Nach der Häufung an Morden an Frauen in der Steiermark im Vorjahr hat das Land ein Sechs-Punkte-Paket für mehr Gewaltschutz auf den Weg gebracht. Ein zentrales Element darin ist eine neue, einheitliche Hotline für Hilfestellung bei Beziehungsgewalt. Ab 2. April gibt es unter der Telefonnummer 0800 20 44 22 rund um die Uhr Akuthilfe und Beratung für Opfer häuslicher Gewalt bzw. deren Angehörige.

Vor dem Weltfrauentag legten Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) und Frauenlandesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP) mit den zuständigen Expertinnen dar, wo man bei der Umsetzung des Gewaltschutzpaketes steht. Die neue Hotline sei eine Ergänzung zu den bestehenden Angeboten, wurde betont. „Sie ist nicht nur eine Nummer, sondern eine Drehscheibe zwischen allen Organisationen in der Steiermark“, so Schmiedtbauer. „Dahinter steht ein ganzes Paket an Maßnahmen“, ergänzte Kampus. Betreut wird die Hotline vom Verein Frauenhäuser. Leiterin Michaela Gosch: „Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass die wenigsten Frauen, die anrufen, explizit Beratung zu Gewalt suchen. Erst im Laufe des Gesprächs wird es zum Thema.“

Anrufe bei 0800 20 44 22 werden grundsätzlich vertraulich und anonym behandelt. Erst bei Weitervermittlung an andere Stellen werden Daten aufgenommen. „In einer dritten Ebene soll die Nummer auch Anlaufstelle für Professionistinnen sein, wenn diese in ihrem Umfeld Gewalt wahrnehmen“, erklärt Gosch.

Ursachenforschung

Was alle Morde an Frauen im Vorjahr gemeinsam haben: Keines der Opfer nahm im Vorfeld ein Hilfsangebot in Anspruch. Warum das so war, soll in einer wissenschaftlichen Studie im Auftrag des Landes auf den Grund gegangen werden. Überhaupt gehe es darin um Ursachenforschung. Im ersten Quartal 2025 soll es Ergebnisse geben.

Ein weiterer Baustein des Gewaltschutzpakets ist der Ausbau von Übergangswohnungen. 13 solcher Wohnungen sollen quer über die Steiermark entstehen, die Finanzierung sichert der Bund. Im Juni startet die erste Übergangswohnung in Leibnitz. Laut Kampus sei der Gewaltschutzbeirat zur Erkenntnis gelangt, dass der Bedarf für ein drittes Frauenhaus in der Steiermark (neben Graz und Kapfenberg) nicht gegeben sei.

Die Karte zeigt, wo es aktuell bzw. bald Hilfseinrichtungen gibt
Die Karte zeigt, wo es aktuell bzw. bald Hilfseinrichtungen gibt © Land Stmk

Langfristig ausgebaut wird auch der Leistungsumfang der an der Med Uni Graz angesiedelten Gewaltschutzambulanz. Diese bezieht im April neue Räumlichkeiten am Med-Uni-Campus, eine Ausweitung auf Leoben ist angedacht. Gerichtsmedizinerin Sarah Heinze umreißt das Leistungsspektrum so: „Wir untersuchen Gewaltopfer von Kopf bis Fuß, nehmen gerichtsverwertbare Befunde auf, archivieren sie, vermitteln auch weiter“. Man müsse nicht zwingend Anzeige erstatten. Die Ambulanz sei auch mobil. In Graz und einem Umkreis von rund einer Stunde Fahrzeit werden die Opfer in der Gesundheitseinrichtung untersucht, wo sie behandelt werden. Künftig wolle man auch Telemedizin dafür nutzen.

Männer motivieren Männer

Begleitet werden soll die Maßnahme wieder von einer großen Info-Kampagne, sie soll gezielt Männer ansprechen. „Dass Männer aufstehen gegen Gewalt an Frauen, ist ein wichtiges Signal“, sagt Michael M. Kurzmann von der Männerberatung Steiermark. Es gehe auch darum, dass Männer andere Männer dazu motivieren, bestehende Hilfsangebote anzunehmen.