Vier Tage nach dem Fund eines Sprengsatzes vor dem Königreichssaal der Glaubensgemeinschaft Jehovas Zeugen in Kalsdorf gibt es weiterhin keine heiße Spur zu dem oder die Täter. Generell halten sich die Ermittler aber sehr mit Informationen zurück. Die Fäden laufen beim Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) zusammen, das aus dem früheren LVT hervorgegangen ist. Dort ist man darauf bedacht, dass nicht zu viel an „Täterwissen“ an die Öffentlichkeit dringt. Will heißen: Nur die Polizei und der Bombenbauer kennen Details über Bauweise und potenzielle Gefährlichkeit des Sprengsatzes. Dieser Wissensvorsprung kann entscheidend sein, sobald ein Verdächtiger ins Visier gerät.
Neben der kriminaltechnischen Auswertung des explosiven Pakets (diese erfolgt außerhalb der Steiermark) steht weiterhin die Suche nach möglichen Zeugen am Tatabend im Vordergrund. Der Sprengsatz war am Freitag vor 20.30 Uhr im Eingangsbereich des Gebäudes in Kalsdorf abgestellt worden, während im Saal rund 50 Mitglieder den Gottesdienst feierten. Verdächtige Wahrnehmungen sind bisher offenbar nicht eingegangen, die Polizei bittet Angehörige von Jehovas Zeugen weiterhin um erhöhte Wachsamkeit. Man hofft auch auf die Mitwirkung der Glaubensgemeinschaft bei den Umfelderhebungen.
Beim LSE nimmt man die Sache sehr ernst – nicht nur deshalb, weil es der erste große Fall der Behörde nach deren Neuaufstellung ist. Sollte sich der Verdacht erhärten, dass die Anschläge auf zwei Zeugen Jehovas in Leibnitz im August und nun der Versuch in Kalsdorf die gleiche Urheberschaft haben, hat man es womöglich mit einem brandgefährlichen Serientäter zu tun. Es ist nicht das erste Mal, dass in der Steiermark nach einem Bombenhirn gefahndet wird. Vor 31 Jahren begann Franz Fuchs aus Gralla seine Serie von Brief- und Rohrbombenanschlägen, die letztendlich vier Menschen das Leben kostete und 15 weitere teils schwer verletzte.