Der Traum vom Haus kann auch zum Albtraum werden. Es ist eine Erfahrung, die Anita und Gottfried Fink aus der Weststeiermark unfreiwillig machen mussten. Die 61-jährige Pensionistin und ihr 71-jähriger, ebenfalls pensionierter Gatte hatten vor, ihren Ruhestand in Kroatien zu verbringen. Dafür hatten sie gut vorgesorgt, Geld zurückgelegt, auch der Ort für den Lebensabend war schnell gefunden: Kali, eine kleine Gemeinde mit rund 1600 Einwohnern auf der Insel Ugljan, mit der Fähre etwa 30 Minuten von der Stadt Zadar entfernt. Im Sommer 2019 entdeckte das Paar ein zum Verkauf stehendes Haus, beide waren auf Anhieb begeistert. „Eine große Terrasse, viel Licht und nicht einmal 35 Meter vom Strand weg“, beschreiben die beiden „ihr Traumhaus“, ohne zu ahnen, welche Schwierigkeiten der Kauf mit sich bringen würde.
„Schwarzbau vor der Haustür“
Wegen der Pandemie und aus gesundheitlichen Gründen dauerte es ein Jahr, bis sie im Sommer 2020 den Kaufvertrag abschließen konnten. In der Zwischenzeit baute ein Nachbar 1,80 Meter südlich von der Grundstücksgrenze und westlich davon zwei Schwarzbauten hin und vermietet seitdem die Wohnungen an Touristen. Die Gäste müssen über das Grundstück der Steirer gehen, um zum Meer zu gelangen. „Wir konnten coronabedingt nicht nach Kroatien, als wir dort waren, stand plötzlich ein Schwarzbau sprichwörtlich vor unserer Tür“, sagt der 71-Jährige. Das bestätigt auch Bürgermeister Bruno Mišlov auf Nachfrage der Kleinen Zeitung: „Es wurden zwei illegale Wohngebäude ohne gültiges Baurecht errichtet. Die Gemeinde hat die Bauten mehrmals gemeldet, aber bis heute ist nichts passiert.“
Auto in Brand gesetzt
Auch Gespräche mit dem Nachbarn brachten bisweilen keine Lösung. Stattdessen kam es zu teils körperlichen Auseinandersetzung zwischen dem Mann und dem Ehepaar. Im Winter 2022 wurden die Katzen der Familie vergiftet, im Frühling 2023 ihr Auto angezündet. Laut Polizei seien die Untersuchungen noch im Gange. „Feststeht, der Brand wurde absichtlich gelegt“, heißt es von der Polizei in Zadar. Entstanden ist ein Schaden von rund 30.000 Euro.
Gemeinsam mit ihrer Rechtsanwältin suchte das Ehepaar Hilfe bei der Gemeinde, der Schwarzbaubehörde in Zadar und der Polizei, aber alle Bemühungen blieben bis dato erfolglos. Laut Bürgermeister Bruno Mišlov soll der Mann kürzlich versucht haben, das Grundstück beim Amt für Raumplanung in Zadar umwidmen zu lassen. Daraufhin wurde offenbar ein Antrag zur Berechnung der kommunalen Abgaben an die Gemeinde geschickt. „Als wir dem Amt mitgeteilt haben, dass es sich um den illegalen Versuch einer Umwidmung handelt, wurde der Antrag zurückgezogen“, sagt Mišlov. Der kroatische Außenminister Gordan Grlić Radman, der kürzlich für ein Treffen mit der Landespolitik in Graz war, kennt das Problem der Korruption und illegal gebauter Immobilien: „Der Staat muss reagieren und Schwarzbauten eliminieren.“ Kroatien sei schließlich „attraktiv für Investitionen“ und müsse das auch „weiterhin bleiben“.
Anita und Gottfried Fink würden heute vieles rückgängig machen: „Wir wissen nicht, wie es weitergehen wird.“