Fast sein ganzes langes Leben lang geht der 78-jährige Vinzenz Kremser für die Armen von Haus zu Haus: „Mit zehn Jahren hab ich angefangen. Ich hab meiner Mutter geholfen. Damals haben wir noch Lebensmittel gesammelt.“ Bald schon wird er in Eibiswald wieder an die Türen klopfen und für die Caritas um Spenden bitten. „Es ist immer schön und viele geben bereitwillig. Das ist bewundernswert. Nur abgewiesen zu werden, ist hart. Vor allem, wenn es Leute sind, die jeden Sonntag in die Kirche gehen, dann aber gar nichts geben wollen. Das passiert zum Glück aber nicht allzu oft.“
„Ich hab unseren Pfarrer in die entlegensten Winkel chauffiert“
Vinzenz Kremser ist einer von etwa 130 Spendensammlern, die auf Einladung der Caritas diesen Freitag vor dem Grazer Dom zusammengekommen sind. Wie Kremser sind viele von ihnen schon seit Jahrzehnten in den steirischen Städten und Ortschaften unterwegs. „Am Anfang hab ich unseren alten Pfarrer chauffiert und bin mit ihm in die entlegensten Winkel gefahren – auch bei Eis und Schnee. Aber ich bin dabei geblieben. Auch, weil wir eigentlich immer sehr herzlich aufgenommen wurden. Ich werde zum Kaffee eingeladen, treffe alte Bekannte wieder“, erzählt Notburga Rieger aus Salla am Gaberl, die seit 40 Jahren für die Caritas sammelt.
„Sie verleihen der Botschaft des Evangeliums Füße“, sagt dann Bischof Wilhelm Krautwaschl in seiner Ansprache an die Spendensammler. „Nachbarschaftshilfe in bester Form“, nennt er ihre Arbeit. Hochgelobt werden sie auch von Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler. Die Freiwilligen würden ein „Netz der Solidarität“ in den Regionen bilden. Das sei besonders in diesen Zeiten wichtig, sagt die Direktorin: Immer mehr Menschen würden die Hilfe der Caritas suchen, weil sie sich das Leben nicht mehr leisten können: „Leider trifft die Armut sehr oft Frauen, aber es sind auch Frauen, die nicht lange überlegen, sondern einfach helfen. Jeder einzelne Euro gibt Entlastung.“
Mehr als 695.000 Euro kamen im vergangenen Jahr bei der Haussammlung der Caritas zusammen. Das Geld fließt in die Einrichtungen der Nothilfe der steirischen Caritas, etwa die Notschlafstellen, das Marienstüberl und die Lebensmittelausgaben. „In Liebe zu geben, ist ein Dauerauftrag“, sagt der Bischof am Ende zu den Sammlern. Wenige wissen dies wohl besser als der 78-jährige Vinzenz Kremser, der Jahr für Jahr seine Runden durch Eibiswald dreht: „Ich werde das bis ans Ende weitermachen.“