

Die Ermittlung zu Bombenbauer laufen

Bei den anderen erwähnten Fällen in jüngster Vergangenheit, bisher allerdings immer im Umfeld der Königsreichssäle, schien die Ausgangslage ähnlich. Der Bombenbauer, der hinter den beiden Anschlagsversuchen auf Jehovas Zeugen stecken soll, wird jedenfalls noch gesucht. Denn der Rohrbombenanschlag auf zwei Mitglieder der Glaubensgemeinschaft in Leibnitz im August 2023 und die im März 2024 aufgefundene Sprengfalle in Kalsdorf bei Graz tragen die Handschrift desselben Täters. Das ergab die kriminaltechnische Auswertung des sichergestellten Objektes.

Zuletzt hat die Polizei ihre Ermittlungsgruppe erweitert, nun arbeiten noch mehr Beamte intensiv an der Aufklärung der Verbrechen. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne man bisher keine weiteren Details bekannt geben.