Auf dem Messegelände in Graz wird noch fleißig gewerkelt, die Aufbauarbeiten für den Bauernbundball am Freitagabend befinden sich bereits in den finalen Zügen. „Deswegen bin ich auch sehr entspannt“, sagt Bauernbund-Direktor Franz Tonner, einige Detailarbeiten fehlen noch, wie er erzählt. „Und natürlich den Soundcheck.“ Der ist für einen reibungslosen Ballabend besonders wichtig, lassen es schließlich 30 Musikinterpreten auf 40.000 Quadratmetern Ballfläche so richtig krachen. Auch für die Stargäste muss alles perfekt sein, zum ersten Mal sind die Seer am Ball zu Gast – und das bevor die Ära der Band nach der großen Abschiedstournee zu Ende geht.
Auf mehr als tausend Auftritte blickt die Band zurück, gemischte Gefühle begleiten Bandgründer Alfred Jaklitsch. „28 Jahre Musikerleben jetzt im Rückspiegel zu sehen, fühlt sich schon ein wenig seltsam an“, gibt der Musiker zu, die Wehmut kann er nicht abstreiten. Umso mehr freut sich Jaklitsch auf den Auftritt am Bauernbundball. „Ich weiß bislang nur vom Hörensagen von der tollen Stimmung und der steirischen Gemütlichkeit, die dort herrscht, das passt also perfekt zu uns – es wird auf jeden Fall ‚seerisch‘“, verspricht er. Worauf die Fans sich freuen können? „Einen guten Mix aus Vollgas und Emotion, wie man es von uns kennt.“
Musiker kennen keine Pension
Siebzig Auftritte stehen der Band noch bevor, ehe sich ihre Wege fürs Erste trennen. Am Plan: „Alle Locations, die wir im Laufe der Jahre gespielt haben“, so Jaklitsch. Kleine Konzerte zieht der Musiker großen Stadionkonzerten vor. „Ich will die Emotionen der Leute in den Reihen sehen, darum geht es beim Musikmachen. Zu sehen, wie sich Leute in den Armen liegen oder bei ‚Wilds Wossa‘ eine Träne vergießen, ist viel besser, wir wollen nicht nur Punkte auf einer großen Bühne sein.“ Freundschaften, die durch die Musik entstanden, Fans, die bereits 200 Konzerte der Seer besuchten – für all diese Menschen soll die letzte Tour gemacht sein.
Das große Finale wird im Konzerthaus in Wien zelebriert, doch auch danach wird musikalisch nicht Schluss sein, zumindest, wenn es nach Jaklitsch geht. „Ich werde Musik machen, bis ich physisch nicht mehr dazu in der Lage bin“, lacht der 64-Jährige aus Bad Aussee. „Für mich gibt es keine Pension.“ Ob die Seer noch einmal zusammenfinden werden? Ausgeschlossen ist das nicht, so Jaklitsch. „Wer weiß, vielleicht tun wir uns zu unserem Jubiläum dann nochmal zusammen“, schmunzelt er.
Der Traum vom Amadeus Award
Während die einen nach beinahe drei Jahrzehnten voller musikalischer Höhenflüge ihren Abschied feiern, beginnt für die steirische Musikerin Anna-Sophie Heibl ihre Karriere gerade erst. Schon jetzt ist die junge Steirerin die meistgespielte Österreicherin in den heimischen Charts, mit „Cambodia“ schaffte sie den Sprung ins Radio, mehr als 16 Millionen Streams hat sie auf Spotify. „Das Lustige ist nur, dass niemand weiß, dass ich hinter diesen Songs stecke“, lacht sie. Mit zwei Auftritten am Bauernbundball soll sich das nun ändern, dort wird sie um 22 Uhr auf der Hauptbühne und um 1.30 Uhr auf der LAHÜ-Murelli-Bühne performen.
Neben dem großen Auftritt am Bauernbundball hat die Südsteirerin aus Kitzeck im Sausal viel vor. „Im Oktober 2023 habe ich mein erstes Album veröffentlicht, will aber heuer auf jeden Fall noch mehr Musik rausbringen. Einige Demos habe ich schon vorliegen, am Ende suchen wir daraus die besten aus“, freut sich die Musikerin. Am 22. März tritt Heibl im Orpheum auf, davor spielt die Südsteirerin noch ein weiteres Livekonzert in Salzburg, am 23. Februar. „Meine ersten Songs waren während der Pandemie in den Charts, da hat es keine Konzerte gegeben. Umso aufgeregter bin ich jetzt darüber, live zu spielen.“
Ein Traum ging für Heibl 2024 aber schon in Erfüllung, gemeinsam mit Musikgrößen wie RAF Camora und Wanda ist die Südsteirerin bei den Amadeus Austrian Music Awards mit ihrem Song „Insanity“ in der Kategorie „Ö 3-Song des Jahres“ vornominiert. Fünf Lieder von 15 kommen am Ende ins finale Voting, abgestimmt werden kann bis 15. Februar. „Es ist so eine Ehre für mich, in dieser Liste zu stehen, weil da einige meiner großen Vorbilder mit drin sind. Diese Nominierung ist jetzt einfach zum Greifen nah, deswegen sage ich, man darf schon groß träumen“, so die Musikerin.