Vergangenen Mittwoch sind acht Männer und zwei Frauen im Grazer Straflandesgericht wegen Schlepperei vor einem Schöffensenat gestanden. Sie sollen in unterschiedlichen Konstellationen im Rahmen einer kriminellen Organisation mitgewirkt haben. Am Donnerstag wurde wieder ein Fall bekannt: In Feldbach (Südoststeiermark) ist ein ukrainischer Schlepper auf frischer Tat ertappt und festgenommen worden. Ein Mietauto, das von einem 20-jährigen Ukrainer gelenkt wurde, ist von Polizisten angehalten worden. Dabei wurde festgestellt, dass sich im Fahrzeug neben dem Lenker sechs syrische Flüchtlinge befinden, wovon sich zwei im Kofferraum des Fahrzeuges aufhielten. Der Fahrzeuglenker, der als Schlepper fungierte, wurde festgenommen und in die Justizanstalt Graz-Jakomini gebracht.
Schlepper passen Routen an
„Wenn es aufgrund der jüngsten Ereignisse auch nicht den Anschein hat, die Zahl der Anzeigen wegen Schlepperei ist rückläufig“, sagt Markus Lamb von der Landespolizeidirektion Steiermark. Er beruft sich dabei auf die jüngste Analyse des Bundeskriminalamts. Zuletzt hatte die Zahl der wegen Schlepperei Festgenommenen im Jahr 2022 einen neuen Höchststand erreicht. Nur 2015 war die Zahl noch höher. „Heuer hatten wir zwölf Aufgriffe, aber das erschreckt niemanden mehr. Es waren schon viel mehr“, erinnert sich Lamb.
Grund für den Rückgang seien die fremdenpolizeilichen Strukturen an den österreichischen Grenzen. „Wir haben laufend Schwerpunktaktionen gegen Schlepperkriminalität“, sagt der Polizeisprecher. Da Österreich fast nie Ziel, sondern Transitland wäre, könnten verstärkte Kontrollen dazu führen, dass Österreich als Teil der Schlepperrouten gemieden werde. „Es wird daher versucht, den Kontrolldruck hoch zu halten“, sagt Lamb. „Wir beobachten aber auch, dass die Gruppen sehr schnell lernen, wo kontrolliert wird und wie sie ihre Routen entsprechend anpassen müssen“. Die für die Geflüchteten oft gefährlichen Transporte ließen sich dadurch aber nicht verhindern. Stattdessen würden die Schlepper versuchen, von Slowenien über Italien in die Zielländer Frankreich und Deutschland zu gelangen.