Leidet ein Mensch unter psychischer Überlastung, betrifft es das gesamte Umfeld von Familie und Freunden – und Haustiere. Am Dienstag wurden sich gleich zwei Notfälle bekannt, bei denen auch steirische Tierschutzvereine intervenieren mussten. Die Tierretter der Grazer „Arche Noah“ wurden nach Voitsberg gerufen, um zwei Amstaff-Mischlinge aus einer Wohnung zu holen. Der Grund laut „Arche“: ein Suizidversuch der Besitzerin. Als Polizei und Kriseninterventionsteam eintrafen, fanden sie sowohl die zwei Hunde als auch den kleinen Sohn der Frau in der Wohnung vor.
Ein weiterer Fall ereignete sich in Köflach. Die Polizei und die Leiterin des Tierheims Franziskus, Nina Mocnik, rückten zu einem nächtlichen Einsatz aus. Sechs verängstigte Katzen mussten aus einem Messie-Haushalt gerettet werden. Die Leiche der verstorbenen Besitzerin war in dem total verwahrlosten Haus erst drei Wochen nach ihrem Tod gefunden worden. In der Zwischenzeit waren die Tiere unversorgt in der Wohnung. „Ein solches Schicksal zu sehen, ist wirklich schwer zu ertragen. Die Zustände vor Ort, der Leichengeruch, der ganze Kot der Tiere, einfach schrecklich. Das Einfangen, Sichern der Tiere hat Stunden gedauert“, so Mocnik.
Keine Einzelfälle mehr
So erschreckend die Schicksale auch sind, die Tierschützer sprechen nicht mehr von Einzelfällen. Psychische Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte, Suchtverhalten, Messie-Wohnungen, sogenanntes „Animal Hording“ seien immer öfter die Gründe für behördliche Abnahmen, Tieraussetzungen und Abgaben. Bereits 31 Hunde, davon 13 durch behördliche Abnahmen, und 65 Katzen, 49 davon durch behördliche Abnahmen, kamen allein in diesem Jahr in die Arche Noah. „Wir haben derzeit sehr viele Anrufe von Tierhaltern, die ihre Tiere wegen psychischer Überlastung abgeben müssen“, so Nadine Ferk, Tierheimleiterin der Arche Noah.
Für Akutfälle sind die Tierheime immer gerüstet. Das ist auch dem Austausch untereinander zu verdanken. „Wir haben die gleichen Probleme und das gleiche Ziel. Das verbindet uns“, heißt es von Seiten der Arche Noah. Die zwei Hunde und sechs Katzen der jüngsten Einsätze werden in den Tierheimen weiter betreut. Je nach Gesundheitszustand der Besitzerin sei für die beiden Amstaff-Mischlinge ein Verbleib in der Familie denkbar, doch noch ist vieles unklar. Katharina Gründl von der Arche Noah sagt: „In beiden Fällen waren die Tiere stark verängstigt. Wir warten jetzt erst einmal den Gesundheitscheck ab.“