Nina Mocnik kann es schwer fassen: „Ich finde es schockierend, dass niemand das bemerkt hat“, sagt die Leiterin des Tierheims Franziskus in Rosental an der Kainach. Am Dienstag war Mocnik zu einem nächtlichen Einsatz in Köflach gerufen worden. Erst drei Wochen nach ihrem Tod war eine Frau dort gefunden worden. „Die Zwei-Zimmer-Wohnung war komplett vermüllt. Sechs Katzen mussten wir einfangen. Die Leiche der Frau wurde gerade weggebracht, als wir kamen. Ein solches Schicksal zu sehen, ist wirklich schwer zu ertragen.“
Nicht nur Mocnik stellt sich die Frage, warum die Tote nicht schon früher gefunden wurde. Laut Köflachs Bürgermeister Helmut Linhart hatte sie wohl keine näheren Angehörigen. „Das ist ein sehr tragischer Fall. Wir mussten die Leiche mittlerweile einäschern. Die Kosten hat natürlich die Gemeinde übernommen.“ Woran die Frau verstarb, ist nicht bekannt. Linhart kannte die 59-Jährige nicht, er wusste nur, dass sie in der Pfarre putzte.
„In einem Dorf würde es eher auffallen“
„Sie war nicht bei uns, sondern bei einer Leihfirma angestellt, sonst hätte ich auch schon früher nachgefragt, wie es ihr geht. Seit Dezember war sie im Krankenstand“, sagt Köflachs Pfarrer Martin Trummler. Er hatte wenig Kontakt zu der Verstorbenen gehabt. „In den zwei Stunden, in denen sie bei uns arbeitete, war ich meistens nicht da.“ Den Pfarrer macht der Tod der Köflacherin betroffen. „Leider gibt es solche Fälle immer wieder; gerade in der Stadt. In einem Dorf würde es eher auffallen, wenn wer seit Wochen nicht mehr gesehen wurde.“
Von der steirischen Polizei heißt es, dass leider regelmäßig Menschen in ihren Wohnungen entdeckt werden, deren Tod seit Wochen von niemandem bemerkt wurde. Auch auf sogenannte Messie-Wohnungen wie im Fall der Köflacherin stoßen die Beamten immer wieder.
„Dass es zu vermüllten Wohnungen kommt, kann viele Gründe haben: Überforderung, psychische Erkrankungen, Sucht oder Alter können eine Rolle spielen“, berichtet Eva Seiler vom Sozialamt der Stadt Graz. Einsamkeit komme auch oft dazu. „Bei manchen älteren Menschen verstirbt vielleicht der Partner, sie entwickeln eine leichte Demenz, haben wenig Kontakt zu den Nachbarn; dann kann es zu solchen Situationen kommen.“
Hinweise zu Messie-Wohnungen erhält das Sozialamt meistens von Vermietern, Hausverwaltungen, Nachbarn oder Angehörigen, die entfernt wohnen. „Man sollte sich unbedingt bei uns melden, wenn einem etwas auffällt. Wir können helfen“, sagt Seiler. In Graz gibt es dafür etwa die Servicenummer 0316 872 6344 des Sozialamts.